Mobile: Lenzing stoppt Ausbau

Die geplante Erweiterung des US-amerikanischen Lyocellfaserwerks findet bis auf Weiteres nicht statt.

Foto: Lenzing AG / Bernhard J. Holzner
Lenzing-Vorstandschef Stephan Dobozcky: Beidrehen in der Mobile Bay

Im kommenden Frühjahr wollte der Faserkonzern Lenzing seine um rund 90.000 Jahrestonnen erweiterten Produktionskapazitäten in Mobile im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama in Betrieb nehmen. Nun ist alles anders: Die 275-Millionen-Euro-Investition ist „vorübergehend“ gestoppt, teilte die Lenzing mit. Als Grund wurde die „steigende Wahrscheinlichkeit höherer Handelszölle, gepaart mit einer möglichen Überschreitung der Baukosten aufgrund des boomenden US-Arbeitsmarktes“ genannt. Bis auf Weiteres werde sich das Unternehmen nun auf die „Erweiterung der Lyocellfaser-Kapazitäten in Prachinburi (Thailand)“. Das Ausbauprojekt in Mobile bleibe aber in der Pipeline und werde regelmäßig auf seine Umsetzbarkeit geprüft. Mobile war Teil eines massiven Investitions- und Kapazitätssteigerungsprogramms. Allein 2017 wandte die Lenzing dafür rund 238,8 Millionen Euro auf. Ende Juni wurde Prüfung eines 450.000-Tonnen-Projekts in Brasilien angekündigt, in das etwa eine Milliarde US-Dollar fließen könnte. Bereits fertiggestellt ist die Erweiterung des Werks in Heiligenkreuz im Burgenland, mit der 2019 und 2020 etwa 25.000 Tonnen an zusätzlichen Lyocellfasern auf den Markt kommen.

Bereits bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses 2018 Anfang August hatte Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky von „unverändert herausfordernden Marktbedingungen“ gesprochen und dabei auch auf die Situation in den USA verwiesen. Doboczky hatte angekündigt, das Ergebnis von 2018 werde voraussichtlich unter den Resultaten der „Rekordjahre“ 2016 und 2017 liegen.

Vom Nordstaaten-Konteradmiral David G. Farragut, dem Sieger im Gefecht in der Mobile Bay im US-amerikanischen Bürgerkrieg, wird berichtet, er habe angesichts auf sein Flaggschiff zupreschender Torpedos gebrüllt: „Zum Teufel mit den Dingern! Volle Fahrt voraus!“ Doboczky hat sich in Anbetracht möglichen weltwirtschaftlich schlechteren Wetters dem gegenüber offenbar entschieden, vor Mobile erst einmal beizudrehen.