entwickeln, das zeigt, dass mit unseren Anlagen Materialien hergestellt werden kön- nen, die für den Lebensmittelkontakt geeig- net sind“, sagt Peter Hierzenberger, Teamlei- ter Polymeranalytik bei NGR. Diese Vorgaben kann die Analytik nur erfüllen, wenn sie Teil eines automatisierten Workflows ist. Nicht umsonst steht das „Au“ in AURELIA für „automatisiert“, das „Re“ für „Recycling“. Leitner: „Unser Ziel ist eine Strategie, wie man einfach und robust fest- stellen kann, ob ein Material für den Lebens- mittelkontakt geeignet ist. In der Industrie sind standardisierte Prozesse üblich, einen solchen wollen wir hier schaffen.“ Ähnlich argumentiert man beim Polyole- fin-Hersteller Borealis, der ebenfalls Unter- nehmenspar tner des Projek ts ist. „Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Recy- cling von Polyolefinen, um sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder hochwertigen Anwendungen zuführen zu können“, sagt Andreas Fuchs, Senior Scientist am Borealis Innovation Headquarters in Linz. Gerade bei Verwendung von Rezyklaten als Lebensmit- telkontakt-Material sei es dabei besonders wichtig, routinemäßig sicherzustellen, dass keine Substanzen enthalten sind, die ein Risiko für Konsumenten darstellen könnten. „Eine automatisierte Analytik ist dafür eine ganz wichtige Voraussetzung“, so Fuchs. Dazu gehört auch, dass eine Aussage in angemessener Zeit gemacht werden kann, wie Hochegger ergänzt: „In der Verordnung über Kunststoffe im Lebensmittelkontakt sind unter anderem Migrationstests über zehn Tage vorgesehen. Das ist für die Recy- clingbranche nicht praktikabel: Man kann nicht jedes Mal, wenn Material hergestellt wurde, zehn Tage warten, bis es eingesetzt werden kann.“ Auf welche Verbindungen soll man sich konzentrieren? Was die Polymerklassen betrifft, will man sich bei AURELIA vor allem auf Polyolefine konzentrieren, die viel im Einsatz sind und sich im Zuge des Recyclingprozesses nicht so inert verhalten wie PET. Unter den mög- lichen Verbindungsklassen, die im Rezyk- lat gefunden werden könnten, ist dagegen eine Priorisierung schwierig. „Wir wollen uns nicht auf bestimmte Substanzklassen fokussieren, sondern auf Verbindungen, die schon in geringer Konzentration relevant sein können“, sagt Kirchnawy. Besonders seien hier – neben genotoxischen – hor- monell wirksame, aber auch persistente Substanzen zu nennen. Leitner warnt aber vor vorschnellen Schlüssen: „Es ist zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, irgendwelche Verdächtigen zu identifizieren. Jetzt geht es um eine Basischarakterisierung: Was ist da überhaupt drinnen und was könnte in ein verpacktes Lebensmittel migrieren?“ Methodisch kann man das ganze Arsenal der instrumentellen Analytik aufbieten: Gaschromatographie (GC) mit Flammeni- onisationsdetektor oder gekoppelt an ein Massenspektrometer, ebenso Flüssigkeit- schromatographie (LC) sowie mehrere zwei- dimensionale GC-Systeme, in Verbindung mit teils bereits automatisierten Probenvor- bereitungstechniken, wie der Head-Space- Festphasenmikroextraktion. Als Partner auf diesem Gebiet ist die Firma Shimadzu an Bord. „Auch wir arbeiten seit Jahrzehnten mit Prof. Leitner zusammen“, sagt dazu Sarah Fleissner, die bei Shimadzu Österreich die Bereiche Chromatographie, Massenspektrometrie und Spektroskopie betreut. „Für uns ist es wichtig, das Projekt von Anfang an mit unseren Geräten zu unter- stützen, um die Analytik bestmöglich zu begleiten.“ Entsprechend viele unterschied- liche Chromatographiesysteme und Arten der Produktvorbereitung sind beim Projekt im Einsatz. Für die letztgenannte Aufgabe ist auch die Firma Axel Semrau im Projekt vertreten, die sich auf Laborautomatisierung spezialisiert hat: „Im Bereich MOSH/MOAH sind wir weltweit federführend. Da sehen wir es als große Chance, auch in diesem Bereich an der Automatisierung der Probenvorberei- tung mitzuwirken“, sagt Maik Kranz von der Vertriebsorganisation von Axel Semrau. Leit- ner bestätigt die Wichtigkeit dieses Aspekts: „Wir haben damit alle Standardprozeduren, die wir sonst manuell durchführen, automa- tisiert zur Verfügung. Das ist wie eine Lego- Kiste für Analytiker.“ Damit eröffnet sich im Projekt die Möglichkeit, den gesamten Ablauf aus standardisierten Basisoperatio- nen zusammenzusetzen. Großes Konsortium am Start Die Detailarbeit im Labor wird dabei von Elise Hecht ausgeführt, die an der TU Graz ihre Doktorarbeit macht. „Das reicht von der Vorbereitung und Messung bis hin zur Datenauswertung“, gibt die Chemikerin Einblick. Ergänzt wird die chemische und mikrobiologische Analytik durch humane Sensorik: Dazu soll ein geschultes Panel eingesetzt werden, um festzustellen, ob es einen Einfluss der Verpackung auf das Aroma der verpackten Lebensmittel gibt und ob sich Fehlgerüche entwickeln. Mit der Zusammenarbeit am Beginn des Projekts zeigen sich alle Beteiligten des großen Konsortiums sehr zufrieden. Dass die Partner dabei aus so vielen unter- schiedlichen Bereichen kommen, wird als Erfolgskriterium angesehen. Leitner fasst die leitende Vision so zusammen: „Am Ende wollen wir ein einfach zu bedienendes, robustes Gerät sehen, das in der industriel- len Routine einsetzbar ist.“ DAS PROJEKT Das Kooperationsprojekt „AURELIA“ (kurz für „Automatisierte Beurteilungsstrate- gie für Rezyklate im Lebensmittelkontakt – interdisziplinäre Ansätze“) hat sich zum Ziel gesetzt, die Zulassung von Recycling- technologien für die Herstellung von Kunst- stoffmaterialien im Lebensmittelkontakt zu unterstützen. Zu diesem Zweck wird ein automatisierter Analysenansatz entwickelt, der mikrobiologische Schnelltests, chemi- sche Analytik und Humansensorik miteinan- der kombiniert. Das Projekt wird im Rahmen des Basisprogramms der FFG gefördert. Unternehmenspartner: Axel Semrau GmbH, Borealis Polyolefine GmbH, Leco Europe B.V., Mondi Consu- mer Packaging International GmbH, NaKu e.U., Next Generation Recyclingmaschinen GmbH, PreZero Polymers GmbH, Shimadzu Handelsgesellschaft m.b.H, TotalEnergies OneTech Belgium, Thermoplastkreislauf GmbH Forschungspartner: TU Graz – Institut für Analytische Chemie und Lebensmittelchemie, OFI – Kompetenz- bereich Verpackung, Recycling & Gefahrgut DER KUNSTSTOFF-CLUSTER Der Kunststoff-Cluster ist ein branchenüber- greifendes Netzwerk des Kunststoff-Sek- tors. Er fördert, initiiert und koordiniert die Zusammenarbeit von Unternehmen unter- einander sowie von Unternehmen und Technologietransfer-Einrichtungen in die- sem Bereich. Ziel ist die Bündelung von Potenzialen und Kompetenzen zur Stei- gerung der Innovationskraft und internati- onalen Wettbewerbsfähigkeit der Partner. Durch die Zusammenarbeit von Niederös- terreich, Oberösterreich und Salzburg ist der Kunststoff- Cluster zum größten Netz- werk für Kunststoff-Technologie in Europa geworden. Trägergesell schaften des Kunst- stoff-Cluster sind ecoplus, die Wirtschafts- agentur des Landes Nieder österreich und die Business Upper Aus tria – OÖ Wirt- sc haf tsag e ntur GmbH . D e r e c o plus Kunststoff-Cluster wird über das Projekt „NÖ Innovationsökosystem“ von der Euro- päischen Union kofinanziert. Ansprechpartner: Dr. Martina Rech Projektmanagerin Kunststoff-Cluster ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH 3100 St. Pölten, Österreich Niederösterreich-Ring 2, Haus A Tel. + 43 664 612 6944 M.Rech@ecoplus.at