Corona-Bekämpfung „erst am Beginn“

Der Chef des deutschen Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnt vor übertriebenem Optimismus. Einen „massiven Lock-down“ wie in China hält er zumindest vorerst für nicht erforderlich.

Foto: Robert-Koch-Institut
Nicht unterschätzen: Die Eindämmung des Coronavirus SARS-CoV-2 dürfte noch einige Anstrengungen erfordern.

 

„Wir haben gerade erst begonnen, Corona zu bekämpfen.“ Das betonte der Leiter des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, bei einem Online-Pressebriefing am 25. März. Wann es zu einer Lockerung der in Deutschland geltenden Einschränkungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben kommen könne, lasse sich daher nicht sagen. Es gelte, die Wirkung der bestehenden Maßnahmen abzuwarten. Notwendig ist laut Wieler, Personen gezielt zu testen, vulnerable Menschengruppen zu schützen und die Kapazitäten im Gesundheitssystem zu erhöhen. Dies betreffe sowohl die Testkapazitäten als auch die Behandlungskapazitäten. Alle Menschen könnten zur Bekämpfung der Pandemie betragen, „indem man Abstand hält und zuhaus bleibt, wenn man krank ist“.

 

Gefragt, ob er Maßnahmen wie in China für notwendig halte, konstatierte Wieler: „In China gab es einen massiven Lock-down mit großen sozialen Verwerfungen. Ich möchte die Lage dort nicht mit der in Deutschland vergleichen.“ Zu Gerüchten, dass in Italien infizierte Personen von ihren Familien getrennt und unter Quarantäne gestellt werden sollen, sagte Wieler: „Ich weiß nicht, ob das in Italien so kommen soll.“ Grundsätzlich sei es auch im Familienverband möglich, den Sicherheitsabstand von 1,5 bis zwei Metern einzuhalten.

 

Jedenfalls aber handle es sich bei Corona um eine „Epidemie sehr großen Ausmaßes. Niemand kann darauf optimal vorbereitet sein“.

 

Zu der auch seitens der österreichischen Bundesregierung ventilierten Überlegung, Schnelltests einzusetzen, äußerte sich Wieler zurückhaltend: „Im Moment ist die Qualität dieser Tests meiner Ansicht nach noch nicht ausreichend.“ Es sei ohne Zweifel notwendig, die Zahl der Tests zu erhöhen. Doch „das Schlimmste“ wäre es Wieler zufolge, qualitativ schlechte Tests zu verwenden und dadurch ein falsches Bild der Situation zu erhalten. In Deutschland würden schon demnächst repräsentative Stichproben der Bevölkerung auf Corona getestet. Das werde die Einschätzung der Lage verbessern.

 

Nach Angaben des RKI waren in Deutschland mit Stand vom Morgen des 25. März 31.545 Personen am Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankt. Dies entspricht gegenüber dem 24. März einer Steigerung um 4.118 Fälle.