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Chemiereport_2016-4

P ilze, Bakterien, Archaeen, Algen – die Welt der Mikroorganismen ist ebenso vielfältig wie das Spektrum an Stoffwechselleistungen, das sie zei- gen. Vieles davon ist Gegenstand der For- schung, so manches ließe sich biotechno- logisch nutzen. Demgegenüber decken die in der chemischen Industrie heute etablierten Routen nur einen kleinen Teil dessen ab, was biotechnologisch möglich wäre: „Es wäre wichtig, aus der herr- schenden Engführung wegzukommen und unter einer Bioraffinerie nicht nur die immer wieder ähnlichen Ansätze zur Bioethanol-Produktion zu verstehen“, ist die Ansicht von Günther Bochmann vom Institut für Umweltbiotechnologie des BO- KU-Departments IFA-Tulln. Um den Wissenstransfer in die Unter- nehmenslandschaft auf eine breitere Basis zu stellen, macht man am IFA nun von einem speziell darauf ausgerichte- ten Instrument Gebrauch: In sogenann- ten „Innovationslehrgängen“ werden Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt, die in dieser Form auf dem Weiterbil- dungsmarkt nicht angeboten werden und speziell auf die Bedürfnisse der teil- nehmenden Unternehmen zugeschnitten sind. Eine Gruppe von mindestens drei Firmen bewirbt sich dabei gemeinsam mit denjenigen Hochschulen, die das für die F&E benötigte Wissen zur Verfügung stellen können. Ein solcher Innovations- lehrgang wird im Rahmen des Förderpro- gramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft finanziert und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt. Im März erhielt das vom IFA eingereichte Projekt als eines von vier Innovationslehrgängen den Förderzu- schlag. Bochmann und seine Kollegen haben dafür ein auf die Interessen der teilneh- menden Unternehmen maßgeschneider- tes Vortragsprogramm zusammengestellt. In einem ersten Block werden dabei die mikrobiologischen Grundlagen bespro- chen und die vielfältigen stofflichen Leis- tungen der verschiedenen Typen von Mikroorganismen dargestellt. In einem zweiten Block geht es darum, dieses Wis- sen verfahrenstechnisch nutzbar zu machen. Dieser Teil wird gemeinsam mit der TU Wien durchgeführt und geht auf Vorbehandlungs- und Reaktorsysteme ebenso ein wie auf Downstream-Prozesse, mit deren Hilfe die gewünschten Produkte aufgereinigt werden. Ebenso werden hier wichtige Simulations- und Messtechniken besprochen. Ein dritter Block widmet sich einigen Spezialthemen der Biologie wie Biofilmen, Bioinformatik, der Arbeit mit gentechnisch veränderten Organismen oder den vielfältigen Potenzialen von Enzymen – eine Thematik, die am IFA- Tulln von Georg Gübitz erforscht wird. Als wissenschaftlicher Partner fungiert darüber hinaus die Universität Wien, wo Christa Schleper umfangreiches Know- how zu Archaeen aufgebaut hat. Vom Wissen zur Innovation An diesem Aufbau von Know-how setzen in einem zweiten Schritt Innova- tions-Workshops an, die vom Beratungs- unternehmen Spirit Design durchgeführt werden. Hier soll es darum gehen, die erarbeitete Wissensbasis gezielt für die Entwicklung neuer industrieller Konzepte zu nutzen. Die am Innovationslehrgang beteiligten Firmen sind sowohl Unter- nehmen, die selbst Rohstoffe zu Produk- ten veredeln (etwa Agrana oder Erber Future Business), als auch Anbieter auf dem Gebiet des Anlagenbaus (Krajete, Ecoduna, AAT) und der Aufreinigung (AB Filtertechnik, Axiom). Der Vorteil dieses Modells ist, dass jedes teilnehmende Unternehmen selbst bestimmen kann, wie sehr es bei einem bestimmten Thema in die Tiefe gehen will, je nachdem wie es zur eigenen For- schungsarbeit passt“, erklärt Bochmann. Auf diese Weise können, ausgehend von den vermittelten Grundlagen, gemein- same Entwicklungen zwischen Unterneh- men und Unis angestoßen werden. Technopol Tulln Die Neuerfindung der Bioraffinerie Das IFA-Tulln hat gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern einen Innovationslehrgang aufgebaut, bei dem sieben Unternehmen aus mikrobiologischem Know-how neue Bioraffinerie-Konzepte entwickeln. 52 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 LIFE SCIENCES Entgeltliche Einschaltung, Bilder: iStockphoto.com/phloxii Bioraffinerie-Konzepte könnten mehr sein als die gängige Bioethanol-Erzeugung.

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