FTI-Strategie: Umsetzung mangelhaft

Es steht weiterhin schlecht um die Umsetzung der Forschungs- und Technologieentwicklungsstrategie (FTI-Strategie) des Bundes. Das betonten der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE), Hannes Androsch, sowie der stellvertretende Ratsvorsitzende Markus Hengstschläger, heute bei der Präsentation ihres Jahresberichts in Wien. Ihrer Ansicht nach bestehen vor allem fünf Probleme:

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Bild: Archiv
Kein Ruhmesblatt: Die Regierung hat Handlungsbedarf bei der FTI-Strategie, kritisiert der RFTE.

Erstens ist die „Performance“ des Bildungssystems nach wie vor schlecht. Auch die dringend notwendigen Reformen gehen „nur schleppend voran“.

Zweitens gibt es zu wenig Geld für die Grundlagenforschung. Zwar liegt der Anteil der Mittel am BIP mit 0,56 Prozent international gesehen „im vorderen Mittelfeld forschungsstarker Nationen“. Jedoch wird das Geld zu sehr über Basisfinanzierungen und zu wenig in kompetitiver Weise vergeben, also über den Wettbewerb zwischen den Forschungsstätten.

Drittens verläuft die Gründung innovativer Unternehmen schlechter als wünschenswert. Es fehlt an Risikokapital, auch die „bürokratischen, regulativen und steuerlichen“ Hürden für die Gründung einer GmbH sind zu hoch. Dazu kommen die „komplexen und unübersichtlichen“ Fördersysteme. Ein „Streamlining“ sei dringend zu empfehlen

Viertens ist die private Finanzierung von Forschung und Entwicklung unzureichend. So sollte laut FTI-Strategie der Anteil der privaten F&E-Finanzierung im Jahr 2020 mindestens 66 Prozent, wenn möglich sogar 70 Prozent, betragen. Laut dem aktuellen Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht liegt der Anteil heuer bei 47,8 Prozent. Auf den öffentlichen Sektor entfallen 36,1 Prozent, auf Finanzmittel aus dem Ausland rund 16 Prozent. 

Fünftens schließlich bestehen „Schwächen in der Governance des FTI-Systems“. Die Kompetenzen sind zersplittert, das Bundeskanzleramt und die zuständigen Ministerien (Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, Technologieministerium, Bildungsministerium sowie Finanzministerium) stimmen sich zu wenig ab. Auch die einschlägigen Abteilungen des Arbeits-, des Umwelt- und des Gesundheitsministeriums sind unzureichend eingebunden.

 

Gefahr des Zurückfallens

 

Angesichts dessen laufe Österreich Gefahr, sein Ziel laut der FTI-Strategie zu verfehlen, warnte Androsch. Dieser zufolge soll die Republik bis 2020 zu den europäischen „Innovation Leaders“ gehören. Androsch fügte hinzu, schon jetzt leide Österreich unter einer „unbefriedigenden Wirtschaftsentwicklung“. Diese sei zumindest teilweise durch die mangelhafte „Innovationsdynamik“ bedingt. Gehe die Regierung die ihr ja bekannten Probleme nicht an, „fallen wir weiter zurück. Das bedeutet weniger Wirtschaftsleistung, weniger Wohlstand und mehr Arbeitslosigkeit“.

 

Immerhin habe Bundeskanzler Christian Kern „rein verbalisiert“ ein besseres Verständnis für die Situation. „Auch die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid kennt sich aus. Von da her hat sich die Lage gebessert“. Weniger optimistisch äußerte sich Hengstschläger: Mit Beatrix Karl und Karlheinz Töchterle seien bereits Professoren an der Spitze des Wissenschaftsministeriums gestanden. Verbessert habe sich dadurch nichts. Und trotz der kürzlichen Änderungen in der Regierung „sehe ich nicht, dass sich etwas tut“. Hoffnungslos sei die Lage allerdings nicht, betonte Androsch: „Singapur war vor 30 Jahren ein Dritte-Welt-Land. Heute hat es zwei Universitäten von Weltrang“.