Erfolg trotz Fehlschlag

Wien hat die Bewerbung um die EMA zwar nicht gewonnen, aber dennoch als Pharma- und Life-Sciences-Standort gepunktet, verlauten die Stadt Wien und die Pharmaindustrie.

Foto: David Bohmann/PID
Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (l.): Wien hat mit „starker Bewerbung gepunktet“.

 

„Wien hat eine starke Bewerbung abgegeben, die nicht zuletzt auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der EMA gepunktet hat. Damit ist es gelungen, den Bekanntheitsgrad der Stadt als gut ausgestattete Wirtschaftsmetropole zu steigern.“ So kommentiert Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner die Entscheidung, die European Medicines Agency in Amsterdam anzusiedeln. Brauner zufolge konnte sich Wien im Zuge der Bewerbung „als attraktiver Top-Standort für die Pharma- und Life-Science-Branche positionieren, der mit ausgezeichneter Infrastruktur, Top-Immobilien und zahlreichen Unterstützungsleistungen bis zuletzt zum Favoritenkreis gehörte“. Sie dankte dem Bundeskanzleramt, den beteiligten Ministerien, der Wirtschaftskammer Wien sowie den Pharmaindustrieverbänden Pharmig und FOPI für die diesbezügliche Zusammenarbeit: „Damit haben wir bewiesen, dass es möglich ist, auch in politisch turbulenten Zeiten über verschiedene Ministerien und Interessensgruppen hinweg gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um im Standortwettbewerb so stark wie möglich aufzutreten.“

 

Ähnlich äußerte sich Pharmig-Präsident Martin Munte. Die „exzellente“ Bewerbung Wiens sei „von einem starken Miteinander und viel positiver Energie getragen“ gewesen. Wien und Österreich hätten „stark an Aufmerksamkeit gewonnen, vor allem auch, weil Wien in die Favoritenrolle aufgestiegen ist. Es konnte aufgezeigt werden, wie gut wir hinsichtlich unserer Wirtschaftsleistung und Bedeutung als Life-Science-Standort innerhalb der EU aufgestellt sind“.

 

Kritik an Kurz und Schelling

 

Weniger freundlich reagierte der Gesundheitssprecher der NEOS, Gerald Loacker, der der Bundesregierung vorwarf, die Bewerbung „sabotiert“ zu haben. Er kritisierte insbesondere ÖVP-Chef und Außenminister Sebastian Kurz sowie Finanzminister Hans Jörg Schelling. Sie hätten sich „parallel um die Europäische Bankenaufsicht EBA bemüht. Dass man sich einfach mal überall beworben hat, zeugt nicht gerade von ernsthaftem Interesse an der EMA und war – wie sich nun erwartungsgemäß gezeigt hat – kontraproduktiv“.

 

EMA-Executive Director Guido Rasi gab sich „geehrt, dass so viele Staaten unsere Organisation beherbergen wollten. Das zeigt unsere wichtige Rolle beim Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier sowie bei der Unterstützung einer dynamischen und innovativen Pharmaindustrie“. Nun gehe es ans Übersiedeln der Organisation und ihrer 900 Beschäftigten. Spätestens am 30. März 2019, wenn Großbritannien die EU verlässt, muss der Umzug abgeschlossen sein.