Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Chemiereport_2016-4

wurden. „Die erreichte Thermostabilität ist sogar besser als bei der ursprünglich zur Pro- duktion vorgesehenen Neuware“, berichtet Wind. Und Katschnig ergänzt: „Das ist ein gu- tes Beispiel für den im Projekt verfolgten An- satz: Anstatt einen Werkstoff zu optimieren, der dann auf Lager liegt, wurde von der Firma Thermoplastkreislauf GmbH gemeinsam mit einem Kunden ein Bauteil ausgewählt und erarbeitet, wie der Werkstoff gestaltet sein muss, um es herzustellen.“ Ein Teil geht in Serie „Für uns ist wichtig, dass bei einem sol- chen Projekt etwas herauskommt, das sich auch kommerziell verwerten lässt“, so Wind. Schrittweise arbeitete man sich daher an das Lastenheft des Kunden heran. „Wir haben viele verschiedene Muster mit un- terschiedlichen Eigenschaften erzeugt. Ei- nes hat die Anforderungen des Spritzguss- prozesses schließlich so gut erfüllt, dass wir die Freigabe dafür bekommen haben“, erzählt Wind. Noch heuer werden fünf Ton- nen von dem entwickelten Recycling-Ma- terial geliefert. Wind hat angesichts der zu erwartenden Mengen bereits 1,7 Millionen Euro in eine komplette Upcycling-Anlage investiert, mithilfe von Andrea Ecker (die während der Laufzeit des Projekts nach schwerer Krankheit verstorben ist) konn- te eine große Förderung der öffentlichen Hand dafür lukriert werden. „Mit der neu- en Anlage können Kunststoffabfälle ver- mahlen, sortiert und regranuliert werden“, erklärt Wind. Die Jahreskapazität beträgt 3.000 bis 4.000 Tonnen. Da man durch den erarbeiteten Prozess nicht bloß Standard-POM, sondern sogar hochwertig compoundiertes Material sub- stituieren kann, ist die erzielte Kostendif- ferenz umso größer. „Der Preis ist ein ganz wesentlicher Faktor“, sagt Wind: „Das Teil kann noch so gut sein: Wenn der Preis nicht passt, wird der Kunde das Produkt nicht nehmen, nur weil CO2 damit einge- spart wird.“ Doch auch dieser Aspekt wird immer wichtiger. Christian Wind ist sich sicher, dass sein Kunde den Recycling-Teil auch in seinem Marketing verwerten wird. Damit liegt man im Trend: Je stärker der Gesamtlebenszyklus eines Produkts in den Mittelpunkt rückt, desto stärker ist auch die Kunststoffbranche aufgerufen, sich mit der Verwertung von Kunststoffabfällen zu beschäftigen. „Die Automobilindustrie zum Beispiel steht beim Motor an. Wenn sie ihr Produkt noch weiter in Richtung Klimaneu- tralität optimieren will, muss sie bei der Herstellung der Bauteile ansetzen“, meint Katschnig. Was hier noch | nächste Seite Christian Wind absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und war 18 Jahre lang im kaufmännisch-technischen Bereich tätig. 1993 gründete er zusammen mit Gabriele Wind die Firma Wind Thermoplasthandel GmbH. Aufgrund der im Kunststoffhandel gesammel- ten Erfahrungen gründete er 1997 die Firma Thermoplastkreislauf GmbH, um Sondercompounds für spezielle Anwendungen anzubieten, aber auch um sich den damals aufkommenden Recyclingaufgaben für technische Thermoplaste widmen zu können. Matthias Katschnig hat an der Montanuniversität Leoben Kunststofftechnik und Industriewirt- schaft studiert und dissertiert derzeit am Lehrstuhl für Kunststoffverar- beitung in Leoben. Die Doktorarbeit beschäftigt sich mit der Herstellung von bioaktivierten Medizinprodukten durch Spritzguss und additive Ferti- gung. Katschnigs zweites Hauptfor- schungsgebiet liegt im Bereich des Recycling und der Nachhaltigkeits- analyse von Kunststoffen.

Seitenübersicht