Erwin Hartberger ist Geschäftsfüh- rer der Biomühle Hans Hofer: „Es war sehr nützlich, zu erfahren, ob die eigenen Ideen brauchbar sind.“ Eva Gratzl, Qualitätsma- nagement bei Gratzl Getränke: „Mit den Tools, die wir hier gelernt haben, können wir viele Fragen selbst beantworten.“ Monika Rosenfellner, Inhaberin der Rosenfellner Mühle: „Wir könnten mit der Abwärme aus der Produktion andere Bereiche heizen.“ Gesamtbewertung von Maßnahmen des Energiemanagements nähergebracht und die Finanzierung betrachtet. „Um Forschung in die Praxis zu bringen, muss man den Bedarf immer wieder neu erheben“, sagt Wolfgang Gruber-Glatzl, Mitarbeiter im Bereich Indus- trielle Systeme von AEE INTEC: „Dazu braucht es neue Ideen, wie innovative Technologien verwendet werden können, um einen Stand- ort weiterzuentwickeln.“ Nachhaltig zu produzieren ist kein neues Thema für die Lebensmittelbranche. Viele Hersteller wenden sehr viel Sorgfalt auf, um die Quellen ihrer Rohstoffe auszuwählen und Regionalität und Umweltfreundlichkeit der Wertschöpfungskette zu garantieren. Doch was den Umgang mit Energie betrifft, galt es lange Zeit schon als fortschrittlich, wenn man eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hatte. Die Diskussionen um Klimawandel und CO2-Emissionen, vor allem aber die stetig steigenden Energiepreise haben die Situation verändert. „Jetzt rechnet sich vieles, was sich frü- her nicht ausgezahlt hat“, sagt Rainer Koller von der Firma Käsemacher. Käsemacher ist ein Betrieb aus dem Waldviertel, der Speziali- täten aus Schaf- und Ziegenkäse herstellt – unter anderem Antipasti wie die bekannten „Peppersweets“. Das Unternehmen entsandte gleich zwei Mitarbeiter ins Projekt: Benedikt Redl ist Produktionsleiter, Rainer Koller für Qualitätsmanagement verantwortlich. Die bei- den kamen nicht mit leeren Händen: Bereits zuvor hatte man in eine zentrale Kühlanlage und die Energie-Einspeisung der Kläranlage investiert, beide Projekte wurden als Umwelt- schutzmaßnahmen gefördert. „Als das abge- schlossen war, meinte unsere Geschäftsfüh- rerin, wir sollten auch an diesem Workshop teilnehmen, um Inputs für die geplante Photo- voltaik-Anlage und die Wärmerückgewinnung für die Lagerhalle zu bekommen“, erzählt Redl. Keine Scheu vor Details Mit so manchem technischen Detail muss man sich selbst beschäftigen, um beurteilen zu können, welche Schritte für den eigenen Betrieb sinnvoll sind. „Wir haben gelernt, dass man viel tiefer hinsehen muss, um die Situ- ation wirklich zu verändern“, sagt etwa Eva Gratzl, die bei der Gratzl Getränke GesmbH für Qualitätsmanagement verantwortlich ist. Der Familienbetrieb aus Tulbing stellt Limo- naden und Fruchtsäfte unter der eigenen Marke Lugus sowie als Auftragsproduzent für die Marke Frucade her. In einem solchen Betrieb gehört der Umgang mit Energie nicht zu den Kernaufgaben. Vielfach sei man daher auf die Expertise von Fachleuten und Hand- werkern angewiesen: „Mit den Tools, die wir hier gelernt haben, können wir viele Fragen selbst beantworten“, freut sich Gratzl. Die Prozesse, die heute auf Gas angewiesen sind, ließen sich zwar nicht so leicht ändern. Den- noch sei es nützlich gewesen zu erfahren, welche Alternativen es gebe. „Vielleicht arbei- ten wir ja in Zukunft mit einer Biogasanlage zusammen“, kann sich Gratzl vorstellen. Eine der Aufgabenstellungen, in die man sich besonders vertiefte, war die Erstellung einer Ökobilanz. „Das war für uns sehr inter- essant und brachte einige Überraschungen mit sich“, sagt Monika Rosenfellner, die die Rosenfellner Mühle in St. Peter in der Au in der dritten Generation führt. Im Unternehmen werden jährlich mehrere hundert Tonnen bio- logisch angebautes Getreide verarbeitet, ent- sprechend hohen Stellenwert hat die Logis- tik. Dennoch schlug der Transport nicht so stark in der CO2-Bilanz zu Buche wie erwartet. Dafür hielt der Energieverbrauch der Kühlung, der Druckluft oder der Beleuchtung so man- ches Aha-Erlebnis bereit – auch bei anderen Teilnehmenden an den Workshops. Auch bei Rosenfellner ist man seit langem gewohnt, in nachhaltigen Kategorien zu denken. Derzeit betreibt man ein Wasserkraftwerk, um einen Teil des Strombedarfs abzudecken. Auch die Errichtung einer PV-Anlage wurde schon überlegt. Durch den Workshop ist Rosenfell- ner aber auch auf eine Thematik aufmerksam geworden, die bisher nicht so sehr im Fokus stand: den Umgang mit Wärme. „Wir könnten mit der Abwärme aus der Produktion andere Bereiche heizen“, überlegt Rosenfellner. Digitale Hilfsmittel Will man sich im Detail ansehen, welche Wärmemengen an welcher Stelle abströ- men und was davon man nutzen könnte, sind genaue Temperaturmessungen unerläss- lich. Hier konnte die FH Burgenland Exper- tise ins Projekt einbringen: „Wir haben den Teilnehmenden gezeigt, wie eine Messkette für eine Temperaturmessung aussieht und wie man daraus mit Unterstützung entspre- chender Computerprogramme ein Energie- flussdiagramm erstellt“, erklärt Anton Schüt- zenhöfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Department Energie & Umwelt. Damit erfüllt das Projekt ein weiteres Förderkriterium von FFG Innovationscamps den Einsatz digitaler Werkzeuge. Aber nicht nur Temperatur lässt sich quan- titativ erfassen: „Wir haben seit rund einem Jahr Energiemessgeräte im Einsatz, die uns zeigen, wo wie viel Strom verbraucht wird“, sagt Rosenfellner. Auch Hartberger bestätigt: „Daten hat man ja sehr viele zur Verfügung, aber wenn man gelernt hat, damit umzuge- hen, schaut man sich das bewusster an.“ Die Firma Stöger Öl ist im Weinviertel beheimatet und stellt Kürbiskerne, Kürbis- kernöl und Leinsaat her. „Es war eine inte- ressante Erfahrung, ein solches Programm mitzumachen“, sagt Johann Stöger, Proku- rist des im Familienbesitz | nächste Seite Anton Schützen- höfer, Department Energie und Umwelt der FH Burgenland: „Wir sind auf Teil- nehmer getroffen, die sich bereits ihre eigenen Gedanken zur Energie-Thematik gemacht hatten.“ Katharina Wörndl, Projektmanagerin beim ecoplus Lebensmittel Cluster Niederöster- reich: „In den gewach- senen Strukturen der Lebensmittelbranche ist es viel schwieriger, die Energiewende zu schaffen.“ i d a g r a B e n d a N / t r o p e r e m e h C i : r e d l i B