30 30 COVERTHEMA COVERTHEMA chemiereport.at chemiereport.at AustrianLifeSciences AustrianLifeSciences 2021.4 2021.4 Entspannte Lage: Der Baltic-Dry-Index für den Seefracht- verkehr mit Schütt- gut fiel seit April erheblich. Indexpreisentwicklung (2010=100; Quelle: Weltbank; Stand: April 2021) Energieträger (Kohle, Rohöl, Erdgas) Industriemetalle Edelmetalle Düngemittel Holz Getreide Getränke (Kaffee, Tee, Kakao) 2019 2020 2021 (Prognose) 2022 (Prognose) 2023 (Prognose) 76,0 81,6 105,4 81,4 85,6 89,0 76,1 51,9 80,2 133,5 83,2 86,4 93,1 80,4 70,7 105,7 133,7 93,0 91,1 93,1 81,5 75,0 95,9 124,6 88,4 92,1 76,0 93,4 119,5 85,8 93,2 105,9 106,8 82,8 84,1 rechnen als vor der COVID-19-Pandemie: „Sollte es zu einer Eintrübung kommen, wird sich das natürlich auf die Preise auswirken.“ Keine Entmaterialisierung Wie aber sieht es langfristíg mit der Rohstoffversorgung Euro- pas und Österreichs aus, und welche Rohstoffe werden künftig gebraucht? Die Antworten darauf hängen nicht zuletzt mit dem „Green (New) Deal“ der EU zusammen. Bekanntlich plant diese, bis 2050 zum ersten „klimaneutralen“ Wirtschaftsraum der Welt zu werden. Österreich peilt dieses Ziel dem Regierungsprogramm zufolge bereits für 2040 an. Laut Drexel ist klar: „Der Green Deal ist kein Entmaterialisierungsprojekt, sondern ein massiver Umbau unseres Energie- und Wirtschaftssystems und ein riesiges Investitionsvorhaben, das auch mit riesigen Mengen an Rohstof- fen verbunden ist. Die Windräder, die Photovoltaikmodule, die Gestelle, auf die man die Module schraubt, die Glasfaserkabel für die Datenübertragung – das alles muss hergestellt werden. Die Welt des Green Deal ist eine andere Welt als die vor dem Green Deal aber es ist dennoch eine (roh-)stoff- liche Welt.“ Wohl wahr: Laut dem kürz- lich erschienenen Bericht „Net Zero by 2050 – A Roadmap for the Global Energy Sector“ der Internationalen Energie- agentur dürfte der weltweite Bedarf an Kupfer, Kobalt, Mangan, Seltenen Erden und anderen für den Stromsektor wich- tigen Rohstoffen bis 2030 auf das Sie- benfache des heutigen Werts ansteigen. Konzepte zur Ressourcenbereit- gibt es quasi eine doppelte Nachfrage.“ „Zur Zeit stellung gibt es, wenngleich die Umsetzung fraglich ist. Anfang November 2008 veröffentlichte die EU-Kommission ihre „Roh- stoffinitiative“ zur „Sicherung der Versorgung Europas mit den für Wachstum und Beschäftigung notwendigen Gütern“, wie es damals hieß. Und schon damals formulierte sie jene drei Ziele, die bis heute gelten: den „diskriminierungsfreien Zugang zu Roh- stoffen auf dem Weltmarkt“, die „dauerhafte Versorgung mit Roh- stoffen aus europäischen Quellen“ sowie die „Senkung des Pri- märrohstoffverbrauchs in der EU“ mittels „Ressourceneffizienz, Recycling, Substitution und dem verstärkten Einsatz erneuerba- rer Rohstoffe“. Fast wörtlich finden sich diese im „Exzerpt zum Basispapier für eine Österreichische Rohstoffstrategie 2030“, das das für Bergbau zuständige Landwirtschaftsministerium (BMLRT) im Mai des heurigen Jahres publizierte. Darin heißt es, Österreich brauche ein Drei-Säulen-Modell: „1. Nachhaltige Versorgung aus heimischen Quellen; 2. Nachhaltige Versorgung aus internatio- nalen Zulieferquellen; 3. Smart Production, Kreislaufwirtschaft sowie neue, wertschöpfende Technologien und Produkte“. Sinnvolle Strategie Drexel zufolge war die IV in die Erarbeitung der Rohstoffstrate- gie durch das BMLRT eingebunden: „Wir begrüßen diese Prozesse auf österreichischer und europäischer Ebene. Weniger begrüßen würden wir allerdings, wenn daraus ein neues Regelungssystem und ein neues Betätigungsfeld für die Bürokratie entstünde.“ Jedenfalls seien Eingriffe in die Entscheidungsautonomie und die Eigenverantwortung der Unternehmen auf dem Markt zu vermei- den: „Wer sich nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten um seine Rohstoffe kümmert, muss mit den Konsequenzen leben.“ Freilich könne Europa und damit auch Österreich sich nicht selbst mit allen notwendigen Ressourcen versorgen und sei deshalb weiter- hin auf einen nach den WTO-Regeln funktionierenden Weltmarkt angewiesen: „Wir setzen keineswegs auf die Abkehr von der glo- balisierten Wirtschaft, im Gegenteil. Einen funktionierenden Weltmarkt zu gewährleisten, ist Aufgabe der Politik.“ Und soweit die EU Rohstoffe auf ihrem eigenen Territorium bereitstellen könne, solle sie dies tun. Selbstverständlich sei es auch notwendig, die Ressourceneffizienz und die viel genannte Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Zu einer „nationalen kohärenten Rohstoffstrategie zur siche- ren Versorgung Österreichs mit primären und sekundären Roh- stoffen“ bekennt sich auch der FCIO. Eine solche Strategie könne dazu beitragen, auf „internationaler Ebene wettbewerbsfähig zu bleiben“. Als Problem für die Umsetzung der Strategie sowie für die Kreislaufwirtschaft sieht der Verband indessen nicht zuletzt die „mangelhafte Kohärenz zwischen Abfall- und Chemikalien- recht, Produkteinsatzbeschränkungen sowie einer Ungleichbe- handlung einzelner Branchen im Anlagenrecht“. k c o t S e b o d A / v o l i r a P : d l i B