Montavit beantragt Sanierungsverfahren

Laut dem KSV1870 Tirol wird eine Entschuldung binnen 90 Tagen nach Antragstellung angestrebt. Herausforderungen bestanden bereits seit Jahren, nicht zuletzt wegen COVID-19 und des Krieges in der Ukraine. 

 

Foto: Montavit
Montavit-Geschäftsführerin Katharina Schmidt: kein Mangel an Herausforderungen in den letzten Jahren

Die Tiroler Montavit beantragt beim Landesgericht Innsbruck die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung. Das berichtete der Kreditschutzverband 1870 Tirol (KSV1870 Tirol). Ihm zufolge ist dies „für das wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen bei Einbindung der Gläubiger eine Möglichkeit, binnen eines Zeitraums von 90 Tagen eine Entschuldung zu erreichen“. Nach Angaben des KSV bietet die Montavit ihren Gläubigern eine Quote von 30 Prozent, zahlbar in den nächsten zwei Jahren. Dem Verband zufolge hatte die Montavit zuletzt 2019 „ein leicht positives Ergebnis erzielt. Die beiden Folgejahre weisen bereits deutliche Jahresfehlbeträge aus. Die Jahresabschlüsse zeigen eine Reduktion der Betriebsleistung, wobei sich die Kosten nicht in entsprechendem Maß vermindert haben. Im Rahmen einer Ursachenanalyse wird man sich die Kosten-Erlös-Struktur im Unternehmen detailliert ansehen müssen“.

 

Die Passiva des Unternehmens schätzt der KSV1870 Tirol auf mehr als 45 Millionen Euro. Davon sei „ein wesentlicher Teil pfandrechtlich besichert“. Rund 20 Millionen Euro dürften indessen nicht besichert sein. Sie betreffen „beträchtliche Lieferantenforderungen“ sowie die Löhne und Gehälter der etwa 180 Beschäftigten für Jänner 2023. „Inwieweit Forderungen der Dienstnehmer aus Beendigungsansprüchen letztlich schlagend werden, wird sich zeigen. Diese Zahlen konnten vom KSV1870 bisher nicht verifiziert werden“, hieß es in einer Aussendung. Laut dem KSV könnte die angestrebte Weiterführung des Unternehmens möglich sein, wenn die „die kurzfristige Schaffung einer ausreichenden Liquiditätsreserve, welche nur von dritter Seite kommen kann“ gelingt. Dies wäre die Voraussetzung, um „ein Sanierungskonzept zum Erhalt des Standortes in Absam umzusetzen“. KSV1870-Tirol-Geschäftsführer Klaus Schaller konstatierte, bei den bereits laufenden Gesprächen mit dem Ziel, zusätzliches Kapital ins Unternehmen zu bringen, es gehe darum, „dass es zu einem Erhalt der betrieblichen Struktur in Absam kommt. Eine Schließung des Betriebes mit anschließender Zerschlagung des Unternehmens und einem Abverkauf der Vermögensteile zu Liquidationswerten stellt in der Regel ein wenig attraktives Szenario für die Gläubiger dar. Eine gelungene Sanierung des Unternehmens hätte auch zur Folge, dass zumindest eine ansprechende Anzahl der vorhandenen Dienstnehmer weiterbeschäftigt werden könnte“. Die Geschäftsführung der Montavit sei hinsichtlich der „Fortführung des Betriebes ohne weitere Nachteile für die Gläubiger optimistisch“. 

 

Schwieriges Marktumfeld 

Bezüglich der Ursachen der Insolvenz erläuterte Schaller, das Marktumfeld für die Montavit sei „in letzter Zeit schwierig“ gewesen: „Aufgrund der staatlichen Corona-Maßnahmen war auch die Zahl von Erkältungs- und leichten Infektionskrankheiten stark rückläufig. Folglich war die Nachfrage an Produkten der Gläubigerin gesunken. Vom Unternehmen neu angeschaffte Maschinen bereiteten ebenfalls Probleme und so waren die Produktionsabläufe am Standort in Absam über einen längeren Zeitraum nachhaltig gestört.“ 


 
Dass die Lage für die Montavit zuletzt nicht einfach war, hatte Geschäftsführerin Katherina Schmidt bereits Ende Oktober vergangenen Jahres eingeräumt. Bei einem Pressegespräch des Pharmaindustrieverbands Pharmig konstatierte sie, zurzeit jage „eine Herausforderung die nächste“. Unter anderem hätten sich die Strompreise seit Beginn des Kriegs in der Ukraine vervierfacht und die Transportkosten verdoppelt. Ferner seien die Kosten für Verpackungsmaterial um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Unter den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen sei es unmöglich, höhere Produktionskosten weiterzugeben. Wie die gesamte Pharmabranche forderte Schmidt daher eine  Inflationsabgeltung bei den Arzneimittelpreisen sowie die Überführung des Generika-Preisbands in Dauerrecht. „Wir wollen nichts geschenkt haben, sondern nur gut wirtschaften können“, verlautete Schmidt damals.