Glyphosat-Streit: Ende in Sicht

Bei der Tagung des „Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed“ (PAFF) der Europäischen Kommission Anfang Oktober könnte darüber entschieden werden, ob der Einsatz des Pflanzenschutzmittels in der EU weiter erlaubt bleibt.

Foto: EC-Audiovisual Service/Georges Boulougouris
Auf dem richtigen Weg? EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis (l.) mit Florian Bodog, dem Gesundheitsminister Rumäniens, das als Befürworter der Zulassungsverlängerung gilt

 

Die schier endlosen Streitereien um die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat in der EU könnten demnächst zum Abschluss kommen. Am 5. und 6. Oktober tagt in Brüssel das „Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed“ (PAFF) der Europäischen Kommission. Dabei könnte sich entscheiden, ob die Zulassung des Mittels um zehn Jahre verlängert wird, wie das die EU-Kommission anstrebt, oder ob sie zu Jahresende ausläuft. Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist grundsätzlich für die Verlängerung, will allerdings den Einsatz eingeschränkt wissen. Eine ähnliche Position vertritt auch die österreichische Landwirtschaftskammer. Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot deutete Ende August an, eher dagegen zu sein. Keine offizielle Stellungnahme gibt es bis dato von Deutschland. Dass eine solche vor der Bundestagswahl am 24. September erfolgt, gilt als ausgeschlossen.

 

Der Gesundheitskommissar der EU, Vytenis Andriukaitis, konstatierte mehrfach, er wolle das leidige Thema endlich vom Tisch haben. Es gebe keinen Grund, die Zulassung nicht zu verlängern. Wie unter anderem die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) und die Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgestellt hätten, sei Glyphosat nicht krebserregend. Außerdem könne jeder Staat den Einsatz des Mittels trotz dessen Wiederzulassung auf EU-Ebene verbieten, wenn er das wolle.

 

Nach Aussagen aus der Landwirtschaft gibt es für Glyphosat keinen tauglichen Ersatz. Laut einer Umfrage des in Frankreich ansässigen Meinungsforschungsinstituts IPSOS befürchten die dortigen Landwirte Schäden von bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr, falls die Zulassung nicht verlängert wird. Die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP) verlautete am 12. September einmal mehr, bei einem allfälligen Verbot von Glyphosat „steigen das Risiko von Bodenerosion und die CO2-Emissionen durch vermehrte Pflugüberfahrten und den dadurch zunehmenden Dieselverbrauch sowie Kohlenstoff-Emissionen aus dem Boden. Durch die zunehmenden Überfahrten sinkt zudem die Biodiversität, da Bodenlebewesen und -organismen, Insekten, Vogelnester und -eier sowie Jungtiere durch das verstärkte Pflügen gefährdet werden. Und der steigende Bedarf an Ackerland führt dazu, dass Naturräume und Habitate mit einer deutlich höheren Artenvielfalt in Ackerland umzuwandeln wären“. Rund 3.300 Studien mit insgesamt 90.000 Seiten attestierten die Unbedenklichkeit der sachgemäßen Verwendung von Glyphosat. Es sei daher „völlig absurd“, den Wirkstoff zu verbieten.

 

Für ein Verbot des Mittels sprechen sich unter anderem die Grünen aus. Ihnen zufolge soll der EU-Unterausschuss des Nationalrates „eine bindende Stellungnahme beschließen und damit die österreichische Position für die Abstimmung über Glyphosat auf europäischer Ebene im Oktober verbindlich festlegen“.