Chemie, die Masterbatches herstellt, mit denen die Polymere von Kunststoffgebinden gefärbt und anderweitig ausgerüstet werden können. „Wir haben damit experimentiert, eine biozide Wirkung über unsere Master- batches in die Verpackung einzubringen“, sagt Otmar Ruhaltinger, Corporate Innova- tion & Business Development Manager des Unternehmens. Dafür gibt es mehrere Mög- lichkeiten: Einerseits können Substanzen, die als keimtötend bekannt sind, als Additive in den Masterbatches enthalten sein. Ein ande- rer Ansatz ist, Katalysatoren einzubringen: Diese erzeugen bei Kontakt mit Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit in-situ (wenn die Verpa- ckung also schon im Einsatz ist) Ozon, das Mikroorganismen angreift. „Wir arbeiten dazu mit einer Partnerfirma aus Dänemark zusam- men, die diese Methode entwickelt und einen Masterbatch-Hersteller für die Umsetzung gesucht hat“, erzählt Ruhaltinger. Alpla industrial stellt Eimer und Kanister mit einem Fassungsvermögen zwischen 0,5 und 30 Litern her, wie sie in der Chemie- und Lebensmittelindustrie Verwendung finden. „Unsere Kunden aus dem Farben- und Lack- bereich sehen immer wieder beim Endkun- den, dass Ware in der Verpackung verdirbt“, sagt Christian Rupp, der den Bereich Total Quality Management leitet. Nun konnten die gemeinsam mit Gabriel Chemie durchge- führten Versuche einer wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen werden. Und da zeigte sich: Tatsächlich ist eine biozide Wir- kung an der Oberfläche – dort wo Eimer und abgefüllter Lack aneinanderstoßen – nach- zuweisen. Diese reicht andererseits aber nicht aus, um das Produkt auch im Inneren des Gebindes von Schädlingen freizuhalten. „Wir haben nun eine Bestätigung dafür, dass es möglich ist, eine biozide Wirkung über die Verpackung einzubringen, die synergis- tisch mit anderen Effekten zusammenwirken kann“, betont Ruhaltinger den erfreulichen Aspekt der Ergebnisse. In weiterer Folge soll untersucht werden, ob nach dem Öffnen des Kunststoffbehälters der an der Oberfläche vorhandene Wirkstoff mit einem sauberen Werkzeug nicht auch ins Innere eingerührt werden könnte. Umgekehrt kommt die Verpackung sel- ten als Quelle für den Eintrag unerwünschter Keime infrage: „Gebinde, die im Spritzguss hergestellt wurden, sind nahezu steril. Wenn man danach keinen Fehler in der Logistik macht, kann man sie als Kontaminations- quelle ausschließen“, betont Andreas Eder vom ecoplus Kunststoff-Cluster. Getestet wurde auch, ob eine Schutzbegasung im Gebinde nützen könnte: „Sauerstoff aus- zuschließen würde aber nur bei aeroben Bakterien helfen, bei Mikroorganismen mit anaerobem Stoffwechsel würde es das Gegenteil bewirken, weil diese einen Selekti- onsvorteil erhalten“, so Krainz. Mit allen Mitteln gegen Bakterien DAS PROJEKT Im Rahmen des Projekts wurde schließ- lich eine ganze Reihe von Dekontaminati- onsverfahren getestet, die entweder schon während der Produktion oder aber am bereits abgefüllten Produkt angewandt werden kön- nen. Neben dem Einsatz von Ultraschall und UV-Strahlung besteht auch die Möglichkeit, hohe Drücke (ca. 600 Megapascal) bei Tem- peraturen von nicht mehr als 30 bis 50 Grad Celsius zu applizieren. „Das Produkt wird dabei sehr schonend behandelt“, sagt Krainz, „wenige Minuten sind schon ausreichend“. Die Methode sei nicht billig, aber weniger kost- spielig als Gammabestrahlung, mit der man andererseits schon mit sehr niedrigen Dosen gute Erfolge erzielen kann – wenn sicherge- stellt ist, dass alle Komponenten von Produkt und Verpackung die Bestrahlung überhaupt vertragen. Letzteres beeinflusst auch die Frage, wann eine Sterilisationsmethode am besten eingesetzt wird. Angesichts der gro- ßen Bedeutung des Prozesswassers wäre es ja auch möglich, dieses zu sterilisieren – ohne dabei Gefahr zu laufen, dass sich das fertige Produkt verändert. Andererseits sind dann wesentlich größere Volumina zu dekontami- nieren, wie Hartl zu bedenken gibt. Über den Tellerrand geblickt „Insgesamt zeigte sich, wie komplex die Zusammenhänge sind und was alles einen Einfluss auf das Ergebnis hat“, zieht Baum- stark Bilanz. Zu vielen Fragestellungen hätten erste Schritte gesetzt werden können, man wisse nun auch, was keine Option sei. Das bestätigt auch Jedlicka: „Solche Projekte sind wichtig, um über den eigenen Tellerrand hin- auszublicken, auch wenn noch keine praxis- taugliche Lösung dabei entstanden ist.“ Und Kalinyaprak-Icten ergänzt: „Es ist wichtig, zu erfahren, was heute Stand der Technik und was noch ‚out of the box‘ ist.“ Albert Rössler tritt in seinem Resümee falschen Erwartun- gen entgegen: „Es wird nicht die perfekte Lösung für alle Fälle geben. Wir sind auch noch nicht so weit, dass wir dem Endkunden bei Lacken ein nachhaltiges Produkt zur Ver- fügung stellen können, das ohne Konservie- rungsmittel auskommt und nicht nach einer Woche verdorben ist. Aber wir haben gese- hen, wo Grenzen und Chancen liegen.“ Krainz betont auch den Erkenntniswert von Untersuchungen, die nicht erwartungsgemäß verliefen: „Es ist wichtig, die Dinge festzuhalten, die nicht funktioniert haben. Sonst machen wir unzählige Fehler immer wieder.“ Rössler blickt bereits in die Zukunft: „Wie bei allen Projekten haben wir auch bei ‚InCanPres‘ mit Fragen begonnen, auf die wir Antworten bekommen haben – und viele weitere Fragen haben sich gestellt.“ Derzeit werden Gespräche über mög- liche Nachfolgeprojekte geführt. Das Projekt „InCanPres“ beschäftigte sich mit der Konservierung wasserba- sierter Farben und Lacke ohne den Ein- satz von Bioziden. Dabei wurde an den verschiedensten Gliedern der Wertschöp- fungskette angesetzt: Rohstoffe, Pro- duktionsprozess, Rezeptur, Verpackung, Dekontaminationsverfahren. Förderschiene: FFG Collective Research Projektmanagement: ecoplus Kunst stoff-Cluster Forschungspartner: OFI (Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik). MCI (Management Center Innsbruck) Firmenpartner: Adler-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & Co KG, ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG, Aspan- ger Bergbau und Mineralwerk GmbH & Co KG, BASF SE, euroMinerals, Gabriel-Chemie Gesellschaft m.b.H., Helios TBLUS d.o.o., Jokey Gummersbach SE, Kansai Helios Aus- tria, Lanxess Deutschland GmbH, MUREXIN GmbH, Packforce, Synthesa Chemie GmbH, Wirtschaftskammer Österreich DER KUNSTSTOFF-CLUSTER Der Kunststoff-Cluster ist ein branchenüber- greifendes Netzwerk des Kunststoff-Sektors. Er fördert, initiiert und koordiniert die Zusam- menarbeit von Unternehmen untereinander sowie von Unternehmen und Technologie- transfer-Einrichtungen in diesem Bereich. Ziel ist die Bündelung von Potenzialen und Kompetenzen zur Steigerung der Innovati- onskraft und internationalen Wettbewerbs- fähigkeit der Partner. Durch die Zusammen- arbeit von Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg ist der Kunststoff-Cluster zum größten Netzwerk für Kunststoff-Techno- logie in Europa geworden. Trägergesell- schaften des Kunststoff-Clusters sind ecoplus, die Wirtschafts agentur des Landes Niederösterreich und die Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH. Der ecoplus Kunststoff-Cluster wird über das Projekt „NÖ Innovationsökosystem“ von der Europäischen Union kofinanziert. Ansprechpartner: Ing. Andreas Eder BSc, MBA Projektmanager Kunststoff-Cluster ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH 3100 St. Pölten, Niederösterreich-Ring 2, Haus A Tel. +43 2742 9000-19670 a.eder@ecoplus.at