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Chemiereport_2016-4

63 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 CHEMIE & TECHNIK Bild: Verbund/APA-Fotoservice/Peter Hautzinger D er Verbund und die Voestalpine wollen in Linz gemeinsam eine Power-to-Gas-Pilotanlage mit sechs Megawatt (MW) Leistung bauen. Die Entscheidung über das Projekt fällt bis Jahresende, der Bau würde etwa zwei bis drei Jahre dauern, erläuterten Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber und Voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder am 27. Juli in Wien. Über die Kosten machten die beiden Unternehmenschefs keine Angaben. „Das würde die Konkurrenz noch mehr interes- sieren als Sie“, scherzte Eder zur Anfrage des Chemiereport. Bei Power-to-Gas-Anlagen wird Wasser mithilfe von Strom, meist aus erneuerbaren Energien, in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Letzterer kann danach durch Reaktion mit CO2 in künstliches Erdgas umgewandelt („met- hanisiert“) werden. In Linz ist allerdings geplant, den Wasserstoff nicht zu metha- nisieren, sondern ihn direkt im Prozess der Stahlproduktion einzusetzen. Auf diese Weise könnte in etwa 15 bis 25 Jah- ren eine vollständig CO2 -neutrale Stahler- zeugung erreicht werden, betonte Eder: „Etwa im Jahrzehnt von 2030 bis 2040 sollte das gehen. Ein kürzerer Umstiegszeitraum ist dagegen eine Illusion“. Zurzeit errichtet sein Unternehmen nahe der texanischen Hafenstadt Corpus Christi ein Stahlwerk, bei dem die „Brü- ckentechnologie“ HBI/DRI zum Einsatz gelangt. Bei dieser soge- nannten „Direktreduktion“ wird der Stahl nicht mehr mithilfe von Kohle reduziert, sondern mittels Erdgas. So lassen sich die CO2 -Emissionen um bis zu fünf Prozent vermindern, berichtete Eder. Grundsätzlich lässt sich das Erdgas durch Wasserstoff ersetzen. Wird dieser in großen Mengen mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt, ist die CO2 -freie Stahlerzeugung möglich. „Grüner“ Wasserstoff Bei der nun geplanten Pilotanlage wird der Verbund, das größte Elektrizitätsunternehmen Österreichs, den Strom lie- fern und ihn ausschließlich aus erneuerbaren Energien herstel- len. Wie Anzengruber erläuterte, erzeugt der Verbund jährlich rund 29 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Ener- gien, insbesondere Wasserkraft. Zum Vergleich: Die österreichi- schen Stromkunden – von der Industrie bis zu den Haushalten – verbrauchen jährlich etwa 64 TWh Strom. Laut Anzengruber ist geplant, die Wertschöpfungskette des Verbunds „durch die Erzeugung von ‚grünem', also mit erneuerbaren Energien produ- ziertem Wasserstoff zu erweitern“. Eder zufolge kann der „grüne“ Wasserstoff „ein mögli- ches künftiges Kernelement für eine dekarbonisierte Stahl- erzeugung“ darstellen. Wie er ergänzte, befasst sich die gesamte Stahlbran- che derzeit intensiv mit diesem Thema. Der Grund sind die internationalen kli- mapolitischen Entwicklungen. So hat sich die Europäische Union verpflichtet, ihre CO2 -Emissionen bis 2030 um 40 Pro- zent unter das Niveau von 1990 zu senken. Für 2050 wird eine Reduktion um mindestens 80 Prozent angestrebt. Zu diesem Ziel bekannte sich die EU auch im Rahmen der Verhandlungen über das Klimaabkommen von Paris („Paris Agreement“), das im Dezember vergangenen Jahres geschlossen wurde. Es sieht vor, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur „deut- lich unter“ den für verkraftbar gehaltenen zwei Grad Celsius zu halten. Zu diesem Zweck ist es notwendig, die CO2 -Emissionen in allen Bereichen – von der Stromerzeugung bis zur industriellen Produktion und zum Verkehr – massiv zu vermindern. Das Paris Agreement ist derzeit in Ratifizierung. Es tritt in Kraft, sobald es mindestens 55 der 187 Unterzeichnerstaaten ratifiziert haben, die 55 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen repräsen- tieren müssen. Die EU-Kommission erwartet, dass das Abkom- men noch heuer in Kraft tritt, spätestens aber in der ersten Jah- reshälfte 2017. Strategische Kooperationsprojekte: Wolfgang Eder/Voestalpine (l.), Wolfgang Anzengruber/Verbund Technologieentwicklung Stahl wird CO2 -neutral Die Voestalpine und der Verbund kooperieren bei der Entwicklung eines Verfahrens, das die Stahlproduktion revolutionieren soll. Bis etwa 2040 erzeugen wir Stahl ohne CO2 -Emissionen.

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