Agrana: Ukraine-Krieg sorgt für Jahresverlust

Operativ verlief das Geschäftsjahr 2021/22 des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns zufriedenstellend. Aufgrund von Wertberichtigungen ergaben sich Einbrüche beim EBIT und beim Konzernergebnis. Für die Zukunft ist der Vorstand optimistisch.

Foto: Agrana
Generaldirektor Markus Mühleisen: Agrana „für die Zukunft gut aufgestellt“

 

„In normalen Zeiten wäre 2021/22 ein gutes Jahr gewesen. Aber die Zeiten sind nicht normal“, konstatierte Agrana-Generaldirektor Markus Mühleisen anlässlich der Bilanzpressekonferenz des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns. Zwar verzeichnete die Agrana ein Umsatzplus von 13,9 Prozent auf 2,90 Milliarden Euro, das EBITDA erhöhte sich um 8,1 Prozent auf 206,7 Millionen Euro. Doch das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) brach um 68,6 Prozent auf 24,7 Millionen Euro ein. Und hatte der Konzern 2020/21 einen Gewinn von rund 55,0 Millionen Euro erwirtschaftet, so musste er 2021/22 einen Verlust von 12,2 Millionen Euro verkraften. Schuld waren Wertberichtigungen vo rund -69,8 Millionen Euro, die die Agrana aufgrund des Kriegs in der Ukraine vorzunehmen hatte. Laut Mühleisen war der Konzern „bis zum Kriegsausbruch voll auf Kurs und hätte ohne negatives Ergebnis aus Kriegssondereinflüssen einen deutlichen EBIT-Anstieg erreicht“. Operativ sei 2021/22 „sehr zufriedenstellend“ verlaufen, nicht zuletzt dank „sehr guter“ Apfel- und Zuckerrübenernten, die sich auf die Segmente Frucht und Zucker positiv auswirkten, sowie „historisch hoher“ Ethanolnotierungen, die sich im Segment Stärke erfreulich bemerktbar machten.

 

In der Ukraine stellte die Agrana ihre Tätigkeit nach der Invasion der Russländischen Föderation (RF) am 24. Feber ein. Inzwischen produzieren die beiden Werke für Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate wieder mit etwa einem Drittel ihrer Leistung, wobei die Sicherheit der Belegschaften selbstverständlich Priorität hat. Die rund 800 Beschäftigten im Lande werden regulär entlohnt. In der RF ist das Werk in Serpuchow etwa 100 Kilometer südlich von Moskau mit seinen 300 Mitarbeitern faktisch „auf sich allein gestellt“, erläuterte Finanzvorstand Stephan Büttner. Die Produktion von Fruchtzubereitungen für Joghurts wird bis auf Weiteres aufrecht erhalten. Mühleisen ergänzte, ein Rückzug aus der RF sei vorläufig nicht geplant. Allerdings beobachte die Agrana die Lage sehr genau und bewerte diese kontinuierlich neu. Zurzeit sei es indessen „richtig, dass wir dort sind“. Der operative Betrieb werde schwieriger, unter anderem, was die Versorgung des Werks mit Ersatzteilen betreffe. Auch die politische Lage könne sich jederzeit ändern. Jedenfalls aber bekenne sich die Agrana zu den Sanktionen der Westmächte gegen die RF und sei „entsetzt über die Kriegshandlungen“.

 

Auswirkungen zeitigt der Krieg auch auf die Energieversorgung der Agrana-Standorte in Österreich, berichtete Technikvorstand Norbert Harringer. In Hinblick auf ein mögliches Erdgas-Embargo der EU gegen die RF laufen die Vorbereitungen, die Fabriken auf den Betrieb mit Heizöl extra leicht (HEL) umzurüsten. Ab Oktober soll dieser möglich sein. Ob der Umstieg tatsächlich erfolgt, hängt von den weiteren Entwicklungen ab.

 

„Starkes Fundament“

 

Für das angelaufene Geschäftsjahr 2022/23 gab sich Mühleisen grundsätzlich optimistisch. Die Agrana „hat ein starkes Fundament und ist gut aufgestellt“. Zu rechnen sei mit einem „sehr deutlichen“ Anstieg des EBIT und einem „deutlichen“ Wachstum des Konzernergebnisses. Allerdings liegt dieser Erwartung dem Konzern zufolge „die Annahme zugrunde, dass der Krieg in der Ukraine temporär und regional begrenzt bleibt, die physische Versorgung mit Energie und Rohstoffen gewährleistet ist und sich im neuen Geschäftsjahr die Absatz- und Beschaffungsmärkte wieder teilweise normalisieren können“. Ferner werde davon ausgegangen, „die insbesondere im Rohstoff- und Energiebereich deutlich gestiegenen Preise in angepassten Kundenkontrakten weitergeben zu können“.