24 COVERTHEMA chemiereport.at AustrianLifeSciences 2020.8 Die Zukunft der Reinraumtechnik Klein, smart, automatisiert Mehrere aktuelle Trends prägen die Entwicklung in der Reinraumtechnik: Reinraumbereiche werden möglichst klein gehalten, Tätigkeiten von Menschen im Reinraum vermieden oder perfektioniert – und zunehmend interessieren sich auch Branchen abseits des Gesundheitswesens für die Konzepte rund um saubere Luft. Von Georg Sachs Einen Reinraum zu betreiben ist tech- nisch und organisatorisch aufwen- dig. Kein Wunder also, dass bei der Konzeption einer neuen Anlage daher jene Bereiche, in denen höchste Standards ein- gehalten werden müssen, möglichst knapp gehalten werden. Isolatoren und Raum-in- Raum-Konzepte erfreuen sich daher stei- gender Beliebtheit. Wo man von der Sache her in größeren Maßstäben denken muss, wie in der Produktion von Biopharmaka, strebt man an, nur jene Teile in Reinräu- men höherer Klasse unterzubringen, die bezüglich einer Kontamination mit Kei- men heikel sind, und etwa die Medienan- speisung von Fermentern außerhalb zu be- lassen. „Den Reinraumbereich möglichst klein zu halten, hat viele Vorteile“, sagt dazu Hans Eder, der beim Anlagenbau-Unter- nehmen Zeta für Business Development in der Reinraumtechnik verantwortlich ist: „Die laufenden Kosten sind geringer, weil die Arbeitsabläufe einfacher und die umgewälzten Luftmengen geringer sind, aber auch weil Kosten für Reinigung und Schutzausrüstung minimiert werden.“ Dazu komme ein weiterer Aspekt: Ange- sichts der weitreichenden Forderungen zur Verringerung des Energieverbrauchs müssten Prozesse neu durchdacht und nicht nur „oberflächliche Kosmetik“ betrieben werden, ist Eder überzeugt. Den Trend hin zu kleineren Rein- raumbereichen kann auch Roman Czech, Geschäftsführer des Planungsunterneh- mens Czech Engineering, bestätigen – zumindest sollte es so sein: „Wir gehen immer nach dem gleichen Prinzip vor – ob es sich um eine kleine Kabine oder um eine große Produktionsanlage handelt. Wir sehen uns zunächst die Arbeitsprozesse an, bestimmen, welcher Bereich geschützt werden muss und halten diesen so klein wie möglich.“ Immer wieder stößt sein Unternehmen aber auf Projekte, in denen Reinraumbereiche überdimensioniert wurden, weil die Quellen einer potenziel- len Kontamination nicht genau lokalisiert wurden oder die zu schützenden Prozesse unnötig weit voneinander entfernt geplant wurden. „Für jedes unserer Projekte wird zunächst ein Kontaminationsplan erstellt. Dabei gehen wir mit dem Auftraggeber genau durch: Wo sind Maschinen und Per- sonen, von denen eine Kontamination aus- gehen könnte. Wir lassen die Kunden auf dem Tablet die genauen Wege einzeich- nen, die Produkte und Personen nehmen, und achten darauf, dass sich diese mög- lichst wenig überkreuzen“, schildert Czech die geeignete Vorgangsweise. Im Zuge der genauen Planung der Strömungstechnik könne dann festgelegt werden, in welchen Bereichen speziellere Strömungsformen oder hohe Luftwechselraten erforderlich sind und wo dies nicht der Fall ist. Trend zu höheren Automatisierungsgraden Eine der wichtigsten Fehlerquellen im Reinraum ist menschliches Fehlverhalten. „Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass gerade in der Nachtschicht mehr Fehler passieren. Das ist eine Gefahr für die Pro- dukt- und Patientensicherheit“, gibt Eder zu bedenken. Eine Möglichkeit gegenzu- steuern, ist die Erhöhung des Automatisie- rungsgrads. „So wie in allen anderen pro- duzierenden Betrieben wird auch in der Pharmaindustrie die automatisierte Pro- Hans Eder, Business Development HVAC und Reinraumtechnik bei Zeta, hebt die Betriebs- und Energiekostenersparnis bei kleineren Reinraumlösungen hervor. duktion weiter vorangetrieben“, bestätigt Dominikus Forsthuber, Vertriebsleiter bei ABC. „Zu bedenken ist dabei, dass speziell bei Bodenlösungen verstärkt ableitfähige Systeme zum Einsatz kommen müssen. Diese dienen dazu, in Kombination mit chemischer und thermischer Beständig- keit, statische Aufladungen zu vermeiden“, meint Forsthuber. ABC-Vertriebsleiter Dominikus Forst- huber betont die Bedeutung von dich- ten Boden-, Wand- und Deckensystemen – auch, um Hygienevorschriften in der Lebensmittelbranche einzuhalten. „Leider ist es so, dass in bestimmten Bereichen das Risiko einer Kontamination verringert werden kann, wenn weniger Menschen im Reinraum arbeiten. Es ist schade um die qualifizierten Arbeitsplätze, die dadurch ersetzt werden“, meint dazu Roman Czech. Eine Alternative sei, Mitar- beiter, die im Reinraum eingesetzt werden, regelmäßig zu schulen: „Das ist mit einem Mal nicht getan. Die hier zu beachtenden strengen Verhaltensregeln müssen immer wieder eingeübt werden“, so Czech. Mit diesem Thema beschäftigt sich Simon Fiala, Ausbildungsleiter beim Rein- raumunternehmen Comprei, intensiv: „Auch wenn interne Schulungen regelmä- ßig stattfinden, kann die Wirksamkeit der Schulungsmaßnahmen durch den Blick von außen verbessert werden.“ Viele l n e s u a F o t o F / C B A , A T E Z , i k c o t S i / o d u t s b u h k n h T i : r e d l i B