65 austrianlifesciences chemiereport.at 2016.7 chemie & technik rial. die arbeiten erfolgten im übrigen auf modulebene, berichtete pomberger: „auf die ebene der einzelnen batterie- zellen zu gehen, wäre ein viel zu großer aufwand gewesen.“ und so geschah's: in einem ersten schritt wurden die batterien demontiert, anschließend deaktiviert und mechanisch behandelt. das resultat fasste pomberger in einem satz zusammen: „batterien-recycling ist durchaus sinn- voll, allerdings bis auf weiteres sicher nicht wegen des lithiums.“ ausreichende vorkommen denn an natürlichen vorkommen des erdalkalimetalls (siehe infokästchen) sollte auf absehbare zeit kein mangel sein, betonte pomberger. im wesentli- chen kann die gewinnung aus drei quel- len erfolgen: salzseen, in denen bei sta- tischer betrachtung weltweit rund 52,3 millionen tonnen lagern, minen, in denen sich um die 12,7 millionen tonnen finden, und schließlich den ozeanen, die sagen- hafte 224.000 mil- l i o n e n to n n e n enthalten – wenn- gleich in minimaler konzentration. die größten lagerstät- ten finden sich in chile (6,8 millionen tonnen), argentinien (6,0 millionen tonnen), bolivien (5,8 mil- lionen tonnen), china (5,4 millionen ton- nen) und israel (2,5 millionen tonnen). wer in österreich nach lithium ver- langt, muss zumindest grundsätzlich nicht in die ferne schweifen: als eine der potenziell größten fundstellen europas gilt die weinebene auf der kärntner seite der koralpe, knapp 20 kilometer östlich von wolfsberg in rund 1.500 metern see- höhe gelegen. die dortigen vorkommen werden auf bis zu 30 millionen tonnen lithiumhaltigen erzes geschätzt. nach- gewiesen wurden bis jetzt rund 3,7 mil- lionen tonnen erz mit einem lithium- gehalt von maximal 1,5 prozent, woraus sich ein gewinnbares vorkommen von etwa 55.500 tonnen errechnet. abge- baut wird das mineral allerdings nicht: ein versuchsbergbau im sogenannten „traudi-stollen“ ging nach rund drei jah- ren bereits 1988 wegen unwirtschaftlich- keit außer betrieb. um einen schilling verkaufte die damalige öiag-tochter minerex die mine an die kärntner mon- tanindustrie gmbh (kmi) der ehemali- gen adelsfamilie henckel-donnersmarck. zumindest für letztere kein ganz schlech- tes geschäft: sie veräußerte die schürf- rechte vor fünf jahren um knapp zehn millionen euro an die european lithium limited, die ihren hauptsitz in australien hat. bisher hat das unternehmen rund 11,5 millionen euro ins kärntner lithium investiert. allerdings: die seinerzeit ange- kündigte wiederaufnahme des bergbaus ist bis heute nicht erfolgt. mittlerweile wird über das jahr 2019 als zieldatum spe- kuliert. auch von einer lithium-aufberei- tungsanlage in wolfsberg ist die rede, bis zu 40 arbeitsplätze inklusive. da der preis von lithiumkarbonat in den vergange- nen zehn jahren von rund 1.000 us-dollar pro tonne auf etwa 25.000 us-dollar pro tonne regelrecht „explodierte“, könnte kärnten wohl wieder einmal „reich“ wer- den, wie der damalige landeshauptmann leopold wagner beim beginn des ver- suchsbergbaus anno 1985 jubilierte. und auch anderswo wird von herr- lichen zeiten durch das „weiße gold“ geträumt. als weltweit umfangreichste lagerstätte wird der salar de uyuni betrachtet, (ab-)gelegen auf rund 3.600 metern seehöhe in der andenregion im südwesten boliviens. dabei handelt es sich um den mit etwa 10.580 quadratki- lometern größten salzsee der welt, der weitgehend aus- getrocknet ist und nicht weniger als 4,5 millionen ton- nen des metalls enthalten soll. vor mittlerweile fast zehn jahren erteilte staatspräsident evo morales die anweisung, eine pilotfab- rik zu errichten. geplant ist, mit der pro- duktion im jahr 2018 zu beginnen. pro liter enthält die sole rund 0,63 gramm lithium. vorgesehen ist, sie auf fünf pro- zent lithium aufzukonzentrieren und den begehrten stoff anschließend auf indus- trieniveau zu reinigen. insgesamt könnte bolivien über rund neun millionen ton- nen lithium verfügen und damit den der- zeitigen „weltmeister“ chile übertreffen. preisabhängige reserven weltweit gefördert werden derzeit rund 36.000 tonnen lithium pro jahr – nicht zuletzt in chile, argentinien, china und australien, verlautete pomberger in wien unter berufung auf den us geologi- cal survey. pomberger zufolge ist bis mitte des jahrhunderts mit einem anstieg auf bis zu 305.000 bis 485.000 tonnen pro jahr zu rechnen. einen mangel an lithium werde es allerdings dennoch schwerlich geben. statisch betrachtet, reichen allein die reserven – also jene vorkommen, deren ausbau mit der verfügbaren tech- nik wirtschaftlich rentabel ist – in den salzseen bei der derzeitigen produktion für rund 1.450 jahre. erhöht sich diese auf die erwarteten 485.000 tonnen, beläuft sich die reichweite immer noch auf 108 jahre. und die statische betrachtung der reichweite ist ohnehin nicht zielfüh- rend, betonte pomberger. denn steigt der preis eines natürlichen rohstoffs, wer- den auch bisher unwirtschaftliche lager- stätten ausgebeutet und neue gesucht. in der folge wachsen die reserven an. „das heißt: die primären rohstoffe gehen uns nicht aus, nur die billigen davon werden weniger“, erläuterte pomberger. erst ab etwa dem jahr 2100 dürfte es nach seiner ansicht daher sinnvoll werden, lithium mittels recycling wiederzugewinnen. weitgehend unumstritten ist, dass der lithiumbedarf in den kommenden jahr- zehnten kräftig steigen wird, konstatiert die deutsche bundesanstalt für geologie und rohstoffe (bgr) in einer aktuellen studie. dieser zufolge beläuft sich der li- thiumbedarf für „zukunftstechnologien“ wie hochleistungs-autobatterien derzeit auf rund zwei prozent der fördermenge. bis 2035 könnte er indessen auf etwa 385 prozent der heutigen produktion anstei- gen. li lithium 6,94 atomgewicht 180,54°c schmelzpunkt 1.342°c siedepunkt 3 beschreibung: erdalkalimetall und leichtestes metall verwendung: hochleistungsbatterien, legierungs- material für aluminium und mag- nesium, keramik, spezialseifen, medikamente gegen depressionen, roter farbstoff in feuerwerken große produzenten: albemarle (usa), rockwood lithium (chile), pure energy minerals (kanada), sociedad quimica (chile), orocobre (argentinien), galaxy resources (china), ganfeng lithium (china), tianqi lithium (china), canada lithium (kanada), citic guoan (china), qinghai lake (china), fmc lithium (argentinien) über 1.400 jahre sollen die lithium-reserven noch reichen.