gewinnen? Welche qualitätsmindernden Einflussgrößen treten auf und wie könnte man ihnen entgegenwirken? Und sind die erzeugten Recyclingwaren so sicher, dass sie auch im Lebensmittelkontakt eingesetzt werden können? Die letzte Frage ist besonderes triftig, ist die Verpackung von Lebensmitteln doch ei- nes der wichtigsten Anwendungsgebiete für Polyolefine, für das andererseits überaus strenge regulative Vorgaben gelten. „Meine Erwartung an das Projekt ist, dass wir am Ende des Tages einen Recycling-Becher ha- ben, der die Sicherheitsanforderungen für Le- bensmittelverpackungen erfüllt“, sagt Florian Aschermayer von der Firma Greiner Packa- ging, einem Hersteller von Lebensmittelver- packungen: „Das ist ein ambitioniertes Ziel. Aber jetzt haben wir einmal alle möglichen Probleme identifiziert – nun gilt es, diese ge- meinsam mit der Forschung zu bearbeiten.“ Von den definierten Arbeitspaketen hat man sich im ersten Projektjahr vor allem mit der Analyse des Rohstoffs beschäftigt. Neben der durch die Montanuni abgedeck- ten Erarbeitung eines Anforderungskatalogs mussten dazu verschiedene Aufgaben von den Forschungspartnern des Projekts wahr- genommen werden: Elisabeth Jahn und ihr Team von der FH Campus Wien zogen ge- meinsam mit Sortieranlagen-Betreibern Pro- ben und führte Sortierversuche durch. Die dabei gefundenen Kontaminationen wurden in verschiedene Gruppen geclustert: Fehl- würfe, biologische Kontaminationen, Verun- reinigung durch Füllgut, nicht entfernbare Dekorationen wie Druckfarben oder Kleber. In der Gruppe von Wilma Archodoulaki an der TU Wien wurde wiederum bereits damit begonnen, Regranulat herzustellen und sei- ne Verarbeitbarkeit beim Tiefziehen und Ext- rudieren zu untersuchen. Auch was Kontaminationen betrifft, sind Lebensmittelverpackungen gesondert zu be- trachten. Am Österreichischen Forschungs- institut für Chemie und Technik (OFI) hat man dazu die Sortierversuche begleitet und sensorische Eigenschaften, Ungeziefer und Schimmelbefall untersucht. Besonders bei Letzterem stellt sich die Frage, ob dadurch auch Schimmelpilzgifte bis ins Regranulat gelangen und dessen Verwendung für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen verunmöglichen können. Hier kann Elisabeth Pinter vom OFI im Rahmen der Jahresta- gung vom Entwarnung geben: Auch in jenem Recycling-Material, das aus einer stark ver- unreinigten Worst-Case-Probe erzeugt wur- de, ließen sich keine Mykotoxine nachweisen. Die Resonanz auf das, was die Wissen- schaftler präsentierten, fällt durchwegs po- sitiv aus: „Ich war wirklich begeistert von den Ergebnissen, die heute präsentiert wurden“, sagt etwa Clemens Kitzberger, in der auf Kunststoff-Recyclinganlagen spezialisierten Erema-Gruppe für Business Development Post-Consumer-Applikationen zuständig: „Im Sinne der CO 2-Reduktion und des EU Green Deal müssen Kreisläufe geschlossen werden, dies wollen wir in diesem Projekt forcieren. Unser Beitrag ist der Einsatz von moderner Recyclingtechnologie und das Ein- bringen unseres umfangreichen Marktver- ständnisses und unseres Netzwerks über die gesamte Kunststoffindustrie, das wir uns in den letzten 40 Jahren aufgebaut haben.“ Die Firma Gabriel-Chemie, ein Hersteller von Masterbatches zum Färben von Kunst- stoffprodukten, ist erst vor kurzem zum Projektteam dazugestoßen. „Kreislaufwirt- schaft ist das Hauptthema der Kunststof- findustrie“, sagt Alexander Baumann, Head of Technical Service & Application. „Einen Masterbatch-Hersteller trifft das auf zweier- lei Weise: Einerseits entwickeln wir Produkte, die für Materialien mit hohem Recycling-An- teil verwendet werden können. Andererseits müssen wir, wenn man in Richtung 100 Pro- zent Recyclinganteil geht, uns auch selbst mit Masterbatches auf Rezyklat-Basis be- schäftigen.“ OFI-Forscherin Elisabeth Pinter freut sich, dass die Industriepartner so viel Anteil an ih- rer Arbeit nehmen: „Für uns Forschungspart- ner ist es wichtig, dass wir Informationen aus der Industrie bekommen. Sonst leben wir in einer Wissenschaftsblase.“ Nina Krempl kann das bestätigen und bedankt sich für die tolle Zusammenarbeit bei den vielen Inter- views, die sie geführt hat: „Ich kenne auch die Situation, dass wir Antworten nachlau- fen müssen. In diesem Konsortium ist das nicht so, da ist jeder mit Begeisterung dabei.“ ecoplus Projektmanager Andreas Eder gibt das Lob zurück: „Ich habe noch selten so ei- nen tollen Einsatz der Forschungsgruppen erlebt.“ Vonseiten der Industriepartner zieht Pechhacker eine positive Bilanz: „Die Teilneh- menden haben natürlich unterschiedliche Standpunkte und Motivationen. Aber anstatt wie so oft gegenseitige Schuldzuweisungen gibt es ist hier Diskussionen auf Augenhöhe und ein gemeinsames Suchen nach den Ur- sachen.“ Ansprechpartner: Ing. Andreas Eder BSc, MBA Projektmanager Kunststoff-Cluster ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH 3100 St. Pölten, Österreich Niederösterreich-Ring 2, Haus A Tel. +43 2742 9000-19670 a.eder@ecoplus.at www.kunststoff-cluster.at DAS PROJEKT Das Projekt „Pack2theLoop“ hat sich zum Ziel gesetzt, Einwegverpackungen wie- der in den Wertstoffkreislauf zurückzu- bringen. Konkret hat man sich dabei auf Post-Consumer-Verpackungen aus Polyo- lefinen konzentriert, aus denen Granulat gewonnen und wieder zu Verpackungen verarbeitet werden soll. Die Möglichkeit geschlossener Kreisläufe soll anhand von zwei konkreten Use Cases gezeigt werden: Geblasene Flaschen aus Polypropylen bzw. High-Density-Polyethylen Gezogene Becher aus Polystyrol bzw. Polypropylen Im Rahmen der wissenschaftlichen Vorar- beiten werden Maßnahmen zur Qualitäts- sicherung von Produkt und Prozess ent- wickelt und Kriterien des „Design for/from Recycling“ erarbeitet. Schließlich soll das im Projekt aufgebaute Wissen in einem KMU-tauglichen Handbuch zusammen- gefasst und unter den Stakeholdern ver- breitet werden. Dazu sind Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit an Bord. Projektkoordination: ecoplus Forschungspartner: FH Campus Wien, Montanuniversität Leoben, OFI, Techni- sche Universität Wien Industriepar tner: ARA, Brantner, DM, Erema Group, ERP-Recycling, Gabriel-Che- mie, Greiner Packaging, Hackl Container, Henkel, Höpperger, Lidl, Lindner, Marzek Etiketten+Packaging, Plastics Europe, Polymerwerkstatt, Prezero, Reclay Group, Recycleme, Stadt Wien, Starlinger, Stein- beis Polyvert, VKS, Wind Thermoplast- kreislauf, Wolf Plastics DER KUNSTSTOFFCLUSTER Der Kunststoff-Cluster ist ein branchen- übergreifendes Netzwerk des Kunst- stoff-Sektors. Er förder t, initiier t und koordinier t die Zusammenarbeit von Unternehmen untereinander sowie von Unternehmen und Technologietrans - fer-Einrichtungen in diesem Bereich. Ziel ist die Bündelung von Potenzialen und Kompetenzen zur Steigerung der Inno- vationskraft und internationalen Wett- bewerbsfähigkeit der Par tner. Durch die Zusammenarbeit von Niederöster- reich, Oberösterreich und Salzburg ist der Kunststof f- Cluster zum größten Netzwerk für Kunststoff-Technologie in Europa geworden. Trägergesellschaften des Kunststoff-Clusters sind ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederös- terreich und die Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH.