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Chemiereport_2016-4

22 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.4 MÄRKTE & MANAGEMENT den Standort Österreich für die Pharmaindustrie langfristig erheblich beschädigt. Daher bin ich froh über den neuen Rah- menpharmavertrag. Ein partnerschaftliches Vorgehen ist auch für außenstehende Stakeholder sehr wichtig. Österreich ist ein Modell dafür, nicht mit Gesetzen oder Verordnungen agieren zu müssen, um zu sinnvollen Lösungen zu kommen. Es ist einfach besser, gemeinsam das Heft in die Hand zu nehmen und nicht von der Politik diktiert zu bekommen, was zu tun ist. Wir als Pharmawirtschaft stehen für proaktive Arbeit und wollen diese zusammen mit den Kostenträgern bewältigen. CR: Wie sehen Sie die Rahmenbedingungen für die Pharmain- dustrie in Österreich? Bundeskanzler Christian Kern kün- digte ja einen „New Deal“ an. Das ist eine sehr gute Vorlage, die wir ernst nehmen und unter- stützen. Allerdings müssen den Worten Taten folgen. Wir brauchen eine klare Behandlung der Pharmawirtschaft auf Augenhöhe, über mehrere Jahre planbare Verhältnisse, ein Commitment zu Grundlagenfor- schung und angewandter For- schung, aber auch Entwicklung, sowie ein Commitment, hochent- wickelte Technologie entspre- chend frühzeitig den Nutzern, also den Patienten, zukommen zu lassen. Wie auch Spitzenforscher, die wir in Österreich ja haben, betonen, könnten wir uns damit gegenüber anderen Ländern absetzen. Aber da brauchen wir die Investitionsbereitschaft und das Verständnis der Politik. CR: In einer Aussendung des FCIO forderte Ilse Bartenstein, die als „Obfrau der Pharmazeutischen Industrie in der WKÖ“ bezeichnet wurde, einen „zeitlich befristeten Investitionsfrei- betrag“. Stimmen Sie dem zu? Alle Maßnahmen, die helfen, den Industriestandort zu stär- ken, sind für uns sehr positiv. Zunächst ist es wichtig für uns, in Summe planbare Verhältnisse zu haben und dann in Gesprächen mit der Regierung und der Wirtschaftskammer zu klären, wie der „New Deal“ langfristig ausschauen soll. CR: Wie ist das Verhältnis zwischen Pharmig und FCIO grund- sätzlich? Generell ist es wichtig, dass die Verbände, die die Pharmawi- rtschaft vertreten, sich in den zentralen Fragen abstimmen. Wir haben ja gemeinsame Ziele. In der Vergangenheit war die Zusammenarbeit da oder dort sicher nicht optimal. Mit dem Rahmenpharmavertrag sind wir schon in die richtige Richtung gegangen. Das ist auch jetzt bei den Gesprächen über die Modi- fikation des Erstattungskodex der Fall. Es handelt sich darum, die „one voice“ der Industrie zu leben. Das ist mir persönlich sehr wichtig und auch der Geschäftsführerin des FCIO, Sylvia Hofinger, mit der ich diesbezüglich in engem Kontakt bin, ein großes Anliegen. Aber auch andere Verbände sind sehr daran interessiert, gemeinsame Positionen zu entwickeln und aktiv zu vertreten. Mein Ziel ist es, sich besser zu koordinieren und die wesentlichen Punkte, die die Schnittmengen der Verbände bil- den, abzustimmen, um auch nach außen hin eine klare Sprache zu sprechen. CR: Sie sagten in Ihrer Antrittsrede, ein besonderer Schwer- punkt Ihrer Tätigkeit werde die Transparenz sein. Wie mei- nen Sie das konkret? Erstens ist mir wichtig, dass wir als Pharmawirtschaft unsere geldwerten Leistungen an die Angehörigen der Fachkreise im Gesundheitssystem veröffentlichen. Die Unternehmen arbeiten sehr intensiv daran. Spätestens ab 1. Juli werden sie auf ihren Homepages entsprechende Daten publizieren. Wir arbeiten dabei auch mit der Österreichischen Ärztekammer sowie den Angehörigen der Fachkreise zusammen. Für alle Mitglieder in der Versorgungskette bis zu den Patienten ist das sinnvoll, sich zu besprechen, zu informieren und eine gemeinsame Sichtweise hinsichtlich neuer Therapien und anderer Themen zu bekom- men. Diesbezügliche Leistungen und Gegenleistungen müssen klar mit Verträgen geregelt werden, die Zusammenarbeit muss durchschaubar sein. Der zweite wesentliche Punkt ist die Transparenz bei den Daten und Fakten und Zahlen. Vielfach wurde kolportiert, die Arz- neimittelkosten explodieren. Das hat nicht stattgefunden. Also ergibt es Sinn, dass wir uns mit den Kostenträgern regelmäßig zusammensetzen und feststellen, wie die aktuelle Situation aus- sieht und wie die Prognosen lauten. So haben wir ein gemeinsa- mes Bild. Drittens möchte ich auch durch die Abstimmung zwischen den Verbänden der Pharmaindustrie mehr Transparenz erzielen. In der Pharmig haben wir drei Schwerpunktthemen identifi- ziert, die wir stärker bearbeiten wollen. Das erste davon ist der Wirtschaftsstandort Österreich. Wir haben 18.000 Mitarbeiter in Österreich, 75 Prozent in hoch- qualitativ produzierenden Betrieben. Das zweite Thema ist Inno- vation. Die Frage ist, wie wir Innovationen frühzeitig artikulieren und den Nutzen für die Gesamtbevölkerung darstellen können. Das dritte Thema schließlich ist Kommunikation und Image. Das habe ich mir persönlich auf die Fahnen geschrieben, weil mir es sehr wichtig ist, Transparenz auch zu leben. In der Bevölke- rung bestehen gewisse Ressentiments gegenüber der Pharma- wirtschaft. Ich sehe es als meine Kernaufgabe, das entsprechend zu bearbeiten und zu artikulieren, wofür wir stehen. Ich möchte eine offene, transparente Pharmig und Pharmawirtschaft. CR: Sie erwähnten bereits die Verhandlungen über die Neuge- staltung des Erstattungskodex. Wie weit sind diese gediehen? Es besteht eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Gesund- heitsministeriums. Die wesentlichsten Themen wurden andis- kutiert. Bis etwa Ende Juni soll die Zielrichtung feststehen, um die Modifikationen am Erstattungskodex per 1. Jänner 2017 implementieren zu können. Der Zugang zu Innovationen sollte frühzeitig für die österreichischen Patientinnen und Patien- ten ermöglicht werden. Manchmal könnte das noch ein wenig rascher und mit etwas besseren Preisen erfolgen. Aber wichtig ist jetzt, einen guten Weg für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu finden. CR: Wie entwickelt sich die Biotechnologieplattform der Phar- mig? Die Plattform ist sehr wichtig. Gerade ich als Österreich-Ge- schäftsführer von Amgen, dem weltgrößten Biotechnologiekon- zern, stehe ihr sehr affin gegenüber. In Österreich eine sehr gute Struktur in der biotechnologischen Forschung und Entwicklung, die sich teilweise aus Spin-offs von Universitäten und anderen Forschungsstätten entwickelt hat. Diese müssen wir transparent machen, auch für Konzerne, die von den Start-ups entwickelte Projekte übernehmen und zur weiteren Reife tragen können. Dafür ist diese Plattform exzellent, weil sie den Biotechnolo- gie-Start-ups den Zugang zu den größeren Playern bringen kann. Damit haben diese die Möglichkeit, frühzeitig Investitionsmittel von Biotechnologiefirmen zu bekommen. CR: Wie weit sind Sie mit der Vorbereitung für die Serialisierung, also die letzten Endes lückenlose Überwachung der Arzneimit- Nur 1,2 % sind die Arzneimittelkosten im ersten Quatal 2016 gewachsen.

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