BASF: CO2-Management als Innovationstreiber

Der deutsche Chemiekonzern will ab 2030 rund 17 Milliarden Euro im Bereich Kreislaufwirtschaft umsetzen. Gegenüber dem derzeitigen Niveau wäre das eine Verdopplung.

Foto: BASF SE
Innovation: BASF arbeitet an einer neuen Technologie zum Recyceln von Lithium-Ionen-Batterien.

 

Bis 2030 will der deutsche Chemiekonzern BASF seinen Umsatz im Bereich Kreislaufwirtschaft auf 17 Milliarden Euro pro Jahr verdoppeln. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Martin Brudermüller, bei dessen Forschungspressekonferenz, die pandemiebedingt digital abgehalten wurde. Brudermüller erläuterte, BASF werde sich dabei auf drei „Aktionsfelder“ konzentrieren, nämlich „zirkuläre Rohstoffe, neue Materialkreisläufe und neue Geschäftsmodelle“. Mittels Kreislaufwirtschaft wolle der Konzern Wirtschaftswachstum und Rohstoffverbrauch voneinander entkoppeln. Gleichzeitig erfolge die Entwicklung zu einem CO2-neutralen Unternehmen. „Es geht also am Ende um eine CO2-neutrale Kreislaufwirtschaft. Ich bin fest davon überzeugt: Es wird künftig gar nicht mehr ohne gehen und deshalb ist unser Erfolg direkt mit unserer künftigen Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit verbunden“, konstatierte Brudermüller. Ihm zufolge sind die Kreislaufwirtschaft und das CO2-Management  „unsere wichtigsten Innovationstreiber. Mit Innovationen ist die BASF groß und erfolgreich geworden und mit Innovationen werden wir erfolgreich in der Zukunft sein“.

 

Ein Beispiel für die „zirkulären Rohstoffe“ bzw. die zirkuläre Nutzung von Rohstoffen ist: Ab 2025 möchte BASF 250.000 Tonnen pro Jahr an recycelten sowie auf Abfällen basierenden Rohstoffen nutzen, um neue Produkte zu erzeugen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Pyrolyse, mit deren Hilfe Kunststoffabfälle in Pyrolyseöl umgewandelt werden. Aus dem Öl kann BASF in der Folge wiederum Kunststoffe herstellen. Laut Brudermüller erfolgt dies bereits. Im sogenannten „Chemcycling“-Projekt entwickelt BASF ein Verfahren, das ermöglicht, aus unterschiedlich zusammengesetzten Kunststoffabfällen Pyrolyseöl in konstanter Qualität herzustellen.

 

Batterien reyceln

 

Was die „neuen Materialkreisläufe“ betrifft, befasst sich BASF unter anderem mit dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Dieses Thema ist wegen der zunehmenden Nutzung von Elektrofahrzeugen von Bedeutung. Brudermüller zufolge müssen im Jahr 2030 alte Batteriezellen mit einem Gesamtgewicht von rund 1,5 Millionen Tonnen stofflich verwertet werden. Dazu ist es notwendig, sie zu zerlegen und anschließend zu schreddern. Das Resultat ist die sogenannte „Schwarze Masse“, die erhebliche Anteile an wiedergewinnbaren Rohstoffen enthält. Laut Brudermüller arbeitet BASF an einem chemischen Verfahren, das die Rückgewinnung dieser Substanzen „in hochreiner Form und mit hoher Ausbeute“ möglich macht. Bereits mit herkömmlichen Recyclingtechnologien könnten die in den Batterien enthaltenen Metalle mit einem um rund 25 Prozent kleineren CO2-Aufwand bereitgestellt werden als neu gewonnene Metalle. Durch das in Entwicklung befindliche Verfahren lasse sich dieser „CO2-Fußabdruck“ weiter verkleinern, versicherte Brudermüller.

 

Überdies beschäftigt sich BASF mit der Verbesserung der Qualität von Kunststoffen, die mechanisch recycelt werden. Dazu dienen laut Brudermüller spezielle Additivpakete, die „die mechanischen Eigenschaften von Polymermischungen verbessern. Das wertet mechanisch recycelte Kunststoffe und ihre Produkte im Kunststoff-Kreislauf auf“.

 

Nachwachsende Rohstoffe

 

Ferner arbeitet BASF an der Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Als Beispiel nannte Brudermüller das „Rambutan-Programm“. Dabei wird der Rambutan-Baum, ein Verwandter des Litschibaums, als Rohstoffquelle genutzt. Beispielsweise lässt sich aus seinen Blättern eine wässrige Lösung herstellen, die Gene in der menschlichen Haut aktiviert und die Collagenbildung steigert. Mit anderen Substanzen aus dem Baum wiederum lässt sich die Hautfeuchtigkeit verbessern.