Baxter präsentiert neues Gewebepflaster

 

Bild: Fotodienst/Anna Rauchenberger
Baxter-Healthcare-Geschäftsführer Kronberger (l.), Entwicklungsleiter Gulle: neues Gewebepflaster zur schnellen Blutstillung bei Operationen

Der Blutstillung bei Operationen dient das neue Gewebepflaster „Hemopatch“ des US-amerikanischen Arzneimittel- und Medizinproduktekonzerns Baxter, das Andreas Kronberger, Geschäftsführer von Baxter Healthcare, der verantwortliche Entwicklungsschef Heinz Gulle sowie der Wiener Herzchirurg Günther Laufer in Wien vorstellten. Hemopatch wurde vollständig in Österreich entwickelt und wird von der Firma Biegler in Mauerbach bei Wien produziert. „Es ist also ein waschechter Österreicher“, scherzte Kronberger. 

 

Laut Gulle besteht Hemopatch aus einem Kollagen-Vlies, dessen Grundstoff aus Rinderhäuten gewonnen wird. Das Kollagen ist ihm zufolge ein sehr gewebeverträgliches, saugfähiges und schmiegsames Material, das den natürlichen Blutgerinnungsprozess auslöst. Als Haftstoff zum Anbringen des Vlieses auf der Wunde wird reaktives Polyethylenglykol verwendet, das eine besonders starke Klebewirkung aufweist. Nach dem Anbringen hat der Chirurg rund eine Minute Zeit, das Gewebepflaster erforderlichenfalls zu entfernen und besser zu platzieren. Auch das Überkleben des Pflasters mit einem zweiten Hemopatch ist möglich. Binnen sechs bis acht Wochen löst sich das Pflaster auf und wird durch körpereigenes Gewebe ersetzt. Bisherige Produkte stillen Blutungen binnen drei Minuten zu etwa 80 Prozent. Mit dem Hemopatch lässt sich binnen zwei Minuten eine fast vollständige Stillung erzielen, betonte Gulle.

 

Laufer fügte hinzu, nicht zuletzt in der Herzchirurgie würden Hilfsmittel zum Stillen von Blutungen bei Operationen benötigt. Erstens seien die Operationswunden vergleichsweise groß. Zweitens würden in zunehmendem Maß ältere Personen operiert, bei denen die Blutgerinnung oft schlechter funktioniere als bei jüngeren Patienten. Bei Bypass-Operationen komme hinzu, dass die Betroffenen mit hocheffizienten Blutverflüssigern behandelt würden, um Thrombosen zu verhindern. Das bringe allerdings zwangsläufig eine schlechtere Blutgerinnung mit sich. Um die Blutungen bei den Operationen trotzdem zu stillen, seien Produkte wie Hemopatch hilfreich.

 

 

Marktvolumen 200 Millionen Euro

 

Hemopatch ist seit November 2013 auf dem Markt. Bisher eingeführt wurde es in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Spanien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Polen. Die weltweite Einführung soll innerhalb der kommenden drei Jahre erfolgen, teilte Kronberger dem Chemiereport mit. Etwa 500.000 Hemopatches sollen pro Jahr produziert werden, das weltweite Marktvolumen schätzt Baxter auf etwa 150 bis 200 Millionen Euro pro Jahr.

 

Die Entwicklung von Hemopatch erfolgte in Zusammenarbeit mit rund 200 Chirurgen, die die rund 400 Prototypen umfassend testeten. Laut Kronberger erwies es sich dabei als vorteilhaft, dass Baxter „am Standort Österreich sowohl forscht als auch entwickelt und produziert.“ Österreich ist der größte Baxter-Standort außerhalb der USA und wird als wichtigster Standort im Bereich Bioscience bezeichnet. Im Jahr 2013 wurden hierzulande rund 100 Millionen Euro in Anlagen investiert. In den kommenden Jahren sollen 138 Millionen Euro in den Standort Krems fließen, wo Baxter mit etwa 100 neuen Mitarbeitern ein Arzneimittel gegen Hämophilie (Bluterkrankheit) herstellen wird.