Lenzing: Rückgänge nach Rekordjahr

Der Faserkonzern verzeichnete 2018 ein Jahresergebnis von 148,2 Millionen Euro, um 47,4 Prozent weniger als 2017, als ein Spitzenwert von 281,7 Millionen Euro erwirtschaftet wurde. Das Management ist dennoch zufrieden.

Lenzing AG
Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky: 2018 war das „viertbeste Jahr der Unternehmensgeschichte“

 

Die Jahresbilanz 2018 des Faserkonzerns Lenzing präsentierten am 14. März Vorstandschef Stefan Doboczky und Finanzvorstand Thomas Obendrauf in Wien. Gegenüber dem „Rekordjahr“ 2017 fielen die Umsatzerlöse um 3,7 Prozent auf 2,18 Milliarden Euro. Das EBITDA sank um 24 Prozent auf 382 Millionen Euro, das EBIT um 36 Prozent auf 237,6 Millionen Euro. Der Jahresgewinn schließlich verminderte sich um 47,4 Prozent auf 148,2 Millionen Euro. Dennoch war 2018 das „viertbeste Jahr der Unternehmensgeschichte“, betonte Doboczky und fügte hinzu, die seitens der Belegschaft und des Managements erbrachten Leistungen seien „größer“ gewesen als 2017, als die Lenzing „Rückenwind“ vom Markt her verspürt habe. Als Gründe für das Resultat von 2018 nannte Doboczky „insbesondere niedrigere Verkaufspreise bei Standardviscose, Wechselkurseffekte sowie gestiegene Rohstoff- und Energiekosten“. Doch gerade in diesem „herausfordernden Umfeld“ habe sich die Strategie der Lenzing bewährt, verstärkt auf Spezialfasern zu setzen. Dieser Weg wird auch weiter verfolgt, versicherte der Vorstandschef.

 

Noch heuer geht am Stammsitz Lenzing in Oberösterreich eine zweite Pilotanlage für die Herstellung von Tencel-Luxe-Filamenten in Betrieb. Ferner etablierte der Konzern 2018 seine Technologieplattform „Lenzing Web Technology“. Damit lassen sich „Baumstämme sozusagen direkt in Vliesstoffe umwandeln“, erläuterte Doboczky. In Purwakarta, etwa 70 Kilometer südöstlich der indonesischen Hauptstadt Djakarta, eröffnete die Lenzing ein Technologiezentrum, in dem es vor allem um die Prozessoptimierung sowie die Produktentwicklung im Sinne technischer Verbesserungen geht. Ferner stellt der Konzern seine Fabrik im chinesischen Nanjing auf die Erzeugung von Spezialfasern um. Als „schwerste Entscheidung des Jahres 2018“ bezeichnete Doboczky den Entschluss, den Ausbau der Erzeugungskapazitäten in Mobile im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama vorläufig nicht weiter zu verfolgen: „Ich bin aber überzeugt, dass diese Entscheidung richtig war.“ In Heiligenkreuz im Burgenland läuft die Produktion nach dem Brand im Februar wieder an. Laut Doboczky ist die erste der drei Linien bereits erneut in Betrieb, bis Ende April soll die Volllast erreicht sein. Voraussichtlich gegen Ende 2019 fällt ihm zufolge die Entscheidung über den Bau des weltweit größten Single-Line-Faserzellstoffwerkes im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, das für eine jährliche Kapazität von rund 450.000 Tonnen konzipiert ist.

 

Große Bedeutung hat für die Lenzing auch das Thema Nachhaltigkeit - und das nicht zuletzt im ökonomischen Sinne, erläuterte Doboczky. Nachhaltigkeit sei für sein Unternehmen ein „Geschäfts- und Innovationstreiber“. Als Beispiel nannte Doboczky die Faser „Ecovero“: „Das ist ein Produkt aus Standardviscose, das aber einen wesentlich besseren ökologischen Fußabdruck aufweist als normale Viscose. Daher können wir es zu einem höheren Preis verkaufen.“

 

Für heuer erwarten Doboczky und Obendrauf ein Ergebnis, das „etwa auf dem Niveau von 2018 liegen wird“. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten haben sich tendenziell weiter verstärkt. Ferner kommen zusätzliche Viscose-Produktionskapazitäten von rund 400.000 bis 600.000 Tonnen auf den Markt, was etwa zehn Prozent der globalen Erzeugung entspricht. Auch ist damit zu rechnen, dass die Preise für Natronlauge in Europa höher bleiben werden als in der übrigen Welt. Laut Doboczky benötigt die Lenzing rund 500.000 Tonnen Natronlauge pro Jahr: „Das ist natürlich ein wesentlicher Kostenfaktor für uns.“ Kaum Sorgen bereitet ihm und seinen Vorstandskollegen dagegen der „Brexit“. Das Faserwerk in Grimsby nahe der Humber-Mündung in die Nordsee im Nordosten Englands ist die kleinste Fabrik der Lenzing. Ferner geht fast die gesamte dortige Erzeugung nach Asien. Und was die Logistikketten zwischen Großbritannien und der EU betrifft, hat die Lenzing laut Doboczky vorgesorgt.