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Chemiereport_2016-2

Foto:iStockphoto.com/spanteldotru, 77 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.2 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG IMP-Forscher ausgezeichnet Zuber erhält Deut- schen Krebspreis Johannes Zuber, Gruppenleiter am For- schungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, erhält den Deutschen Krebs- preis 2016 in der Kategorie experimentelle Krebsforschung. Erstmals empfängt den Preis damit ein Forscher an einer österrei- chischen Institution. Zuber hat die funktionelle Krebsgenetik maßgeblich geprägt. Wie das IMP verlau- tete, sucht der Mediziner und Molekular- biologe mit seinem Team „nach Genen, die für das Überleben von Krebszellen wich- tig sind und als Angriffspunkte für zielge- richtete Krebstherapien dienen könnten“. Unter anderem entdeckte er BRD4, das als Ausgangspunkt für die Bekämpfung der akuten myeloischen Leukämie (AML) dienen kann, einer besonders aggressiven Form von Blutkrebs. BRD4-Hemmer haben bereits wichtige Effekte bei der Behand- lung von AML und anderen Krebsarten gezeigt. Vor kurzem konnten Zuber und seine Mitarbeiter molekulare Mechanis- men aufklären, die Krebszellen gegen sol- che Substanzen resistent machen könn- ten. Das ist wichtig für die weitere klinische Entwicklung wirksamer BRD4-Hemmer. Johannes Zuber, 1974 in Dresden gebo- ren, absolvierte das Studium der Human- medizin und promovierte in molekularer Krebsforschung an der Berliner Charité. Im Jahr 2005 trat er ins Forschungsteam von Scott Lowe am Cold Spring Harbor Labo- ratory in den USA ein und entwickelte dort innovative genetische Modelle zur Erfor- schung zielgerichteter Leukämie-Thera- pien. Seit 2011 ist Zuber Gruppenleiter am IMP in Wien. Der Deutsche Krebspreis ist eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Aus- zeichnungen im deutschen Sprachraum. Der Preis ist mit insgesamt 22.500 Euro dotiert. Er wird jährlich von der Deut- schen Krebsgesellschaft und der Deut- schen Krebsstiftung für hervorragende Arbeiten in drei Kategorien verliehen, der experimentellen onkologischen Grund- lagenforschung, der Transferforschung und der klinischen Forschung. Kriterien für die Zuerkennung sind herausragende wissenschaftliche Originalität und die Qualität aktueller und zukunftsweisender Arbeiten im Bereich Onkologie. Unter frü- heren Preisträgern ist der Nobelpreisträger Harald zur Hausen. E ine gestörte Immunantwort ist am Entstehen von seltenen Autoimmun- erkrankungen, wie die granulo- matöse Polyangiitis (GPA), maßgeblich beteiligt. Zu diesem Ergebnis gelangte ein Forschungsteam unter Leitung von Re- nate Kain vom Klinischen Institut für Pa- thologie der MedUni Wien im Rahmen des multizentrischen EU-Projekts INTRICATE. Untersucht wurden Patienten mit Autoim- munvaskulitis, einer Erkrankung, bei der es autoimmunologisch bedingt zur Zerstö- rung kleiner Gefäße kommt. Das Ziel war, laut Kain, „herauszufinden, ob die mikro- bakterielle Besiedelung des menschlichen Körpers, etwa in der Nasenschleimhaut oder bei Harnwegsinfekten, bei der Ent- stehung der Autoimmunität eine Rolle spielt.“ Dies konnte ihr zufolge zwar nicht bestätigt werden. Indessen zeigte sich, „dass die Immunantwort auf die Infektion bei den Betroffenen gestört war und von einer großen Anzahl von weißen Blutkör- perchen immer wieder befeuert wurde. Dadurch laufen im Körper ständig Ent- zündungsprozesse ab, die maßgeblich an der Entstehung dieser Autoimmunerkran- kungen beteiligt sind.“ Auch längere Zeit nach dem Ende der Infektion „war die überbordende Immunantwort noch ak- tiv“. Wie die Forscher ferner zeigten, beste- hen innerhalb der Immunantwort klare Hierarchien je nach der Aggressivität der Autoantigene. Darüber hinaus wurden weitere neue Autoantigene entdeckt, die sich gegen Proteine richten. Laut Kain könnten sich aus diesen Erkenntnissen „neue Therapie-Optionen für diese selte- nen Erkrankungen ergeben“. Ihr zufolge leiden an einer Autoimmunerkrankung wie Vaskulitis etwa 40 von einer Million Personen. Infolge der Studie verfügt die MedUni nun auch über eine „sehr große, einzigartige Anzahl von Blut-Samples von über 400 PatientInnen, eine ‚Blut-Daten- bank‘, die auch für zukünftige Forschun- gen rund um verschiedene Autoimmun- erkrankungen hilfreich sein wird“. Das multizentrische Projekt INTRI- CATE lief unter dem 7. Rahmenprogramm der EU und wurde von dieser mit knapp sechs Millionen Euro gefördert. Beteiligt waren elf internationale Partner, darun- ter akademische Partner, zwei Klein-und Mittelbetriebe sowie eine Management- firma. Die Wissenschaftler gehören der Max Planck Gesellschaft München, dem Universitätskrankenhaus Groningen, der Technischen Universität Dänemark, der Universität Cambridge, dem Universitäts- klinikum Bonn, der Mayo Clinic und der Universität Stanford an. Ganz so selten sind die rund 6.000 bis 8.000 „seltenen Erkrankungen“ übrigens auch wieder nicht: In Österreich leiden rund acht Prozent der Bevölkerung oder 400.000 Personen an ihnen. MedUni Wien Gestörte Immunantwort als Ursache für seltene Autoimmunerkrankung Angriff der Leukozyten: Bei Erkrankungen wie GPA ist die Autoimmunantwort gestört. 400.000Österreicher leiden an „seltenen Erkrankungen“.

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