Bayer: Vergleich zu Xarelto

Mit rund 350 Millionen Euro will der deutsche Konzern Rechtsstreitigkeiten in den USA um den Gerinnungshemmer beenden.

Foto: Bayer
Kein Schuldeingeständnis: Laut Bayer entbehren die Klagen um Xarelto „jeglicher Grundlage“.

 

Insgesamt 775 Millionen US-Dollar (rund 686 Millionen Euro) bezahlen wollen die beiden Pharmakonzerne Bayer und Janssen Pharmaceuticals, um den Rechtsstreit bezüglich des oralen Gerinnungshemmers Xarelto in den USA zu beenden. Sie haben das Medikament gemeinsam entwickelt und wollen mit der Zahlung fast alle der rund 25.000 US-amerikanischen Kläger abfinden. Laut dem aktuellen Geschäftsbericht von Bayer behaupten diese, Xarelto habe zu Blutungen und Todesfällen geführt. Das Risiko solcher Auswirkungen habe Bayer bekannt sein müssen. Dennoch habe der Konzern potenzielle Anwender des Mittels nicht ausreichend gewarnt. Die Abfindungssumme tragen die beiden Unternehmen zu jeweils der Hälfte. Auf Bayer entfallen somit rund 343 Millionen Euro. Der Konzern sieht seinen Anteil wenigstens teilweise durch eine Produkthaftpflichtversicherung gedeckt. Xarelto das bei weitem umsatzstärkste Medikament von Bayer. Im Jahr 2018 erlöste der Konzern damit rund 2,5 Milliarden Euro. Laut Bayer wurden bis dato „weltweit mehr als 45 Millionen Patienten mit Xarelto behandelt“.

 

Ausdrücklich betont Bayer, die nun angekündigten Zahlungen seien kein Schuldeingeständnis. Es gehe ausschließlich darum, weitere Kosten zu vermeiden. In einer Aussendung konstatiert der Konzern, „dass die Klagen jeglicher Grundlage entbehren. Der Vergleich bedeutet daher auch nicht die Anerkennung einer entsprechenden Rechtspflicht. Allerdings ermöglicht es dieser vorteilhafte Vergleich, Ablenkungen und hohe Kosten zu vermeiden, die durch einen Fortgang der Rechtsstreitigkeiten entstehen würden“. Der Konzern behält sich vor, von der Zahlung zurückzutreten, „wenn eine bestimmte Mindestannahmequote unter den Teilnahmeberechtigten nicht erreicht wird“. Wie hoch diese Quote ist, gab der Konzern nicht bekannt. Nicht erfasst sind zehn Klagen in Kanada, von denen eine als Sammelklage zertifiziert ist. Für die übrigen neun Klagen wurde diese Zertifizierung beantragt.

 

Xarelto ist eines von mehreren Produkten, bezüglich derer Bayer zurzeit rechtliche Auseinandersetzungen führt. Bekanntlich laufen umfangreiche Klagen im Zusammenhang mit dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat. Hinsichtlich unerwünschter Nebenwirkungen von Essure, einem „Medizinprodukt zur permanenten Verhütung ohne operativen Eingriff“, wurde Bayer von etwa 25.000 US-Amerikanerinnen geklagt. Bezüglich der Hormonspirale Mirena sind in den USA rund 2.400 Klagen anhängig.