„man kann nicht immer davon ausgehen, dass alle leachables auch extractables sind.“ lien“, erläutert ferse. von der sache her geht es in beiden fällen um dasselbe phänomen. unterschieden werden muss aber jeweils zwischen dem potenziellen risiko, das man bestimmen kann, indem man die verpa- ckung mit geeig- neten lösungsmit- teln extrahiert und analysiert, welche verbindungen in lösung gegangen s i n d ( i m p h a r - ma-regime wären das die „extracta- bles“) und den tat- sächlich in das verpackte gut migrierten und dort auffindbaren verbindungen (das wären die „leachables“). für den ersten fragenkomplex („ex- tractables“) gibt es unterschiedliche regu- latorische bestimmungen in der pharma- und in der lebensmittelbranche. gemein- sam ist ihnen aber, die verpackung einem test unter verschärften bedingungen zu unterziehen, d. h. unter höherer als der üblichen einsatz-temperatur zu testen und lösungsmittel zu verwenden, die stärker auf die verpackung einwirken als die pharmazeutische formulierung oder das verarbeitete lebensmittel. „die wahl des geeigneten lösungsmittels ist entscheidend und muss die zusammen- setzung des verpackten lebensmittels widerspiegeln“, hält ferse fest. so müsse bei öligen formulierungen anders vorge- gangen werden als bei lebensmitteln mit hohem wassergehalt. zudem dürfe das lösungsmittel nicht so stark sein, dass die verpackung durch extraktion geradezu zerstört wird und viel zu viele verbindun- gen in den extrakt übergehen. identifizieren und quantifizieren nach erfolgter extraktion stellt sich die aufgabe, zumindest abschätzen zu kön- nen, wie viel von einer bestimmten ver- bindung in das lösungsmittel übergangen ist, ohne zu wissen, um welche substanz es sich handelt. „dazu muss ein standard gefunden werden, auf den man sich ver- nünftig beziehen kann“, erklärt ferse. erst wenn man weiß, dass bestimmte substan- zen in relevanter menge in das lösungs- mittel übergangen sind, macht man sich daran, ihre identifizierung vorzunehmen: dazu stehen software-tools zur verfü- gung (beispielsweise kann das von waters angebotene softwarepaket „unifi“ ver- wendet werden, siehe info-kasten), die anhand von fragmentierung und iso- topenmuster die übereinstimmung mit einer bekannten verbindung mit einer bestimmten wahrscheinlichkeit ange- ben. „das ergebnis muss vom analytiker coverthema chemiereport.at austrianlifesciences 2018.4 37 nate) verwendet wird sowie aliphatische und aromatische mineralöl-fraktionen (mosh/moah). der rechtliche rahmen zur migration aus lebensmittelverpackungen ist vielge- staltig und komplex: für alle lebensmit- telkontaktmaterialien gilt die rahmen- verordnung nr. 1935/2004 (eg), darüber hinausgehende regelungen gibt es nur für einzelne typen von verpackungsmaterial wie keramik, regenerierte cellulose-fo- lie, (wiederverwertete) kunststoffe sowie aktive und intelligente materialien. „für den wichtigen bereich der druckfarben gibt es keine eu-weite regelung“, macht ferse auf einen wichtigen punkt aufmerk- sam. in der schweiz dagegen existiert dazu bereits ein regulativ in form einer positivliste: „dieses regelwerk legt fest, welche verbindungen bis zu bestimmten maximalkonzentrationen im lebensmit- tel gefunden werden dürfen.“ erst in jüngster zeit hat man die fra- gestellung der migration von substanzen auch auf materialien übertragen, die zur herstellung von single-use-equipment in der biopharma-produktion verwendet werden, wie ferse bemerkt: „wenn aus kunststoffen im kontakt mit biologischen medien verbindungen herausgelöst wer- den können, muss man das auch in der pharmazeutischen produktion berück- sichtigen.“ der experte verweist darauf, dass für dieses noch recht junge feld der- zeit unterschiedliche normenvorschläge in europa und nordamerika gemacht wurden. (gs) was bietet waters zum thema an? waters bietet eine ganze bandbreite an instrumenten und software zur identifi- zierung und quantifizierung von extrac- tables, leachables und nias an, die von gc-ms-anwendungen über konvergenz- chromatographie bis hin zur extraktion mit superkritischen fluiden reicht. unter den hochauflösenden massenspektrome- tern sind insbesondere das xevo g2-xs q-tof-gerät sowie das vion ims q-tof zu nennen, das die massenspektrometrie mit einer messung der ionenmobilität ver- bindet. das unifi scientific information system führt die auswertung von lc- und hoch- auflösenden ms-daten auf einer plattform zusammen. zahlreiche migrationsspezifi- sche applikationen stehen zur verfügung. aber noch plausibilisiert werden: es ist wichtig, sich die frage zu stellen, ob es realistisch ist, dass die vorgeschlagene verbindung in der verpackung zu finden ist“, betont ferse. ist eine verbindung ein- mal identifiziert, kann man sich der genauen quantifi- zierung ihres auf- tretens widmen. für manche kon- t a m i n a n t e n w i e weichmacher oder m o n o m e r e v o n kunststoffen sind die jeweiligen rein- stoffe, die dazu als standard einzusetzen sind, leicht zu bekommen. das ist aller- dings nicht für alle verbindungsklassen der fall. im falle von verpackten arzneimitteln kommen zusätzliche aspekte dazu: „hier geht es vor allem um die dosis, die ein patient zu sich nimmt“, erläutert ferse. das kann zum beispiel bei substanzen, die sich anreichern, bedeuten, dass schon sehr geringe werte (etwa 5 ppb) proble- matisch sein können. auch kann in die- sem bereich der umgekehrte vorgang, die abwanderung von inhaltsstoffen in die verpackung, eine rolle spielen, wenn dadurch die dosierung des medikaments verändert wird. was tatsächlich in lebensmitteln landet was das verhältnis der auf diese weise untersuchten möglichen migration zur tatsächlich stattfindenden betrifft, weist falk-thilo ferse auf einen interessan- ten aspekt hin: „man kann nicht immer davon ausgehen, dass alle leachables auch extractables sind.“ so können sich neue verbindungen durch chemische reaktion mit dem lebensmittel bilden oder aber durch die einwirkung von licht, wärme oder alterungsprozessen während des gebrauchs der verpackung entstanden sein. in diesem zusammen- hang spielt auch der begriff der „non-in- tentionally added substances (nias)“ eine rolle, der alle in verpackungsmaterialien vorhandenen verbindungen umfasst, die nicht aus technischen gründen dort hin- zugefügt wurden. für substanzen, die aus verpackungs- material stammen und tatsächlich in lebensmitteln gefunden wurden, gibt es eine reihe von beispielen: dazu gehören photoinitiatoren für uv-härtende anwen- dungen (z. b. benzophenone), die bei der herstellung von druckfarben zur anwen- dung kommen, ebenso wie bisphenol-a, das als monomer bei der herstellung von kunststoffen (z. b. polyester, polycarbo-