Agrana: Konzernergebnis um 55,4 Prozent gestiegen

Der niederösterreichische Stärke-, Frucht- und Zuckerkonzern ist laut den aktuellen Bilanzzahlen gut unterwegs. Für das gesamte Geschäftsjahr 2017/18 wird eine EBIT-Steigerung um mindestens zehn Prozent erwartet.

Agrana-Generaldirektor Johann Marihart
Foto: Agrana
Agrana-Generaldirektor Johann Marihart: Ergebnisse in allen Segmenten deutlich verbessert

 

Das Konzernergebnis der Agrana belief sich im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18 auf rund 97,3 Millionen Euro. Verglichen mit dem ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2016/17 entspricht das einer Steigerung um 55,4 Prozent. Die Umsatzerlöse wuchsen um 3,2 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro. Das EBITDA stieg um 31,0 Prozent auf 149,6 Millionen Euro, das EBIT um 44,5 Prozent auf 130,6 Millionen Euro. „Wichtig ist, dass alle Segmente ihre Ergebnisse deutlich verbessert haben“, konstatierte Generaldirektor Johann Marihart bei der heutigen Bilanzpressekonferenz in Wien. Im Segment Zucker profitierte der Konzern von gestiegenenVerkaufspreisen, bei der Stärke wirkten sich Produktivitätssteigerungen sowie höhere Ethanolpreise positiv aus. Das Segment Frucht schließlich verzeichnete größere Absatzmengen bei Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentraten, bei den Letzteren war laut Marihart auch „das Preisniveau erheblich besser“. Finanzvorstand Stephan Büttner ergänzte, das „solide, differenzierte Geschäftsmodell“ der Agrana spiegle sich auch in der Bilanzstruktur wider. So sanken die Nettofinanzschulden um 20,8 Prozent auf 190,1 Millionen Euro, das Gearing verringerte sich um 3,6 Prozentpunkte auf 13,4 Prozent. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich um 5,3 Prozentpunkte auf 62,2 Prozent.

 

Der für Verkauf, Rohstoff sowie Einkauf und Logistik verantwortliche Vorstand Fritz Gattermayer fügte hinzu, der Bereich Stärke sei einmal mehr „die Stärke der Agrana“ gewesen. Positiv entwickelt habe sich unter anderem die Nachfrage nach Bio-Kartoffelstärke, einem Produkt, bei dem das Unternehmen Weltmarktführer sei und bei dem „ganz andere Margen verzeichnet werden als bei normaler Kartoffelstärke“. Im Segment Frucht habe die Agrana ihre führende Position in der Molkereiindustrie weiter ausbauen können. Steigende Nachfrage gebe es nicht zuletzt bei „Green Levels“, also Erzeugnissen, die von bestimmten Stoffen frei seien. Das Segment Zucker sei durch den weltweiten Produktionsüberschuss geprägt. „Sehr gute Ernten“ habe es etwa in Brasilien gegeben.

Zum Ende der Zuckermarktordnung am 1. Oktober erläuterte Gattermayer, der Zollschutz bleibe weiter erhalten. Freilich werde sich der sinkende Zuckerpreis nun auf den Preis für Zuckerrüben auswirken. Marihart zufolge hat sich die Agrana aber mit den österreichischen Rübenbauern auf niederschlagsabhängige Entschädigungszahlungen geeinigt.

 

Für das gesamte Geschäftsjahr 2017/18 erwartet Marihart einen moderaten Anstieg des Konzernumsatzes sowie ein deutliches EBIT-Wachstum. „Deutlich heißt in Bezug auf das EBIT mindestens zehn Prozent“, erläuterte der Agrana-Generaldirektor. Im Geschäftsjahr 2016/17 hatte das EBIT 172,4 Millionen Euro betragen. Mariharts Ankündigung zufolge wäre somit für 2017/18 mit mindestens 189,6 Millionen Euro zu rechnen.

 

Unterdessen setzt das Unternehmen seine Investitionstätigkeit fort. Am 11. Oktober gingen die neuen Anlagen in der Maisstärkefabrik Aschach in Betrieb. Damit erhöhte die Agrana ihre Produktionskapazität um rund ein Drittel auf 540.000 Tonnen pro Jahr. In einem wurde die Sprühtrocknungsleistung mehr als verdoppelt. Die Investitionen beliefen sich auf rund 80 Millionen Euro, mit denen die Agrana 25 neue Arbeitsplätze schuf. Ferner beschloss der Aufsichtsrat im Sommer, die Verarbeitungskapazitäten in der Weizenstärkefabrik in Pischelsdorf von 820.000 Tonnen auf 1,1 Millionen Tonnen pro Jahr zu erweitern und dazu 44 neue Arbeitsplätze einzurichten. Die Genehmigungen für das 92-Millionen-Euro-Projekt erwartet die Agrana für Frühjahr 2018, die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 vorgesehen.

 

Glyphosat: „Zug wohl abgefahren“

 

Zu den laufenden Debatten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat sagte Marihart dem Chemiereport, er rechne nicht mehr mit einer Zulassungsverlängerung: „Dieser Zug ist wohl abgefahren.“ Wenn für alle Unternehmen in Europa die gleichen Bedingungen gelten, habe er, Marihart, damit kein Problem. Fraglich sei allerdings, ob die Alternativen zu Glyphosat umweltverträglicher seien.