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Chemiereport_2016-3

34 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.3 MÄRKTE & MANAGEMENT Emissionsproblem: In der Chemieindustrie rauchen wegen der Klimapolitik weniger die Schlote als vielmehr die Köpfe. D er Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) präsentierte kürzlich seine Forderungen im Zusam- menhang mit der Reform des europäischen CO2 -Handels- systems ETS. Diesen zufolge sollten die (energie-)effizientesten Anlagen auch ausreichend kostenlose Zertifikate (EUAs) bekom- men, um ihre gesamten Emissionen abzudecken. Der Anteil der über Versteigerung vergebenen EUAs muss laut FCIO dagegen re- duziert werden. Andernfalls besteht laut FCIO die Gefahr, dass Un- ternehmen – nicht nur im Bereich der chemischen Industrie – ihre Produktion aus der EU in andere Wirtschaftsräume verlagern. Dies wäre auch aus ökologischen Gründen unsinnig, weil außer- halb der EU keine auch nur annähernd ebenso strengen Pflich- ten zur Verminderung der CO2 -Emissionen bestehen. Eine solche Verlagerung hätte daher, global gesehen, aller Wahrscheinlich- keit nach sogar einen Emissionsanstieg zur Folge („Carbon Leak- age“). Auch sollten nach Ansicht der öster- reichischen Chemiebranche weniger Zer- tifikate in die „Marktstabilitätsreserve“ überführt werden. Diese wird bis 2019 eingeführt und dient dazu, die in den letz- ten Jahren stark gesunkenen Preise für die EUAs nicht noch mehr verfallen zu lassen. Weiters verlangt der FCIO von der Bundesregierung den Einsatz „für eine Berücksichtigung von Produktionswachstum bei der Gratiszuteilung“. Es müsse mög- lich sein, die Produktion ohne Kosten für CO2 -Zertifikate um bis zu fünf Prozent pro Jahr zu steigern. Generell fordert der FCIO die Bundesregierung auf, „sich aktiv zum Wirtschaftsstandort Österreich und Europa zu beken- nen. Dafür braucht insbesondere die energieintensive Industrie Planungssicherheit, um sowohl Innovations- als auch Investiti- onsbereitschaft in Österreich und Europa aufrechtzuerhalten. Die Erlöse aus dem Emissionshandel sind effektiv in den lang- fristigen Prozess der Dekarbonisierung zu investieren“. „Effort Sharing“ Der Hintergrund der nunmehrigen Forderungen des FCIO ist neben der Reform des Emissionshandels folgender: Im Oktober 2014 einigten sich die Regierungen der EU-Mitglieds- staaten auf klima- und energiepolitische Ziele, die bis 2030 zu erreichen sind. Diese sehen vor, die CO2 -Emissionen gegenüber dem Niveau von 1990 um 40 Prozent zu senken, den Anteil der erneuerbaren Energien (insbesondere Windkraft und Solar- energie) an der Deckung des Brutto-Endenergiebedarfs auf 27 Prozent zu steigern sowie die Energieeffizienz um 27 Prozent zu verbessern, verglichen mit einem Szenario für die Bedarfs- steigerung bis 2030. Beim Weltklimagipfel in Paris im Dezem- ber vergangenen Jahres wurden diese freiwilligen Selbstverpflichtungen der EU einmal mehr bekräftigt. In den kommenden Monaten präsen- tiert die EU-Kommission Vorschläge, wie die Ziele erreicht werden können. Nicht zuletzt Österreich drohen dabei weitere Belastungen, gerade auch durch das CO2 - Ziel. Dieses muss auf Vorgaben für die einzelnen Mitgliedsstaaten heruntergebrochen werden, was als „Effort Sharing“ bezeichnet wird. Die Reduktionsziele für die Einzelstaaten orientieren sich an deren wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und werden sich zwischen 0 und 40 Pro- zent bewegen. Für die ärmeren Länder sind Reduktionsver- pflichtungen von maximal 30 Prozent vorgesehen. Das muss durch entsprechend strengere Pflichten für die „reicheren“ Staaten ausgeglichen werden. Österreich, das als eines der wirtschaftlich potentesten EU-Mitglieder gilt, dürfte deshalb eine Zielvorgabe von etwa 40 Prozent erhalten. Klimapolitik Vorsicht vor der „Carbon Leakage“ Bei der anstehenden Reform des CO2 -Handels müssen auch die Interessen der Wirtschaft angemessen berücksichtigt werden, verlangt der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs. „Österreich droht ein CO2 -Senkungsziel von rund 40 Prozent.“ Bild:UBA/Gröger

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