Pharmaindustrie: Kritik am Hauptverband

Die Gebarungsprognosen des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HV) dienen dazu, die Branche unter Druck zu setzen, kritisieren Pharmig und FCIO. Der HV sieht das anders.

Foto: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
HV-Vorsitzender Alexander Biach: veränderte Prognose

 

Auf wenig Wohlwollen seitens der Pharmaindustrie stößt die neue Gebarungsprognose des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HV). Dieser zufolge „hat sich im Vergleich zur Vorschau von Mitte August die Gesamtgebarung bei einem Gesamtbudget von 18,5 Milliarden Euro von ursprünglich minus 37 Millionen Euro auf minus elf Millionen Euro verbessert“.

 

Laut dem Generalsekretär des Pharmaindustrieverbandes Pharmig folgen die Veröffentlichungen der Prognosen indessen „Jahr für Jahr demselben Schema: Es beginnt mit einem eklatanten Minus, das im Laufe des Jahres nach unten korrigiert wird, bis am Ende der Gebarungsperiode – erfreulicherweise und für alle dann doch überraschend – ein Plus ausgewiesen werden kann“. Ein mittlerweile vertrautes Spielchen, um der Pharmaindustie über angeblich stark steigende Arzneimittelpreise die „Schuld am zu erwartenden hohen Defizit der Krankenkassen“ zuzuweisen. Doch könne von hohen Medikamentenpreisen in Österreich keine Rede sein. Vielmehr lägen diese bekanntermaßen unter dem EU-weiten Durchschnitt. „Wir sind kein Hochpreisland, im Gegenteil. Die Kostentreiber liegen ganz wo anders im Gesundheitswesen, nämlich bei den Strukturen, der Verwaltung und in einem ineffizienten Spitalswesen“, betonte Huber.

 

Ähnlich argumentierte die Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger. Sie verwies auf das Jahr 2016: Da seien die Medikamentenkosten um 2,5 Prozent gestiegen. Die Verwaltungskosten der Krankenkassen hätten sich dagegen um 4,7 Prozent und somit fast das Doppelte erhöht. Außerdem bedeutet ein Anstieg der Ausgaben für Arzneimittel nicht zwangsläufig, dass die Produkte teurer werden, erläuterte Hofinger. In den kommenden Jahren etwa werde sich die Zahl der Versicherten erhöhen. Außerdem steige die Lebenserwartung, und die Zahl der chronischen Erkrankungen nehme ebenfalls zu. Umso wichtiger sei es, nun endlich effizientere Strukturen im Gesundheitswesen zu schaffen, beispielsweise durch eine Fusion der Krankenkassen. Ferner empfehle sich, „durch eine innovations- und investitionsfreundliche Standortpolitik die heimischen Spitzenleistungen im Bereich der Medizin- und Pharmaforschung zu unterstützen“.

 

Anders sieht die Sache HV-Vorsitzender Alexander Biach. Ihm zufolge ist die Entwicklung der Gebarung und damit auch der diesbezüglichen Prognosen „den gemeinsamen intensiven Anstrengungen aller Krankenversicherungsträger zu verdanken“.