Teva: Schultz zieht Notbremse

Der Chef des unter Druck befindlichen israelischen Generikariesen will diesen radikal umbauen. Mehr als ein Viertel des Personals soll seinen Job verlieren.

Foto: U. S. Navy/ Mass Communication Specialist 2nd Class Josue L. Escobosa
In rauer See: Ob Kåre Schultz Teva sicher in den Hafen bringt, ist fraglich.

 

Kåre Schultz, der Chef des angeschlagenen israelischen Generikagiganten Teva, zieht die Notbremse. Er plant, bis Ende 2019 mehr als ein Viertel der weltweiten Belegschaft von rund 57.000 Personen abzubauen. Das entspricht einer Reduktion um rund 14.000 Arbeitsplätze. Die Kostenbasis soll um drei Milliarden US-Dollar reduziert werden. Zurzeit beläuft sich diese auf rund 16,1 Milliarden Euro. Verbunden mit dem Kahlschlag ist eine radikale Umstrukturierung. In einem E-Mail an die Belagschaft kündigte Schultz an, eine „bedeutende Anzahl“ von Fabriken, Forschungsstätten Headquarters und anderen Niederlassungen zu schließen. Binnen der kommenden drei Monate will er bekannt geben, wer seinen Arbeitsplatz verliert. Durchziehen möchte Schultz den Großteil des Personalabbaus im Lauf des kommenden Jahres. Wie er in dem E-Mail ergänzte, muss Teva „ein flexibleres, schlankeres und profitableres Unternehmen“ werden.

 

Immerhin spart Teva nicht nur beim „Bodenpersonal“: Das Management erhält für heuer keinen Bonus, „weil die finanziellen Ergebnisse deutlich unter unserer Guidance liegen“, verlautete in einer Aussendung. Auch werden keine Dividenden auf normale Aktien bezahlt.

 

Teva ist insbesondere seit 2015 unter Druck, als der Konzern um rund 40 Milliarden US-Dollar den Konkurrenten Actavis schluckte. Doch der Bissen bekam alles andere als gut: Der Aktienkurs halbierte sich binnen eines einzigen Tages. Dazu kommt, dass das Unternehmen die Exklusivrechte an Copaxone verloren hat, einem Medikament gegen multiple Sklerose. Überdies müssen innerhalb der kommenden zwei Jahre Schulden von rund neun Milliarden US-Dollar beglichen werden.

 

Dass Schultz sein Programm durchziehen kann, ist noch nicht sicher. Der mächtige Gewerkschaftsdachverband Histadrut hat für Sonntag (in Israel ein Arbeitstag, arbeitsfrei ist der Samstag) zu einem Streik aufgerufen, der weit über Teva selbst hinausgeht. Betroffen sind der gesamte öffentliche Sektor inklusive der öffentlichen Straßenverkehrsmittel, aber auch die Börse.

 

Schultz ließ in seinem Mail an die Belegschaft jedoch keinen Zweifel an der Dramatik der Lage: „Ein Personalabbau in dieser Größenordnung ist nicht einfach. Und wir nehmen ihn keineswegs auf die leichte Schulter. Aber gegenwärtig gibt es keine Alternative.“ Mit besten Grüßen.