Arzneimittel: keine „Kostenexplosion“

Nicht die Medikamente belasten die Gesundheitsbudgets, betonen der Pharmaindustrieverband Pharmig und der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs.

 

Um rund 2,5 Prozent gestiegen sind die Arzneimittelkosten im vergangenen Jahr. Das teilte der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) mit. Zur Begrenzung des Anstiegs beigetragen habe der Rahmenpharmavertrag, auf Grund dessen die Branche 125 Millionen Euro an die Krankenkassen überwies. Für heuer rechnet der HV mit einer Steigerung der Arzneimittelkosten um rund 4,3 Prozent. Zur Abfederung erhalten die Kassen von den Pharmaunternehmen heuer sowie 2018 jeweils zehn Millionen Euro pro Prozentpunkt, höchstens jedoch 80 Millionen Euro pro Jahr.

 

Der Branchenverband Pharmig verlautete dazu, es zeige sich, „dass Arzneimittel keineswegs die Budgets im Gesundheitssystem belasten“. Von der immer wieder heraufbeschworenen „Kostenexplosion“ könne daher offenbar keine Rede sein. Würden die individuellen Rabatte der Pharmaunternehmen berücksichtigt, seien die Arzneimittelkosten für die Krankenkassen sogar niedriger gewesen als 2015, betonte Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber. Auch die Kostenprognose für heuer sei deshalb „sicherlich wieder zu hoch gegriffen“. Huber geht von einer ähnlichen Entwicklung wie 2016 aus. Einmal mehr kritisierte der Pharmig-Generalsekretär die im Frühjahr beschlossene ASVG-Novelle, die die Aufwendungen für die Medikamente weiter vermindern soll. Hier werde am falschen Platz gespart: „Wer nur auf den Preis schaut und diesen immer weiter nach unten drückt, muss in Kauf nehmen, dass Unternehmen in Länder abwandern, wo es sich billiger produzieren lässt. Wer nur auf den Preis schaut, muss auch in Kauf nehmen, dass manche Innovationen nicht mehr so früh wie bisher den österreichischen Patienten zur Verfügung stehen werden.“

 

Ähnlich argumentierte die Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger: „Auch wenn es der Politik leicht fällt, die Pharmaunternehmen zur Kasse zu bitten, so belegen die aktuellen Zahlen, dass das wahre Einsparungspotential nicht bei den Medikamenten, sondern innerhalb des Kassensystems liegt.“ Der Anteil der Arzneimittelkosten liege „seit Jahren konstant bei zwölf Prozent. Das hat sich auch nicht durch die Einführung innovativer neuer Arzneimittel verändert, die schwere Erkrankungen deutlich lindern oder sogar heilen können“. Deshalb sei die ASVG-Novelle verfehlt gewesen: „Mittelmäßige Preise führen zu mittelmäßigen Leistungen, die Leidtragenden sind - wie so oft – die Patienten.“ Sparen sollten die Krankenkassen nach Ansicht Hofingers bei ihren Verwaltungskosten. Denn die seien 2016 um rund 4,6 Prozent gestiegen - fast doppelt so stark wie die Medikamentenkosten.