34 LIFE SCIENCES chemiereport.at AustrianLifeSciences 2020.3 www.oegmbt.at Ausnahmezustand in den Life Sciences Von H wie Home-Office bis K wie Kurzarbeit Unis und Fachhochschulen, Konzerne und Startups – von den Pandemie-bedingten Einschränkungen sind alle betroffen. Wir haben uns bei Mitgliedsorganisationen der ÖGMBT umgehört, wie sie mit der Situation umgegangen sind. Shutdown, Lockdown, Stayathome – nichts geht mehr? Ganz so war es in der LifeSciencesBranche auch in Zei ten von COVID19 nicht. Viele Aktivitäten liefen weiter, wenn auch unter besonderen Umständen. „Ich halte für gewöhnlich die Vorlesung ,Zellbiologie für Mediziner‘ vor zahlreichen Hörern“, erklärt Lukas Huber, Professor für Zellbiologie an der Medizini schen Universität Innsbruck und Präsident der ÖGMBT. Weil diese physisch in diesem Semester nicht stattfinden konnte, hat er auf einen elektronischen Weg zurückgegrif fen, um mit den Studenten in Verbindung zu treten: Er richtete einen eigenen You TubeKanal ein und trug im LiveStream vor: „Das hat gegenüber einer Aufzeich nung den Vorteil, dass Studenten im Live Chat unmittelbar Fragen stellen können. Dieses Format trifft auf große Akzeptanz.“ Hubers Kanal hatte binnen weniger Wo chen mehr als 20.000 Zugriffe zu verzeich nen – nicht nur aus Innsbruck, sondern aus ganz Österreich, der Schweiz und anderen deutschsprachigen Regionen. ÖGMBT-Präsident Lukas Huber, Leiter des Instituts für Zellbiologie der Medizinischen Universität Innsbruck Auch Harald Hundsberger, Leiter des Ins tituts für Biotechnologie der IMC FH Krems, die jüngst als institutionelles Mitglied der ÖGMBT gewonnen werden konnte, erzählt, wie man in der Lehre auf die neue Situation reagiert hat: „Wir haben schon nach einer Woche auf Distance Learning umgestellt, alle Lehrveranstaltungen im Sommerse mester finden auf diese Weise statt.“ Labor übungen hingegen konnten nicht fortgesetzt werden. „Wir sind am Planen, und die Stu dierenden werden noch vor dem Beginn des Wintersemesters die Übungen nachholen können.“ Auch die Forschungsaktivitäten Eingeschränkte und intensivierte Aktivitäten Der eingeschränkte Betrieb an den Unis kann auch für ein junges StartupUnter nehmen Folgen haben: „Wir haben unsere Labors an der Vetmed und können diese derzeit nur sehr eingeschränkt nutzen“, erzählt Joachim Seipelt, COO von Blue Sky Immunotherapies und ÖGMBTKassier. Man hat sich daher entschlossen, die Labor aktivitäten ganz stillzulegen. Für die zwölf Mitarbeiter des Unternehmens hat man von der Möglichkeit zur Kurzarbeit Gebrauch gemacht und nur systemrelevante Aktivi täten weiterlaufen lassen. Für ein Unter nehmen, das neue Therapieformen gegen Virus und Krebserkrankungen entwickelt, ist das ein gravierender Einschnitt: „Wir ÖGMBT-Kassier Joachim Seipelt, COO von Blue Sky Immunotherapies haben uns ja Meilensteine gesetzt und von Investoren und Förderagenturen Druck, diese einzuhalten“, gibt Seipelt zu beden ken. Erleichternd wirkt, dass von der der zeitigen Situation alle betroffen sind und daher dafür Verständnis herrscht, wenn es Verzögerungen gibt. „Entscheidend wird sein, wie lange die Einschränkungen gelten werden, ob es sich also nur um eine kleine Delle oder eine längere Phase der Unsicher heit handelt“, meint Seipelt. Derzeit wird auch bei Blue Sky überlegt, in welchen Schritten die Laborarbeit wieder aufge nommen werden kann Etwas anders stellt sich die Situation in großen Pharmaunternehmen dar. Auch am TakedaStandort in Wien sind zwar nur Mit arbeiter vor Ort anwesend, die an geschäfts kritischen Aktivitäten arbeiten. Aber solche gibt es viele: Die Produktion von Plasma produkten läuft voll, auch in Forschung im Labor mussten für einige Wochen ein gestellt werden. „Wir haben die Situation vorausgesehen und schon einige Zeit vor her keine größeren Bestellungen mehr getä tigt“, sagt Hundsberger. Nun wurde ein Not fallplan erarbeitet, um die Arbeit mit zwei Teams, die abwechselnd anwesend sein sol len, wieder aufzunehmen. Am Institut für Zellbiologie der Meduni Innsbruck konnte auch in den vergange nen Wochen ein Notbetrieb aufrechter halten werden, der den Mitarbeitern ein sicheres Arbeiten ermöglicht: „Wir haben nach dem Lockdown schnell eine Kern mannschaft definiert, die im Rahmen eines Schichtbetriebs die Versorgung von wichti ger Infrastruktur, beispielsweise der Gewe bekulturen, sicherstellt“, erzählt Huber. Die anderen TeamMitglieder arbeiteten im Home-Office, schrieben Protokolle und Forschungsanträge oder verfassten wissen schaftliche Publikationen und SOPs. Mee tings wurden über VideokonferenzTools abgehalten, der Forschungsbetrieb konnte so auf Sparflamme weiterlaufen. Harald Hundsberger, Leiter des Instituts für Biotechnologie der IMC FH Krems S W A , s m e r K H F C M I , r e n z o H l . J d r a h n r e B , k c o t S i / i h s o j h s a k a r p r e d n a h c : r e d l i B