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Chemiereport_2016-3

16 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.3 MÄRKTE & MANAGEMENT Bilder:BMLFUW/AlexanderHaiden,IGP/TirzaPodzeit CR: Wie lief das Jahr 2015 für die öster- reichische Pflanzenschutzmittelindus- trie? Unser Geschäft ist ziemlich konstant, abhängig natürlich von den Wetterbe- dingungen und von der Lage der Land- wirtschaft im Allgemeinen. Auch 2015 war relativ stabil. Der Jahresumsatz lag wieder bei etwa 125 bis 130 Millionen Euro. Die Landwirtschaft ist im Moment in einer etwas schwierigen Situation. Darum ist auch die Bereitschaft, Pflan- zenschutzmittel einzusetzen, abwartend. Das ist aber auch in unserem Sinn. Wir vertreten den Ansatz des integrierten Pflanzenschutzes: Unsere Mittel sollen nur dann eingesetzt werden, wenn das notwendig ist. CR: Im Juni endet die Zulassung von Glyphosat in der EU. Daher muss die EU-Kommission in den kommenden Wochen über die Neuzulassung ent- scheiden. Was geschieht, wenn das Mit- tel nicht neu zugelassen wird? Es handelt sich um ein normales Neuzu- lassungsverfahren, das alle zehn Jahre durchzuführen ist. Einen Ersatz für Gly- phosat gibt es nicht. Speziell in Europa und damit auch in Österreich erfolgt die Anwendung im Zuge der reduzier- ten Bodenbearbeitung: Man bildet für den Winter auf den Ackerflächen eine Begrünung. In diesen Mulch wird mög- lichst bodenschonend die neue Saat ein- gebracht. Das schützt vor Erosionen, ist klima- sowie umweltfreundlich, fördert den Humusaufbau und aktiviert den Boden wieder. Ohne Glyphosat gehen die Vorteile der energiesparenden und bodenschonenden Minimalbodenbear- beitung verloren. Damit gehen wir in der pflanzenbaulichen Entwicklung wieder 15 bis 20 Jahre zurück. Grundsätzlich ist der Pflanzenschutz- mittelindustrie Rechtssicherheit wichtig. Pflanzenschutzmittel sind die am bes- ten untersuchten Substanzen überhaupt, besser sogar noch als Medikamente. Für die Zulassung eines einzigen Wirkstoffes müssen wir Studien mit etwa 50.000 Sei- ten Umfang einreichen, unter anderem über Toxikologie, Chemie sowie die Aus- wirkungen auf Wasser, Boden und Luft, wobei auch die Abbauprodukte berück- sichtigt werden. CR: Wie lange dauert es, einen neuen Wirkstoff zu entwickeln? Etwa zehn bis 14 Jahre. Die Kosten belau- fen sich auf rund 250 Millionen Euro. Wenn nun ein Stoff, der mit solchem Auf- wand auf den Markt gebracht wird, von einem Tag auf den anderen wegen politi- scher Zurufe verboten wird, ist das pro- blematisch. In den 1990er-Jahren tätigte unsere Branche noch ein Drittel der welt- weiten Forschungsausgaben in Europa. Heute sind es nur mehr sieben Prozent. Ein Grund dafür ist sicher das politische Umfeld und die Rechtsunsicherheit. Und nun sind wir genau beim Thema. Wir sagen: Bitte lasst die Zulassungsbehör- Biologisch optimal nutzen: In der Landwirtschaft sind hohe und qualitativ hochwertige Erträge gefragt. Zur Person Dipl.-Ing. Dr. Christian Stockmar ist Vorstand der Industriegruppe Pflanzen- schutz. Seit 2005 leitet er die Zweig- niederlassung der Syngenta Agro GmbH. Stockmar hat über 20 Jahre Erfah- rung in der Pflanzenschutzindustrie. Interview „Wir brauchen Rechtssicherheit“ Christian Stockmar, Vorstand der Industriegruppe Pflanzenschutz, über die Erfordernisse modernen Pflanzenbaus und aktuelle Zulassungsdebatten

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