Rohstoffknappheit in der Lackindustrie

Das Weißpigment Titandioxid und einige Blockbausteine für die Harzsynthese werden auf dem Markt immer knapper. Werkschließungen in China haben die Situation zusätzlich verschärft.

Bild: Marko Delbello Ocepek // www.delbello69.com
FCIO-Obmann Hubert Culik sorgt sich um die Rohstoffsituation in der Lackindustrie

Die Verfügbarkeit von Titandioxid war schon im vergangenen Jahr nach dem Ausfall wichtiger Fabriken in Finnland und auf der Krim massiv eingeschränkt.  Nun haben strengere Umweltauflagen in China zu Werkschließungen geführt und die Situation weiter verschärft. Anstatt der erwarteten Entspannung kam es daher zu weiteren Preissteigerungen: Zuletzt war das aufgrund seiner hohen Deckkraft nahezu unersetzliche Weißpigment um mehr als 30 Prozent teurer als im Vorjahr  – wenn es überhaupt verfügbar ist.

Doch Titandioxid ist nicht der einzige Rohstoff, der der Lackindustrie Sorgen bereitet, wie Hubert Culik, CEO der Kansai Helios Coating GmbH und Obmann des Fachverbands der chemischen Industrie, erzählt. Auch bei bestimmten Blockbausteinen für die Harzsynthese sei die Situation dramatisch. „Manche Chemikalien werden nur mehr von wenigen Herstellern angeboten, die daher Preis und Liefermengen diktieren können“, schildert Culik die Situation. Der Ton zwischen den Lackproduzenten und ihren Lieferanten sei dementsprechend rauer geworden.

 

Kreativität in prekärer Situation

Laut Culik machen die Rohstoffkosten mehr als die Hälfte der Produktionskosten der Lackbranche aus, die Mehrbelastung werde zunehmend prekär. Neben Margenverlusten drohe den Betrieben, überhaupt nicht mehr lieferfähig zu sein.

Einige Hersteller aus der Lack- und Anstrichmittelindustrie würden nun versuchen, internationale Kontakte zu nutzen, um die begehrte Ware auf dem Weltmarkt zu bekommen, viele mittelständischen Unternehmen hätten diese Kontakte aber nicht, warnt Culik. In besonderen Fällen müsse man sogar darauf zurückgreifen, Rezepturen zu ändern, um alternativen Rohstoffe verwenden zu können.