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March 30th, 2006

Der Wiener Synthese-Kaiser

Ulrich Jordis vom Institut für Angewandte Synthesechemie der TU Wien schildert seine Pläne nach der Galanthamin-Synthese mit Sanochemia: Dem erfolgreichen Alzheimer-Wirkstoff soll nun ein antivirales Nasenspray folgen. Der Wiener Synthese-Kaiser <% image name="Jordis" %><p> <small> Ulrich Jordis: „Antivirale Verbindungen sind das Top-Thema dieser Tage.“ </small> <i>Sie haben mit Johannes Fröhlich die industrielle Galanthamin-Synthese entwickelt und damit einen wirksamen Alzheimer-Wirkstoff im Tonnen-Maßstab ermöglicht. Wie kam es dazu?</i> Werner Frantsits, der heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Sanochemia, hatte Anfang der 1990er die Königsidee, mit dem Wirkstoff Galanthamin gegen Alzheimer vorzugehen. Entsprechende Tests bestätigten die Annahme, dass Galanthamin positive Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem zeitigt. Das Problem dabei: Dieser Wirkstoff konnte damals nur aus bulgarischen Schneeglöckchen gewonnen werden – nach einer Ernte standen gerade einmal wenige Kilogramm zur Verfügung. Zu einem Kilopreis von 50.000 $. Den Wirkstoff künstlich herzustellen, lag daher nahe. Dazu wurde ein Kernteam gebildet, bestehend aus Bernhard Küenburg und Laszlo Czollner von Sanochemia und Johannes Fröhlich und mir an der TU Wien. In dieser langjährigen Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Universitätschemikern konnte schlussendlich die industrie- und patentierfähige Synthese von Galanthamin auf die Beine gestellt werden. Diese Patente – 1996 wurden sie erteilt, weltweite Exklusivrechte hat die Sanochemia jetzt bis 2014 – waren schließlich ausschlaggebend dafür, dass Sanochemia als erstes österreichisches Unternehmen am Neuen Markt an die Börse kam. Damit hatten wir den Forschungs-Wettlauf mit Pharma-Companys aus Großbritannien und der Schweiz gewonnen. Wir haben dabei die Chemie nicht neu erfunden, aber wir haben sie so entscheidend verbessert, dass sie patentierbar und industriell durchführbar war. Insgesamt: Ein riesiger Erfolg der angewandten Synthesechemie. <i>Ihre Zusammenarbeit mit Sanochemia ist heute beendet. Womit beschäftigen Sie sich jetzt?</i> Das große Forschungsthema dieser Tage sind antivirale Verbindungen. Ich habe einige Jahre mit der Firma Greenhills Biotechnology zusammengearbeitet. Die haben vor etwa drei Jahren herausgefunden, dass eine relativ einfache chemische Verbindung – das Elivir – überraschend gute antivirale Aktivitäten aufweist. Elivir ist also eine Leadverbindung. Man hat mich gebeten, diese Struktur abzuwandeln. Und wir haben tatsächlich im Laufe dieser Zusammenarbeit teils durch gezielten Ankauf, teils durch Synthese von Analogverbindungen aufgrund von Strukturvorstellungen, einige Hundert Analogverbindungen für die Testung als antivirale Verbindungen verfügbar gemacht. So kam es dazu, dass Bernhard Küenburg nach sechs höchst erfolgreichen Jahren in der Schweizer Pharmaindustrie nach Österreich zurückkam, in dieses Projekt einstieg und es in das neu gegründete Start-up onepharm mitnehmen konnte. onepharm will nun mit Elivir die ersten klinischen Studien einleiten. Unsere Aufgabe im Rahmen eines neuen Forschungsprojektes an der TU Wien besteht jetzt darin, diese Leitstruktur weiter zu verbessern, um allenfalls auch noch einen Backup-Kandidaten zu haben, wenn das Elivir selber vielleicht nicht das hält, was es bis jetzt verspricht. Aber wir sind zuversichtlich, ein antivirales Nasenspray baldigst in die klinische Phase bringen können. <i>Sie arbeiten auch mit dem Institut für Strukturchemie zusammen? </i> Ja, Kurt Mereiter ist einer unserer geschätztesten Kollegen. Erst kürzlich konnte er für uns wieder Strukturen aufklären, die uns sehr geholfen haben. Neulich sind einem Mitarbeiter wunderschöne Kristalle in einem Reaktionsglas ausgefallen – fast 1 cm lang. Ich zeigte Mereiter diese Kristalle, weil ich einfach so eine Freude an den langen Nadeln hatte. Mereiter fragte, was das für eine Verbindung sei. Ich musste zugeben, dass wir es nicht wussten. Es war nicht die gewünschte Substanz. Mereiter schnappte sich die Substanz und retournierte uns nach nur 40 Minuten die Röntgenstruktur davon – das ist einsamer Rekord. Die Röntgenstrukturanalyse hat sich also in einer dramatischen Weise verbessert und gibt uns völlig neue Möglichkeiten, zahlreiche Rätsel zu lösen – in einem Tempo, das noch vor wenigen Jahren undenkbar war. <i>In den 1970ern war die Thiophenforschung sehr aktuell. Gibt es heute ähnliche Schwerpunkte?</i> In meiner jetzigen Forschung ist ein einzelner Heterozyklus vollkommen unbedeutend. Meine Verbindungen gehen quer durch den Gemüsegarten praktisch aller denkbaren heterozyklischen Verbindungen. Jetzt verwenden wir sogar modifizierte Terpene, machen Zuckerchemie, neuerdings auch Peptidchemie. Hier arbeiten wir an völlig neuen modifizierten Peptiden – aber darüber darf ich nicht sprechen, denn wir haben ein Patent mit der TU Wien in Einreichung. Das heißt, für uns hat sich die Arbeitsweise also grundlegend geändert: Früher hatte man eine Expertise, etwa über Thiophenchemie, da liefen Dutzende Dissertationen. Das ist heute vorbei. Die Arbeiten, die wir machen, haben im Hintergrund immer schon eine mögliche Wirkung. Welcher Heterozyklus da drinnen ist, ist von nebensächlicher Bedeutung. <i>Wo sehen sie die Zukunft der organischen Synthesechemie?</i> Ich stehe nach wie vor zum Namen, den wir für unser Institut gewählt haben: Angewandte Synthesechemie. Soll heißen: Wir suchen uns Probleme aus, die im Hintergrund meistens auch eine Anwendung haben. Ich habe bei vielen Beispielen erlebt, dass bei diesen Aufgaben immer wieder auch höchst interessante theoretische Problemstellungen auftreten. Beim Galanthamin war das etwa die kristallisationsinduzierte chirale Transformation. Diese erlaubt uns, praktisch 100 % eines Racemats in die gewünschte optische Form umzuwandeln. <i>Es geht also um Erfahrungen aus der Praxis, die theoretisch dennoch so interessant sind, dass sie es ins Lehrbuchwissen schaffen?</i> Ja, in den zielorientierten Synthesen treten eine Reihe an theoretischen Problemen auf, die – einmal gelöst – in Folge aber vielfältig umsetzbar sind. In meinem Fall sind es meist Pharmazeutika, andere machen Materialien, Katalysatoren, Farbstoffe, Polymere. Die angewandte Synthesechemie baut dabei vor allem auf das Instrumentarium modernster Katalysatoren und Verfahren wie Festphasenreaktionen oder Mikrowellen. Und: Wir können in diesen heiß umkämpften Gebieten überhaupt nur mittun, weil wir alle Tools haben, um auf dem neuesten Stand der Datenbanken zu sein. Die TU Wien ist absoluter Vorreiter auf dem Gebiet der digitalen Bibliothek, dem Data Mining. Denn: Gescheite Fragen zu stellen ist das eine. Das andere ist die dazugehörigen Antworten aus den sehr umfassenden Datenbanken zu filtern. Diese Datenbanken – das verfügbare Wissen – verdoppeln sich ja alle fünf bis acht Jahre. Wir rechnen heute in der Chemie damit, dass sich die Anzahl der bekannten Verbindungen alle fünf Jahre verdoppelt. Aber damit müssen wir leben.

Wien baut Kompetenz in der Allergieforschung aus

Mehr als ein Viertel der Österreicher leidet unter IgG-Antikörper-vermittelten Allergien. Während bisher vor allem im Bereich der Diagnose beachtliche Erfolge erzielt wurden, konzentriert sich die Forschung nun vermehrt auch auf neue Wege der Therapie. Wien baut Kompetenz in der Allergieforschung aus <% image name="Allergie" %><p> <small> Neues CD-Labor in Wien soll wirksame Allergie-Impfstoffe entwickeln. </small> Gerade im Frühling lassen Meldungen wie die des neuen Christian-Doppler-Labors für Allergieforschung viele Betroffene aufhorchen. Denn: Mit dem warmen Wetter nehmen auch die Beschwerden der Allergiker zu. Während es für die einen „nur“ Niesattacken oder juckende Hautausschläge sind, können die Symptome bei anderen bis hin zum allergischen Asthma reichen. <b>Expertenteam kooperiert mit Biotech-Industrie.</b> Genau 100 Jahre ist es her, dass der Wiener Arzt Clemens von Pirquet erstmals den Begriff der Allergie als eine durch das Immunsystem vermittelte Überempfindlichkeit gegenüber an sich völlig ungefährlichen Substanzen – den Allergenen – beschrieb. Sie sind in Form von Pflanzenpollen, Tierhaaren, Insekten, Hausstaubmilben und Nahrungsmitteln Auslöser für unterschiedliche Krankheitsbilder. Hilfe für Betroffene scheint nun aus Wien in Sicht. Am Institut für Pathophysiologie der Medizinischen Universität Wien (MUW) wurde ein neues Christian-Doppler-Labor für Allergieforschung eingerichtet, das unter der Leitung von Rudolf Valenta an Impfstoffen forscht, die auch bei schweren Allergieformen sicher zur Anwendung kommen sollen. Mit Valenta im Team arbeiten Margarete Focke-Tejkl, die als Trägerin des begehrten Hertha-Firnberg-Preises des Wissenschaftsfonds grundlegende Technologien für die Impfstoffentwicklung erarbeitet hat, sowie Ines Swoboda, Expertin auf dem Gebiet der Allergencharakterisierung. Zusätzliche Impulse kommen aus der Partnerschaft mit dem österreichischen Biotechnologie-Unternehmen Biomay und von einem an der MUW beheimateten Spezialforschungsbereich des FWF. Im Entwicklungsplan der Universität stellt die Allergologie künftig einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt dar. Durch die Zusammenarbeit der einzelnen Institutionen soll sich Wien als internationales Kompetenzzentrum für Allergieforschung positionieren. <b>Erster voll synthetischer Impfstoff.</b> Ehrgeiziges Ziel des Forscherteams ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre Impfstoffe für die häufigsten Allergien herzustellen und diese bis zur klinischen Erprobung zu bringen. Etwa fünf weitere Jahre wird es dann dauern, ehe die Produkte den leidgeplagten Patienten zur Verfügung stehen werden. Auf der Liste der häufigsten Allergene liegen die Birkenpollen an vorderster Stelle und stehen daher auch vorrangig im Visier der Forscher. „Wir haben festgestellt, dass die Zahl der an Allergien beteiligten Allergene sehr gering ist“, erklärt Valenta. „So ist es im Falle der Birke nur eine Eiweißsubstanz, die Allergien auslöst, bei der Hausstaubmilbe sind es zwei und bei den Gräsern vier. Inwieweit eine Impfung auch als prophylaktische Schutzwirkung haben könnte, muss noch geklärt werden“, so der Wissenschafter weiter. Aufbauend auf einem Wirkstoff, der an der MUW bereits vor einigen Jahren präsentiert worden ist, arbeitet das Team nun daran, die Allergene gentechnisch zu verändern. Nach einer genauen Analyse der Allergie auslösenden Substanzen entfernen die Forscher jene Anteile, die für Nebenwirkungen verantwortlich sind, und verändern die neuen Moleküle so, dass sie einen besonders hohen Impfschutz ermöglichen. Die veränderte Substanz führt im Körper zur Aktivierung einer Immunantwort, die über die Produktion von Immunglobulin G (IgG) läuft. Kommt der Körper dann wieder mit dem eigentlichen Allergie auslösenden Stoff in Kontakt, bleibt die „unerwünschte“ Immunantwort aus. Im Zuge der aktuellen Forschungen wollen die Wissenschafter noch einen Schritt weiter gehen und den Impfstoff erstmals weltweit zur Gänze synthetisch herstellen.

Erfolgreiche Blutreinigung

Das erste CD-Labor im Bereich Medizin ist 2005 ausgelaufen. Doch die Forschergruppe rund um Dieter Falkenhagen an der Donau-Uni Krems war derart erfolgreich, dass das Projekt zur extrakorporalen Blutreinigung mit Mitteln aus der Industrie weiter gefördert wird. <% image name="Falkenhagen" %><p> <small> Dieter Falkenhagen: Entwickelt Adsorber mittlerweile im Nanometer-Bereich. </small> Die Donau-Universität Krems ist historisch – sofern man davon nach so kurzer Zeit sprechen kann – als Universität mit Wirtschaftsschwerpunkt bekannt. Doch in den letzten Jahren ist ein Bereich derart stark gewachsen, dass er mittlerweile 60 % der Studenten stellt – nämlich Medizin und Biotechnologie. „Seit 2002 sind wir die größte Abteilung an der Universität“, präzisiert Dieter Falkenhagen im Gespräch mit dem Chemie Report. Der Mediziner und Physiker leitet die Abteilung für Medizinische Wissenschaften und ist international als Koryphäe auf dem Gebiet der Nephrologie und der Dialyse anerkannt. Ihm ist es auch gelungen, 1999 das erste CD-Labor im Bereich Medizin aufzubauen. Konkret wurde und wird an Konzepten der extrakorporalen Blutreinigung geforscht – mit Erfolg: Die ersten kommerziellen Produkte wurden bereits hergestellt. Ende 2005, nach mehreren Verlängerungen, sind die Zuwendungen der Christian-Doppler-Gesellschaft (CDG) ausgelaufen. Die Labors werden nämlich maximal sieben Jahre lang unterstützt. Insgesamt werden derzeit knapp 40 Forschungsstätten an österreichischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen unterhalten, die von der CDG und Sponsoren aus der Wirtschaft finanziert werden. Ziel ist es, die anwendungsorientierte Grundlagenforschung zu fördern und der Wirtschaft einen effektiven Zugang zu neuem Wissen in den modernen Naturwissenschaften zu ermöglichen. <b>Nano-Adsorber.</b> „Im Laufe der letzten sieben Jahre haben wir erfolgreich ein neuartiges Verfahren entwickelt, spezifische Substanzen aus dem Blut zu holen. Dies erreichen wir mittels Adsorbern, die dank spezieller Rezeptoren Substanzen binden können.“ Die ersten Adsorber mit einem Durchmesser von 100 bis 200 Mikrometern wurden in einer Art Patrone gesammelt, Hauptaugenmerk wurde dabei auf einen geringen Fließwiderstand gelegt. „Später konnten wir die Partikel auf 1 bis 10 Mikrometer verkleinern – derzeit sind wir bereits im Nanometer-Bereich“, so Falkenhagen. Gleichzeitig wurde im Laufe der Entwicklung das Verfahren geändert, das Blut zu reinigen: Statt in einer Filterpatrone befinden sich die Teilchen nun in Suspension, das Blut befindet sich in einem geschlossenen Kreislauf. Der Schwebezustand der Adsorber wird dabei durch einen schnellen Fluss aufrecht gehalten – erst wurden 10 l pro Minute umgewälzt, mittlerweile reicht 1 l pro Minute. Der springende Punkt dabei: Die Partikel dürfen im Fall einer Ruptur der semipermeablen Membran nicht in den Blutkreislauf zurück gelangen. „Die Lösung dieses Problems hat uns einigen Kraftaufwand gekostet“, erinnert sich Falkenhagen. Gelöst wurde es schließlich mittels Merkerpartikeln, die mit Floureszenz-Farbstoffen versetzt sind. Zusätzlich sind die Partikel magnetisiert, was eine Detektion durch Sensoren erleichtert. „Im fließenden Zustand sind somit bereits 5 Mikroliter nachweisbar“, ist Falkenhagen stolz. <b>Partner Fresenius.</b> Strategischer Wirtschaftspartner bei der Umsetzung der neuartigen Methode der extrakorporalen Blutreinigung war und ist Fresenius Medical Care, der Weltmarktführer bei Dialyseprodukten. „Fresenius ist derart begeistert von unserer Forschung, dass das Unternehmen nach der Auflösung des CD-Labors finanzielle Mittel in gleicher Höhe zugesichert hat“ – rund 350.000 € pro Jahr. „Das System ist mittlerweile unglaublich effektiv“, so Falkenhagen. Vor allem bei der Behandlung von Sepsis und Multiorganversagen könne das im Zuge der Forschungstätigkeit entwickelte System sehr gute Dienste leisten. „Allein in den USA gibt es 800.000 Sepsis-Fälle pro Jahr, 200.000 davon verlaufen tödlich.“ Sie sind darüber hinaus auch ein ökonomischer Faktor: Eine Behandlung kostet rund 30.000 bis 35.000 € – und Sepsis-Fälle machen nicht weniger als 25-30 % aller Kosten im Intensivbereich aus. „Es gibt unterschiedliche Phasen der Sepsis – und genau hier lässt sich unser System im Verbund mit schnellen Diagnostikverfahren einsetzen“, so Falkenhagen. Je nach Phase lassen sich wirksame Adsorber schnell in das System injizieren und so entsprechende Substanzen aus dem Blut befördern. Falkenhagen: „Unsere Technologie der extrakorporalen Blutreinigung kann aber auch für andere Einsatzgebiete verwendet werden, beispielsweise bei Leberversagen oder Autoimmunerkrankungen – Stichwort akutes Rheuma.“ Im Zuge der Forschungstätigkeit wurde bereits eine Firma in Krems gegründet, die rund ein Dutzend Personen beschäftigt und sich auf die Produktion der Adsorberpartikel konzentriert. In der institutseigenen Elektronik-Abteilung wurden bereits Geräte hergestellt, die das neue Blutreinigungsverfahren anwenden, Partner Fresenius wird diese vermarkten. „Wir kooperieren auch intensiv mit anderen Universitäten, etwa der TU Wien oder der Uni Wien“, beschreibt Falkenhagen sein Netzwerk. Und: „Wir wären auch durchaus in der Lage, mit der geplanten Elite-Uni gemeinsame Forschungsarbeit zu leisten.“ Unterdessen geht in der Abteilung, die mit ihren vier Einheiten Biochemie, Verfahrenstechnik, Zellbiologie und Elektronik fast alle Bereiche der entsprechenden Forschung abdeckt, die Entwicklung der extrakorporalen Blutreinigung durch Adsorber weiter. „Wir werden sicherlich in den nächsten ein bis zwei Jahren ein neues CD-Labor beantragen“, meint Falkenhagen. Dieses werde sich aber in einem neuen Gebiet bewegen, etwa den Bereichen Sensortechnik oder Zellbiologie. Erfolgreiche Blutreinigung

Die richtige Pille für jeden Patienten?

Die personalisierte Medizin als neuer Therapieansatz weckt eine große Erwartungshaltung – erste Produkte kommen aber nur zögerlich auf den Markt. Was die Pharmakogenetik zu leisten imstande ist. <% image name="Menschenstrom" %><p> <small> Verschiedene Menschen, verschiedene Gene: Die Pharmakogenetik erzielt erste Erfolge, Medikamente auf die Erbfaktoren abzustimmen. </small> Krankheiten gezielt behandeln, von Beginn an mit der richtigen Medikamenten-Dosis. Ohne Nebenwirkungen. Für jeden einzelnen Patienten feingetuned. So die Vision. Die Realität sieht aber anders aus. Denn kein Patient wird je individuell „sein“ Medikament verschrieben bekommen können. Überhaupt ist der Begriff „personalisierte Medizin“ irreführend – „maßgeschneidert“ sind die aktuellen Biotech- und Pharma-Ambitionen nämlich nur für bestimmte Patientengruppen, die sich nach charakteristischen Biomarkern im Erbgut einteilen lassen. Für die Pharmaindustrie hat die Suche nach Zusammenhängen zwischen der Wirksamkeit eines Wirkstoffs und den genetischen Eigenschaften von Patientengruppen den Anreiz, die Kosten während der Medikamentenentwicklung geringer zu halten. Denn maßgeschneiderte Medikamente könnten in klinischen Studien mit vergleichsweise wenigen Teilnehmern erprobt werden, die an den maßgeblichen Stellen im Erbgut genetisch homogen sind. <b>Erbfaktoren.</b> Bis dato hat die Forschung am menschlichen Erbgut durchaus große Fortschritte gemacht. Wir wissen heute wesentlich mehr über molekulare Ursachen und die Mechanismen bei der Entstehung und dem Ablauf von Erkrankungen. Es werden nicht nur laufend Gene identifiziert, die hier eine Rolle spielen. Man weiß auch, dass die Gene in unterschiedlicher Kopienzahl vorhanden sein können und dies einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben kann. Die Gensequenz selbst ist vielfach schon aufgeklärt. Die Gene unterschiedlicher Menschen können sich in bestimmten Bausteinen unterscheiden. Diese genetischen Marker nennt man Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs). Sie haben einen Einfluss darauf, ob, wie und in welcher Dosierung Medikamente wirken und ob Nebenwirkungen bei einer Behandlung auftreten. Was wäre für die Ärzte und vor allem für die Patienten schöner, als die richtige Dosierung von vornherein zu kennen und Nebenwirkungen ausschließen zu können? Auch aus gesundheitsökonomischen Gründen sind maßgeschneiderte Medikamente interessant: So verursachten Nebenwirkungen in den USA im Jahr 2000 Kosten über 177,4 Mrd $, größtenteils bedingt durch Krankenhauszuweisungen. Relevante SNPs zu identifizieren ist der Job der Pharmakogenetik. Sie nutzt die Technologien der Genomforschung sowohl für die Entwicklung neuer als auch für die Charakterisierung bereits auf dem Markt befindlicher Medikamente. Ihr Ziel ist es, Arzneimittel für spezifische Erkrankungen für Patientengruppen mit einem bestimmten Genotyp zu entwickeln. Relevante Polymorphismen können in Genen von Rezeptoren liegen, welche Wirkstoffe binden und für deren Transport sie zuständig sind. Weitere SNPs entscheiden über die Aktivierung und die Inaktivierung der Wirkstoffe. Wieder andere beeinflussen, wie schnell toxische Abbauprodukte bzw. Medikamente aus der Zelle ausgeschleust werden, noch bevor eine Wirkung eingetreten ist. Hoffnungsfeld Onkologie. Der Labormediziner Alexander Haushofer, Oberarzt am Institut für Laboratoriumsmedizin am Landesklinikum St. Pölten, führt diesen Prozess näher aus: „Bei rund 30 % aller Arzneimittel besorgt das Ausschleusen das P-Glykoprotein p-GP, eine unspezifische Pumpe mit breiter Substratspezifität, die das Genprodukt des „Multidrug Resistance“-Gens MDR-1 darstellt. Das MDR-Gen kommt in verschiedenen Varianten vor. Ein SNP im Exon 26 beeinflusst nun die Transporterfunktion: Die TT-Variante bildet wenig p-GP in der Darmwand. Liegt TT vor, wird die Wirkstoffkonzentration eines Arzneimittels im Blut relativ hoch sein. Das heißt, ein Patient mit TT-Variante braucht beispielsweise eine niedrige Dosierung seines Herzmedikaments Digoxin.“ Bei toxischen Substanzen wie den Chemotherapeutika lernt die Tumorzelle, sich zu schützen, indem sie mehr von diesen spezifischen Pumpen produziert. Dieser Ausschleusungsprozess wirkt sich bei der Tumortherapie oft fatal aus – es wirkt dann nämlich die Chemotherapie nicht mehr, Resistenz ist eingetreten. Die Chemotherapie ist auch durch das meist enge therapeutische Fenster limitiert. Wirksame und toxische Dosis liegen also eng bei einander. Haushofer ist davon überzeugt, dass die Pharmakogenetik in der Onkologie ein vielversprechender Ansatz ist: „Durch die prätherapeutische molekular-diagnostische Erfassung von beispielsweise einer Thiopurinmethyltransferase-Defizienz bei Therapie mit 6-Mercaptopurin, einer DPD-Defizienz oder MTHFR-Defizienz bei Therapie mit 5-Fluorouracil, kann die Dosierung des Medikamentes individuell angepasst und gravierende Nebenwirkungen verhindert werden.“ <b>Beispiel Brustkrebs.</b> Ein Beispiel, wo Pharmakogenetik in der Onkologie bereits erfolgreich eingesetzt wird, ist die Therapie mit Herceptin, einem Wirkstoff von Roche. Es handelt sich dabei um einen humanisierten monoklonalen Antikörper, der für die Behandlung von metastasierendem Brustkrebs zugelassen ist. Er blockiert die Funktion des HER-2 Proteins (Human Epidermal Growth Factor Receptor 2), das im Durchschnitt bei jeder dritten Brustkrebspatientin in vergleichsweise hohen Mengen gebildet wird. Betroffene Patientinnen sind für Rezidive anfälliger und überleben weniger lang krankheitsfrei als andere. Herceptin verbessert die Überlebensrate bei Frauen, die HER-2 überexprimieren – und das nur bei diesen. Voraussetzung für die Behandlung mit dem Medikament ist ein Gentest. Ein weiteres Feld, in dem die Pharmakogenetik zum Einsatz kommen könnte, ist die Familie der Cytochrom P450-Enzyme. Sie sind bei einer signifikanten Anzahl der derzeit verfügbaren Medikamente für fast alle heute beschriebenen Fälle von Arzneimittelnebenwirkungen verantwortlich. Ein gutes Beispiel ist das Cytochrom P450 2D6 (CYP2D6), das den Metabolismus von annähernd 20-25 % aller Medikamente beeinflusst, die gegenwärtig auf dem Markt sind. Fehlt dieses Enzym, so ist die Wirkung der schmerzstillenden Mittel Tramadol und Codein vermindert. Manche der trizyklischen Antidepressiva werden nicht so schnell abgebaut, was Nebenwirkungen wie Herzprobleme nach sich ziehen kann. Roche Diagnostics hat vor rund einem Jahr einen Chip auf den Markt gebracht, der Aussagen über den P450-Stoffwechsel zulässt, indem er mehr als 30 Mutationen, darunter Deletionen, Translokationen und SNPs erfasst. „Der Test wird noch vor Beginn der Medikation durchgeführt. Wenn man frühzeitig weiß, wie Patienten reagieren, kann man sie früher aus der Depression holen“, sieht Georg Kutalek, Leiter der molekularen Diagnostik bei Roche Diagnostics den Vorteil des Tests. Das leuchtet ein – allerdings sind die Anwendungen für den Chip laut Haushofer derzeit noch mehr in Richtung angewandter Forschung, Erfassung entsprechender klinischer Daten, als in klinischer Routinediagnostik zu sehen. Haushofer weist noch auf etwas anderes hin: „Bei allen Möglichkeiten, welche die Pharmakogenetik zu bieten scheint, darf man nicht die Möglichkeiten eines konventionellen modernen Drug Monitorings vergessen, das uns gute Hinweise für die richtige Dosierung von Medikamenten liefert, wenn es professionell durchgeführt wird.“ <b>Einschränkungen.</b> Tatsächlich ist der klinische Nutzen der Pharmakogenetik nicht bei allen Ansätzen so klar erkennbar wie in der Onkologie bei Herceptin oder der prätherapeutischen Erfassung von möglichen Nebenwirkungen von Chemotherapeutika. Welche Hürden es zu überwinden gibt, zeigt etwa die Aktivität eines interdisziplinären Arbeitskreises, der von namhaften Labormedizinern ins Leben gerufen wurde und von Manuela Födinger im AKH Wien geleitet wird. Der Arbeitskreis hat das Ziel, Leitlinien zu einer Reihe von Krankheitsbildern speziell für die Labormedizin zu entwickeln. Im Fokus stehen Evidenzanalysen, die zeigen sollen, welche SNPs jeweils eine klare Assoziation für bestimmte Risikokollektive aufweisen. Woran könnte es liegen, dass die Evidenz oft nicht ganz einfach zu erkennen ist? Meist hat der Arzt nicht „gesunde Kranke“ mit lediglich einer bestimmten genetischen Disposition vor sich. Neben den genetischen spielen auch Faktoren wie das Alter, die Ko-Morbidität und die Ko-Medikation eine nicht zu unterschätzende Rolle, wie Patienten auf eine Behandlung reagieren. Darüber hinaus liefert das Ergebnis eines Gentests in manchen Fällen auch falsch-positive Befunde. Nüchtern betrachtet ergänzt die Pharmakogenetik also weitere medizinische Informationen und erhöht so die Wahrscheinlichkeit, dass der Arzt die richtigen Entscheidungen trifft. Der klinische Nutzen ist in vielen Fällen noch unsicher. „Ob Pharmakogenetik im einzelnen Fall dem Patienten etwas bringt, lässt sich nur mit großen randomisierten, prospektiven Studien beantworten, die es noch nicht gibt“, ist man sich einig. Doch bei allen Einschränkungen ist Haushofer überzeugt: „Die Pharmakogenetik ist ein wirklich hoffnungsvoller Weg.“ Die richtige Pille für jeden Patienten?

Nanopartikel für Filtermembrane

Am Institut für Verfahrenstechnik der Universität Linz wird an der Aufbringung von Nanopartikeln auf Membranen geforscht. Das Ergebnis könnte bald ein Nanofilter sein, der eine deutlich größere Oberfläche aufweist als herkömmliche Filter. <% image name="Unilinz" %><p> Nanopartikel und Membrane – diese Kombination könnte in naher Zukunft ein komplett neues Filtermaterial ergeben. Die Linzer Forscher bringen Nanopartikel auf Filtermembrane auf und stellen so Filter her, die eine weitaus höhere Oberfläche aufweisen und sogar katalytisch wirken können. Die eingesetzten Polystyrol-Partikel haben eine Größe von weniger als 100 Nanometer. „Die Forschung ist hier noch in der Anfangsphase“, präzisiert Projektmitarbeiter Harald Wutzel im Gespräch mit dem Chemie Report. „Wir experimentieren ständig mit neuen Anordnungen und Dosierungen. Ziel ist aber, hieraus einmal ein Filterprodukt herzustellen.“ Die Nano-Kügelchen, die auf den extrem dünnen Kunststoff-Membranen aufgetragen werden, erlauben eine Maßschneiderung auf den jeweiligen Filterzweck. „Wir fügen auch so genannte katalytische Gruppen ein – bei der Passage können so neue Verbindungen entstehen“, so Wutzel. Hierbei kommen verschiedenste funktionelle Moleküle zum Einsatz. <b>Pionierarbeit.</b> Mit der Forschungsarbeit wird Pionierarbeit geleistet, international gibt es kaum vergleichbare Projekte. „Ich kenne nur wenige Forschergruppen, die sich eines ähnlichen Themas annehmen – so forscht beispielsweise Dow Chemical in den USA an ähnlichen Filtern, dort werden aber größere Partikel verwendet.“ In der Praxis greift das Institut für Verfahrenstechnik unter der Leitung von Wolfgang Samhaber auf die Querstromfiltration zurück, bei der sich eine Schicht von Nanopartikeln auf den verwendeten Membranen aufbaut. „Im Labor erzielen wir vielversprechende Resultate. So wird etwa Natriumsulfat stärker gefiltert als bei der Verwendung der reinen Trägermembran“. Die persönliche Zielsetzung liege aber nicht nur in der reinen Filtration, sondern vor allem bei den chemischen Prozessen, die man dank der Nanopartikel während der Filtration durchführen kann. „Durch die Anbringung von katalytischen Gruppen kann man Trennprozesse viel selektiver gestalten“, so Wutzel. Zum Einsatz kommen hier derzeit vor allem Gelate, die sowohl Stoffe binden wie auch eine Reaktion erzeugen können. Ähnlich einem Baukastensystem könnten hier in Zukunft bestimmte Reaktionen bei der Filtration kontrolliert hervorgerufen werden. Wutzel, der ursprünglich aus dem Bereich der Polymerchemie kommt, will noch ein bis anderthalb Jahre im Zuge seiner Doktorarbeit an dieser Thematik forschen. „Danach würde ich mein Wissen gerne weitergeben, damit die Forschung an unserem Institut weiterlaufen kann.“ Bis dahin sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden: Die derzeitige Forschung konzentriert sich noch darauf, herauszufinden, inwieweit die Nanofilter herkömmlichen Filtern überlegen sind. Nanopartikel für Filtermembrane

Nano-Wissen meets Business

Martin Mennig von der EPG Engineered nanoProducts Germany in Saarbrücken schildert die Möglichkeiten innovativer Nanobeschichtungen. Er fordert: Statt Rahmenprogrammen mit Fleckerlteppich- und Zufallseffekt braucht Europa endlich eine vertikale Forschungsintegration. <% image name="Mikroskop1" %><p> Nanotechnologie? Inflationärer Begriff! Nennen wir das Kind beim Namen: Ein Werkstoff ist in der Regel so gut wie seine Oberfläche. Punkt. Wir reden von Farbe, von Korrosionsschutz – alleine die Korrosion zersetzt jährlich rund 3 % des weltweiten BIP –, von Härte und Haptik, von der Abriebfestigkeit, von antistatischen und mikrobiziden Eigenschaften, von Licht- und Wärmetransmission, von Reinigbarkeit. „Gute Gründe, um sich mit diesen Oberflächen zu beschäftigen“, sagt Mennig, der in Saarbrücken die universitäre Forschung mit einer eigenen Company der Industrie zuführt. „Die Werkstoffentwicklung, die Werkstoffmärkte und die Werkstoffanwendungen folgen ihren eigenen Gesetzen. Diese Gesetze sind leicht zu verstehen, jedoch gravierend in ihrer Auswirkung auf Entwicklung, Verkauf und Anwendung.“ Als Basiswissen gibt der deutsche Forscher folgendes zur Hand: &#8226; Die Werkstoffentwicklung braucht mindestens zehn Jahre, bis sie als Produkt auf den Markt kommt. Und das bedeutet, dass in Europa – basierend auf den Forschungen der vergangenen Jahrzehnte, ein Vorsprung gegenüber Asien und Nordamerika vorhanden ist. &#8226; Europa weist eine arbeitsteilige Struktur auf: Es wird streng zwischen Werkstoffentwickler und Werkstoffanwender getrennt – zwischen ihnen liegt der freie Markt. Und das wirkt stark innovationshemmend. Denn für diese Arbeitsteiligkeit werden in der Regel Werkstoffe nur dann entwickelt, wenn sie ein ausreichendes Marktvolumen – meist sind das einige Zigtausend Tonnen – aufweisen. &#8226; Beschichtungen für Spezialanwendungen braucht man aber in deutlich kleineren Mengen. Damit werden sie kommerziell kaum angeboten, bleiben also eine ausschließliche Domäne der Forschung. Und genau diesen „Flaschenhals“ Richtung Industrie gelte es zu vermeiden – verbindende Strukturen sind gefordert. Die seit 30 Jahren mangelhafte Forschungsintegration in vertikaler Richtung muss also verwirklicht werden. Und zwar durch wirtschaftliche Anreize für die Grundlagenforschung ebenso wie die Einbindung von Managementstrukturen in die Forschung selbst. <b>Charming Nanoparticles.</b> Innovative Verbundschichten aus Nanopartikeln können auf Polymeren basieren (Methacrylate, Epoxide), elektrochemisch abgeschieden oder durch den Sol-Gel-Prozess aufgetragen werden. Mennigs EPG hat sich auf letzteren spezialisiert und spricht von „Charming Nanoparticles“, die durch zahlreiche nutzbare Eigenschaften glänzen. Via Superparamagnetismus etwa: In einen Tumor eingeschleuste Nanopartikel können dadurch dazu benutzt werden, Wärme via Magnetfeld zu erzeugen und so den Tumor zu zerstören. Superparamagnetismus bewirkt dabei, dass die Partikel nach dem Abschalten des Magnetfeldes nicht verklumpen. Ebenso können damit rasch und günstig HI- und Hepatitisviren nachgewiesen werden – Roche Diagnostics setzt diese Testkits bereits erfolgreich ein. Weitere Anwendungen eröffnen sich für die Nanopartikel durch mikrobizide Oberflächen – etwa durch Hygieneschichten auf Hörgeräten. Mennig rechnet dafür einen Marktwert von 40 Mio € vor. Bei einem Werkstoffeinsatz von nicht ganz 2 kg. Mikrobizide Eigenschaften sind auch ein heißes Thema bei Pharma-Verpackungen – hier sorgen geringe Silberkonzentrationen etwa an der Innenseite kleiner Plastikfläschchen für garantiert saubere Verhältnisse. Generell gebe es, so Mennig, im Hygienebereich noch eine Reihe ungelöster Probleme, sodass dieser „ein lohnendes Forschungsfeld“ abgebe. Photokatalytische Werkstoffe erzielen in Japan mittlerweile mehr als 1 Mrd $ Umsatz. Nano-Wissen meets Business

Downgrading? UPGRADING!

Die Mischung macht’s: Österreichs Kunststoff-Branche zeigt vor, wie durch innovative Compounds aus bereits ausgereizt geglaubten Werkstoffen neue Funktionen – und neue Märkte – entstehen. Downgrading? UPGRADING! <% image name="Poloplast_Compound" %><p> Es ist erfrischend, aus Österreichs Industrie heraus weder von China-Angst noch Osteuropa-Paranoia zu hören. Es tut gut, von Vorsprung zu hören. Und es baut auf, wenn niedrigen Löhnen in Fernost nicht allein hohe im Inland gegenüberstehen, sondern: Auch ein deutlicher Know-how-Vorsprung. Im oberösterreichischen Leonding bei Linz etwa. Dort hat die primär auf Rohrsysteme spezialisierte <a href=http://www.poloplast.at>Poloplast</a> „alle Hände voll zu tun“: Seitdem der Kunststoff-Spezialist nicht allein die beiden Heimmärkte Österreich und Deutschland betreut und sich damit gewissermaßen von der heimischen Baukonjunktur abkoppelte, werden hohe Wachstumsraten erzielt – 2005 sprang der Umsatz um 15 % auf 66 Mio €. Das Rezept von Poloplast-Chef Guntram Bock: „Der hohe Cashflow wird zu einem Gutteil in die Innovationskraft investiert – ohne jedoch in eine reine Kostenspirale einzutreten. Wir haben gelernt, nein zu sagen.“ <b>Vorsprung.</b> Mit simplen Commodity-Rohren wäre es Poloplast unmöglich gewesen, eine starke Marke aufzubauen. Mitte der 1990er-Jahre entstanden veredelte Rohrsysteme, die aufgrund ihrer Hygiene- und Brandschutz-Eigenschaften, ihrer Steifigkeit, Schalldämmung und Leitfähigkeit zum Exportschlager wurden. Dank Ko-Extrusion und Mehrkomponenten-Spritzguss erreichen die Dreischicht-Rohre „POLO-KAL“ heute einen Bekanntheitsgrad von 85 % – vergleichbar mit Marken wie Milka oder Red Bull. Einen ähnlichen Innovationsschub will Poloplast nun mit funktionellen Werkstoffen erzielen: „Unser neues Standbein – maßgeschneiderte Compounds – soll künftig 20 % des Gesamtumsatzes erzielen. Wir schließen damit eine Lücke zwischen den großen Chemie-Konzernen und den Kunststoffverarbeitern: Der Drang der Rohstoffhersteller zu immer größeren Polymerisations-Anlagen geht einher mit einem stets kleiner werdenden Produkt-Spektrum dieser Anbieter. Und genau hier treten wir auf den Plan.“ <b>Veredelung.</b> Rund 5 Mio € hat Poloplast in entsprechende neue Produktionsanlagen (eine Kapazität von rund 7.000 t/Jahr) sowie Labors investiert, um nun gemeinsam mit den Kunststoff-Verarbeitern eine Reihe an Werkstoffen zu veredeln. Rund 100 neue Compounds sind in den letzten beiden Jahren bereits im Poloplast-Labor entstanden. Das Hauptaugenmerk legt Poloplast dabei auf das Veredeln von Polyolefinen im Struktur- und Funktionsbereich, auf hochgefüllte Systeme (die rund 80 % an Zusatzstoffen beinhalten) sowie auf sehr zähe – hochmolekulare und viskose – Compounds. Eine völlig neue Werkstoff-Familie hat Poloplast mit „POLO-BLEND“ (PBO, PBC und PBE) entwickelt. Und zwar mit „Hartnäckigkeit“, wie Poloplast-Ingenieur Roman Reder erzählt, „und dem Glauben daran, dass mit neuen Blend-Komponenten durchaus noch sinnvolle Mischungen gefunden werden können“. Durch ein systematisches Trial & Error entstanden so neue Polymere, die im Nanobereich voreingestellte Funktionen übernehmen können. <b>Neue Blends.</b> Die drei Werkstoffe weisen Verbesserungen in mehreren Eigenschaftsfeldern gleichzeitig auf. Sie schließen insbesondere die Lücke zwischen Hochtemperaturplasten und Polyolefine, indem sie eine Langzeit-Temperaturbeständigkeit bis zu 160 Grad C aufweisen. Am weitesten fortgeschritten ist POLO-BLEND PBO, der in dieser Ausprägung bisher noch nicht am Markt verfügbar war. Er lässt sich außerordentlich gut mit Additiven und Füll- bzw. Verstärkungsstoffen modifizieren und überzeugt vor allem durch eine minimale Ausdehnung bei Wärme sowie geringe Reibwerte. Zum Einsatz wird der neue Werkstoff daher in der Autoindustrie, dem chemischen Apparatebau sowie in der Medizintechnik kommen. <hr> <u>Wie Kunststoffe veredelt werden können:</u> &#8226; Polyolefinverstärkung durch Mineralien: Mit Talkum, Kreide oder Bariumsulfat etwa &#8226; Flammschutz durch halogenfreie Polyolefine &#8226; Als Elastomer-modifiziertes oder nukleiertes Polypropylen &#8226; Speziell stabiles Polypropylen (z.B. Kupfer-, Gamma- oder Vakuumstabilisierung) &#8226; Antistatische Polyolefine &#8226; Polyolefin-Blends: Die Kombination mit polaren Thermoplasten &#8226; Mikroporöse, atmungsaktive Strukturen (Breathable Films, die mehr als 10 kg Wasserdampf binnen 24 h diffundieren und damit Filtrations-Funktionen auf molekularer Ebene übernehmen können)

Klimaanlage für den Vienna Skylink

Mit dem Ausbau des Wiener Flughafens wurde der Ausbau der Kältezentrale notwendig. Das Projekt „Kältezentrale Nordost“ hat die steirische <a href=http://www.smb.at>SMB</a> abgewickelt – der größte Einzelauftrag in ihrer Unternehmensgeschichte. <% image name="SMB_Haus_gesamt" %><p> <small> Neue Kältezentrale Nordost – knapp 1 km vom Tower entfernt. </small> Projekt „Skylink“: Das meint derzeit Europas größte Hochbau-Baustelle Mitteleuropas. Das bedeutet auch das Hochrüsten des Wiener Flughafens zum unmissverständlich wichtigsten Osteuropa- und Fernost-Hub. Und das bedeutet ein Investment von 400 Mio €, um ein neues sichelförmiges Terminal samt Pier ab 2008 an den bestehenden Terminal-Trakt anzudocken. Neue Check-In-Einrichtungen, Shopping-Meile, Lounges, 51 neue Gates – auf einer Gesamtlänge von 730 m und eine Geschossfläche von 150.000 m2. Und all das will wohl temperiert sein. Mit Klimakaltwasser für die Raumkühlung und Belüftung. Aufbereitet von fünf so genannten Chillern, in denen jeweils 220 kg Ammoniak zirkuliert, kondensiert und wieder flüssig wird. Resultat: 6 °C kaltes Wasser anstelle von 12 °C kaltem Wasser. 100 l die Sekunde. Zugestellt durch dicke 600 mm-Rohre. In einem mehrere Kilometer langen Kanalsystem, das sich unterhalb der gesamten Flughafen-Stadt verzweigt. <% image name="SMB_Waermetauscher" %><p> <small> Rückkühleinrichtungen am Dach der Kältezentrale. </small> <b>Wärmetausch.</b> Rund vier Monate lang hat SMB-Ingenieur Reinhard Rinofner mit einer 25 Mann starken Montage-Truppe die neuen GEA-Maschinen aufgebaut. „Es handelt sich dabei um fünf autarke Systeme, die jeweils mit einer Motorleistung von 630 kW rund 2,6 MW thermische Leistung erzeugen und in Folge hydraulisch zusammen geschalten sind“, erzählt der Planungsprofi. „Man kann sich die Anlage als eine Art umgekehrte Wärmepumpe vorstellen, wobei die Wärmedifferenz eben nicht ,mitgenommen’, sondern ,abgegeben’ wird.“ Mannshohe Wärmetauscher machen das möglich. <% image name="SMB_Rohrsystem" %><p> <small> 600 mm-Rohre erstrecken sich über das gesamte Flughafen-Areal. </small> Pro Kältemaschine sind dabei zwei Rückkühler á 1575 kW Rückkühlleistung angebunden. Diese Rückkühler sind in einen mit einem Glykol-Wassergemisch gespeisten Leitungssystem eingebunden. Im Winter erlaubt dieses System auch ein so genanntes Free Cooling: „Dabei wird das Kaltwasser ohne die Kälteanlagen generiert, indem es über die Kollektoren am Dach der neuen Kältezentrale geführt wird.“ Insgesamt verfügen die beiden Kältezentralen am Wiener Flughafen nun über eine thermische Leistung von 23 MW. Ihr Ausbau kostete rund 12 Mio € – der von SMB abgewickelte Anlagen-Part umfasste 4,4 Mio €, der Rest entfiel auf den Neubau und nicht zuletzt eine notwendig gewordene Hochspannungsanlage mit 5 Trafostationen sowie die Anbindung an das übergeordnete Leitsystem: Einige Hundert Sensoren überwachen im Siemens Simatic-System permanent den Zustand der Anlagen. Klimaanlage für den Vienna Skylink

Neues Prüfverfahren für Kunststoffteile

Der Flugzeugzulieferer <a href=http://www.facc.at>FACC</a> hat gemeinsam mit der Fachhochschule Wels ein thermographisches Prüfverfahren für Kunststoffkomponenten entwickelt, das schneller und günstiger als herkömmliche Systeme arbeitet. Neues Prüfverfahren für Kunststoffteile <% image name="FACC_Winglet" %><p> <small> FH Wels und FACC entwickelten thermografisches Prüfverfahren. © FACC </small> Herkömmliche Prüfverfahren für Kunststoffteile sind zeitraubend und kostenintensiv: selbst für die Prüfung eines Quadratmeters der einfachsten Form – einer ebenen Fläche – wird schon einmal eine Viertelstunde oder mehr aufgewendet. Der oberösterreichische Flugzeugzulieferer FACC und die FH Wels haben nun gemeinsam ein Verfahren entwickelt, welches das Potenzial hat, weitaus schneller und günstiger einsetzbar zu sein. „Bis dato haben wir traditionellerweise auf Ultraschall zur Prüfung von Kunststoffteilen gesetzt“, erklärt Helmuth Höller. Höller ist Head of Quality Inspection bei FACC und unter anderem zuständig für die zerstörende und nicht zerstörende Prüfung von Bauteilen. „Mit der Fachhochschule haben wir ein thermografisches Verfahren entwickelt, das Fehler in Composit-Bauteilen aufspüren kann. Wir versprechen uns von dieser Methode, künftig schneller und kostengünstiger prüfen zu können“. Das Ausmaß der Beschleunigung sei aber zum jetzigen Zeitpunkt noch schwierig zu beurteilen, vor allem da es sich in der Praxis um komplexe Bauteile handle. <b>Thermografie.</b> Die Methode der Thermografie wird in der Industrie bereits erfolgreich eingesetzt, so zum Beispiel bei Stahlteilen. Sogar im Kunststoff-Bereich wird Thermografie bereits eingesetzt – jedoch herrscht hier noch ein geringer Wissensstand. „Es geht immer um die Fehlerkriterien, man kann nicht alle Kunststoffe über einen Kamm scheren. Ein faserverstärkter Kunststoff im Automobilbereich ist anders zu prüfen als beispielsweise Volllaminatteile für die Luftfahrt“. Die herkömmliche händische Pulsecho-Prüfung ist sehr zeitaufwändig: Das Werkstück muss im Rasterverfahren langsam abgefahren werden. „Der Aufwand ist stark abhängig von der Fehlergröße, die gesucht werden soll“, so Höller. „Sucht man einen Fehler von 6 mm Breite, benötigt man einen Spurabstand von nicht mehr als 2 mm.“ Beim thermografischen Verfahren dagegen wird das gesamte Teil auf einmal erfasst. „Dabei wird das Werkstück mittels Halogen-Blitzlicht geringfügigst erwärmt. Die hochauflösenden Thermokameras erfassen dann die Unterschiede in der Abkühlungsrate, die entstehen, wenn ein Werkstück fehlerhafte Stellen aufweist“. Je nach Dicke des zu prüfenden Teils wird beim Prüfverfahren auf Reflexion oder Transmission gesetzt. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, das Bauteil mittels Ultraschall zu erwärmen und danach die Abkühlungsrate zu messen.

Degussa verkauft Water Chemicals-Geschäft

<a href=http://www.degussa.de>Degussa</a> verkauft ihr Water Chemicals-Geschäft an Ashland. Der Kaufpreis beträgt inklusive der zu übernehmenden Schulden 120 Mio €. Degussa verkauft Water Chemicals-Geschäft <% image name="Degussa" %><p> Angesichts des Konsolidierungsprozesses in der Wasserchemie-Branche hatte der Degussa-Vorstand beschlossen, das Water Chemicals-Geschäft zu veräußern, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich in eine führende globale Position weiterzuentwickeln. „Der Bereich Abwasserbehandlung nimmt in der Weltwirtschaft eine immer wichtigere Rolle ein. Durch den Erwerb des Water-Chemicals-Geschäfts der Degussa wird Ashland an diesem Wachstumsmarkt teilhaben“, so James J. O´Brien, Vorstandsvorsitzender von Ashland. Die Water Chemicals-Aktivitäten von Degussa umfassen Spezialchemikalien im Wesentlichen für die Fest-/Flüssigtrennung in den Bereichen kommunale und industrielle Abwasserbehandlung, in der Papier-, Mining- und Erdölindustrie sowie für die Antibelagsbehandlung in wasserführenden Systemen. 2005 erwirtschafteten mehr als 500 Mitarbeiter einen Umsatz von etwa 200 Mio €.

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