Deutsche Chemieindustrie: Umsatz sinkt um 3,5 Prozent

Der Umsatz der deutschen Chemieindustrie belief sich im ersten Halbjahr 2016 auf rund 90,4 Milliarden Euro. Er war damit um 3,5 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2015. Die Erzeugerpreise sanken um rund zwei Prozent, die Zahl der Beschäftigten fiel um ein halbes Prozent, die Produktion stagnierte. Das berichtete der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Marijn Dekkers, bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main am 22. Juli.

Marijn Dekkers
Bild: VCI/René Spalek
VCI-Präsident Marijn Dekkers: „Innovationskultur“ für mehr Wettbewerbsfähigkeit

 

Für das heurige Geschäftsjahr prognostizierte Dekkers einen Umsatzrückgang um rund 1,5 Prozent auf 186 Milliarden Euro. Die Produktion dürfte lediglich um 0,5 Prozent wachsen. Dekkers zufolge fehlen der Chemieindustrie „positive Impulse – wirtschaftlich wie politisch. Gleichzeitig mehren sich die negativen Faktoren wie die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, eine geringe Dynamik des gesamten Welthandels und das Ende des globalen Investitionsbooms.“ Der niedrige Ölpreis und der schwache Euro wirken sich ihm zufolge nicht mehr in gleichem Ausmaß positiv aus wie bisher. Zusätzliche Herausforderungen sind die Auswirkungen des anstehenden „Brexit“ sowie „große Schwankungen bei Rohstoffpreisen und Wechselkursen“.

 

Dekkers sieht daher die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland in Gefahr. Die USA, China und Saudi-Arabien hätten ihre Produktionskapazitäten für Chemikalien „massiv“ erweitert. Daher benötige die Branche in Deutschland „unbedingt bessere Rahmenbedingungen für Investitionen. Das heißt: verlässliche politische Vorgaben und konkurrenzfähige Kosten“. Nur so könne die Wirtschaft in moderne Anlagen investieren und „mehr innovative Produkte und Produktionsverfahren sowie neue Geschäftsmodelle“ entwickeln. Einmal mehr klagte der VCI-Präsident über „zu viel Bürokratie und Regulierung“ sowie die „fehlende steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung“. Abhelfen könne dem nur die Politik. Sie müsse gemeinsam mit der Wirtschaft „für ein gutes gesellschaftliches Umfeld sorgen: für eine Innovationskultur, die Offenheit und Neugier mit Mut und Zuversicht verbindet, damit Ideen auch tatsächlich zu Innovationen werden“.