MÄRKTE & MANAGEMENT chemiereport.at AustrianLifeSciences 2023.4 13 BASF-Manager Harald Pflanzl: „Klimaneutralität und Kreislaufwirt- schaft wird es nicht kostenfrei geben.“ Risiko abgefedert, weil wir immer in der Region produzieren. In den USA gelten wir als „local“. Grundsätzlich setzen wir uns aber stark für Freihandel ein. Wie sich z. B. die Diskussion um das Abkommen mit den Mercosur-Staaten entwickelt hat, ist schon ein kleines Drama. Da wird Klientelpolitik betrieben und das große Ganze ausgeblen- det. Wir würden uns wünschen, dass das zügiger vorangeht. CR: Wenn Sie Europa und die USA verglei- chen: Wo liegen die Unterschiede? Der Vorteil der USA ist, dass es dort ein wirtschaftspolitisches Konzept gibt, das auf Anreizen basiert, In der EU sind wir dagegen sehr verbotsgetrieben. Wir unter- stützen den Weg, der mit dem „Green Deal“ eingeschlagen wurde, aber so wie das um- gesetzt wird, verfängt man sich in Überre- gulierung. Erst spät kommt da Widerstand, wie z. B. aktuell vonseiten der EVP-Frak- tion gegen die Eingriffe in der Landwirt- schaft durch das Renaturierungsgesetz. CR: Wie beurteilen Sie die verschärften Gegensätze in der Debatte um Klimapolitik? Die Ideale derer, die die Welt verbessern wollen, werden sich nicht immer voll- ständig umsetzen lassen. Man wird mit Kompromissen leben müssen. Ich habe vor kurzem hier in meinem Büro Ver treter von „Fridays for Future“ getroffen, das waren sehr vernünftige junge Leute. Ich fand es sehr bereichernd zu hören: Was bewegt diese Menschen? Wir haben fest- gestellt, dass wir dasselbe wollen. Auch wir setzen uns für Klimaneutralität und Kreis laufwirtschaft ein, da gibt es keinen Zielkonflikt. Wir unterstützen, dass die Jungen ihre Stimme erheben, aber die Dis- kussion muss ideologiefrei und auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten geführt wer- den. Wir brauchen eine ehrliche Diskus- sionsbasis. Wir wollen ja auch Wohlstand und sozialen Frieden erhalten, sonst geht niemand mit. CR: Die Frage ist aber dann, wer die Kosten dieser Transformation trägt. Es ist klar, dass es Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft nicht kostenfrei geben wird. Aber diese Kosten werden nicht alle durch die Industrie getragen werden kön- nen. Höhere Energiepreise machen bei- spielsweise Investitionen in erneuerbare Energie rentabler. Es ist aber die Frage, wie hoch die Preise sein können, um noch wettbewerbsfähig zu sein. Sonst haben wir am Ende die Klimaziele erreicht, aber keine Industrie mehr und sind wirtschaft- lich von anderen Regionen abhängig. CR: Blicken wir abschließend auf die Regio- nen, für die Sie verantwortlich sind: Wie war die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Monaten? Auch in Südosteuropa, wo wir in den ver- gangenen Jahren höheres Wachstum gese- hen haben, spürt man die Auswirkungen der hohen Inflation. Meine Kollegen erzäh- len mir, dass es einen Rückgang im End- kunden-nahen Geschäft gibt. Man sieht das z. B. beim Absatz von Produkten, die in den Bereich „Home & Personal Care“ gehen. Vieles hängt in diesen Ländern an der eu- ropäischen Autoindustrie. Dort hat es nach Corona und Chipkrise Nachholeffekte ge- geben. Nun sind die Auftragsbestände aber abgearbeitet. Auch Nordeuropa, das eine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Technolo- gien hat, kann sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen. Die Herausforderungen sind flächendeckend. Hohe Inflation und hohe Zinsen sind Gift für Investitionen, dazu kommt die unsichere Lage. Das ist ein Gemisch, das wir bei BASF spüren. Nur der Agrarbereich ist gut unterwegs. BASF Innovation Hub 2023 Auch 2023 schreibt BASF wieder den „BASF Innovation Hub“ aus, einen inter- nationalen Wettbewerb für nachhaltige Ideen aus den Bereichen „Cleantech“, „Circularity“ und „Farm to Fork“. Teil- nahmeberechtigt sind Individuen und Startups (sowohl in der Konzeptphase als auch bereits gegründet) aus Öster- reich, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Griechenland, Ungarn, Rumänien, Serbien, der Slowakei and Slowenien. Die beste internationale Idee wird mit 5.000 Euro ausgezeichnet. https://join-innovationhub.com In Nanjing betreibt BASF gemeinsam mit Sinopec das petrochemische Gemein- schaftsunternehmen BASF-YPC mit einer Gesamtinvestition von 4,5 Milliarden US- Dollar und einer Fläche von 220 Hektar. ran sieht man, warum der chinesische Markt für uns so wichtig ist. CR: BASF hat sich mit Expansionsplänen in China ja deutlich positioniert, was aber nicht unumstritten, ist. Liegen darin nicht auch hohe Risiken? Wir machen heute rund 22 Prozent unse- res Geschäfts im Raum Asia Pacifc. Dieser Markt wächst rasant und wird im Jahr 2030 rund 70 % des globalen Marktes dar- stellen. Das zukünftige Wachstum liegt in China, auch getrieben durch die Einwoh- nerzahl. Wir werden aber nach wie vor auch in allen anderen Regionen aktiv sein, wir investieren z. B. zwei Milliarden Euro im Jahr in europäische Standorte. Ein ho- hes Risiko wäre, wenn wir aufgrund von Handelsbarrieren nicht nach China liefern könnten. Deswegen setzen wir darauf, in der Region für die Region zu produzieren. m a h o J n a f e t S , E S F S A B : r e d l i B CR: Gibt es in China Risiken in Bezug auf die Rechtssicherheit? Oder solche, mit denen man rechnen muss, wenn sich der Han- delskonflikt zwischen China und den USA verschärft? Wir haben in China zahlreiche Joint Ven- tures mit langjährigen chinesischen Part- nern. Damit sind wir sehr erfolgreich. Bei einem Handelskonflikt mit den USA ist das