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Chemiereport_2016-4

43 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 COVERTHEMA Bild: iStockphoto.com/small_frog CR: Sie leiten bei Mondi die Services für Forschung und Entwicklung im Geschäftsbereich „Ungestrichene Fein- papiere“. Mit welchen Fragen beschäf- tigen Sie sich dabei? Wir sind auf Produkt- und Prozessinno- vationen im genannten Produktbereich ausgerichtet. Eines der Hauptkriterien für unsere Arbeit sind dabei bestehende und neue Druckverfahren. Wir fragen uns: Welche Papiere wird man dafür benöti- gen, wie können wir bei der Entwicklung mit vorne dabei sein? Aber auch: Wel- che neuen Verfahren wird man in der Produktion solcher Papiere einsetzen? Dabei muss man für vieles ein offenes Ohr haben – für die Wünsche der Kunden ebenso wie für Entwicklungen in unse- rem Geschäftsumfeld sowie in der Wis- senschaft. CR: Wie ist die Forschungs- und Ent- wicklungsarbeit in einem internatio- nalen Konzern organisiert? Ist Innova- tion überhaupt steuerbar? Der Innovationsprozess bei Mondi ist klar strukturiert. Jeder kennt die Schritte und weiß, wer wofür verantwortlich ist. Wir arbeiten sehr zielorientiert, am Ende muss ein sinnvolles Ergebnis herauskom- men, sowohl für den Kunden als auch für Mondi. In einem Unternehmen das sowohl horizontal als auch vertikal in vie- len Bereichen integriert ist, ist es wichtig die Übersicht und einen klaren Fokus zu behalten. Wenn man ein vielversprechen- des Thema ausgewählt hat, muss man schrittweise vom Allgemeinen zum Kon- kreten fortschreiten. Jeder dieser Schritte benötigt Ressourcen, und man muss jedes Mal entscheiden, ob man den nächsten Schritt geht oder den Prozess stoppt. Im Fokus steht dabei immer der Nutzen für den Kunden. Zu Beginn ist ein offenes Klima wichtig, um viele Ideen zuzulassen. Je konkreter und damit arbeitsintensiver es wird, desto fokussierter muss man vor- gehen. CR: Woher bekommen Sie die Anregun- gen für Innovationen in Ihrem Markt- segment? Die Erfahrung lehrt, dass das, was sich in der Wissenschaft und in anderen Indus- triebranchen tut, relevant sein kann für das, was wir tun. Was aber nicht genau ins eigene Fach fällt, entgeht einem leicht. Ich muss mich daher fragen, wie ich aus all der wissenschaftlichen Literatur und all den unzähligen Patenten das heraus- finde, was für mich interessant ist. CR: Gehen Sie bei dieser Aufgabe methodisch vor? Es gibt IT-Lösungen, die große Datenmen- gen abfragen und analysieren, welche Themen häufig auftreten, welche Begriffe vorkommen und miteinander in Verbin- dung stehen. So erhalten wir eine Vor- auswahl an interessanten Patenten oder wissenschaftlichen Publikationen, die wir uns dann genauer ansehen. CR: Gibt es auch langfristige Koopera- tionen mit Forschungseinrichtungen? Wir betreiben viel Forschung gemeinsam mit universitären Partnern. Stellvertre- tend sei hier ein Kooperationsprojekt mit der Christian Doppler Forschungsgesell- schaft an der Universität Graz genannt, über das Verhalten von Zellstofffasern in der Papierproduktion sowie auch im Druckprozess. Insgesamt ist in einem vernetzten globalen Umfeld das Ange- bot enorm groß, und es gilt, wie bei ein- zelnen Projekten, die richtigen Partner zu finden und den Fokus zu bewahren. Deswegen muss ich zunächst herausfin- den, was für mein Unternehmen inter- essant sein könnte. Das geht im direkten Kontakt schwierig, weil die Forschungs- einrichtungen zunächst nicht wissen, wonach ich suche. Wenn man eine durch moderne Software unterstützte Voraus- wahl trifft, kann man im zweiten Schritt entscheiden, mit wem man persönlich in Kontakt tritt. CR: Greifen Sie auch Ideen von innova- tiven Start-up-Unternehmen auf? Start-ups sind als Partner oft sehr interes- sant, weil sie in ihrem Spezialgebiet meist innovative Lösungen gepaart mit Entre- preneurship rasch voranbringen. Aller- dings bedarf es zu Beginn einer solchen Kooperation häufig vertrauensbildender Maßnahmen, damit das Start-up-Unter- nehmen die Angst verliert, mit einem gro- ßen Partner zusammenzuarbeiten. Offenes Klima, straffer Innovationsprozess Unternehmensforschung mit großem Horizont Gerhard Drexler koordiniert beim internationalen Verpackungs- und Papierhersteller Mondi einen klar strukturierten F&E-Prozess. Die Anregungen zu neuen Ideen können dennoch aus verschiedensten Quellen kommen. Gerhard Drexler istLeiterderR&DServicesfürdenGeschäfts- bereich „Uncoated Fine Papers“ („Ungestri- chene Feinpapiere“) bei Mondi. Der Kon- zern beschäftigt weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter, in Österreich werden Standorte in Frantschach, Grünburg, Kematen, Kor- neuburg, Ulmerfeld-Hausmening und Zelt- weg sowie das Headquarter der Division Europe & International in Wien betrieben. Ungestrichene Feinpapiere sind Papiere, deren Oberfläche nicht mit Streichfarbe behandelt (also „gestrichen“) wurde. Mondi bietet in diesem Produktseg- ment Druckerpapiere für den Office-Bereich sowie Papiere für die unterschiedlichs- ten professionellen Druckverfahren an. Neue Druckverfahren bedingen eine stetige Weiterentwicklung der Papiertechnologie.

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