OMV: „Altlast“ trübt Halbjahresbilanz

Der Verkauf der türkischen Tochter Petrol Ofisi ist der Grund für einen Großteil der „negativen Sondereffekte“ im ersten Halbjahr. Doch nun ist die OMV „auf profitablem Wachstumskurs“, betont Generaldirektor Rainer Seele.

OMV-Generaldirektor Rainer Seele
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OMV-Generaldirektor Rainer Seele: „Trendwende definitiv erreicht“

 

Es ist eine „Altlast“ aus den Zeiten Wolfgang Ruttenstorfers, die die Halbjahresbilanz 2017 der OMV trübt: Als Generaldirektor verantwortete Ruttenstorfer den Erwerb von 96 Prozent an der Petrol Ofisi im Jahr 2010. Die OMV verkaufte dieses Unternehmen im ersten Halbjahr 2017. In der Zeit zwischen dem Erwerb und dem Verkauf ergaben sich jedoch erhebliche Währungsverluste durch den Kursverfall der türkischen Lira gegenüber dem Euro. Und die mussten aus rechtlichen Gründen in der nun vorgelegten Halbjahresbilanz nochmals kumuliert ausgewiesen werden. Sie bildeten den größten Brocken der „negativen Sondereffekte“ von rund 1,2 Milliarden Euro, die die OMV hinzunehmen hatte. Das Ergebnis: Die OMV verzeichnete einen Verlust von 112 Millionen Euro - und das, obwohl das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten („CCS-operatives Ergebnis vor Sondereffekten“) gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 um rund 147 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro wuchs. „Das Engagement in der Türkei ist sicher nicht gewinnbringend gewesen“, kommentierte OMV-Generaldirektor Rainer Seele.

 

Ihm zufolge ist die OMV aber „auf profitablem Wachstumskurs. Wir haben die Trendwende definitiv erreicht.“ Dazu beigetragen haben im abgelaufenen Halbjahr höhere Öl- und Erdgaspreise, gestiegene Verkaufsmengen aus Libyen und Norwegen sowie höhere Raffinerie- und Petrochemiemargen. So lag etwa die Referenz-Raffineriemarge der OMV bei 5,7 US-Dollar pro Fass (USD/b), im ersten Halbjahr 2016 waren es 4,9 US-Dollar gewesen. Insgesamt verzeichnete der Konzern im Petrochemiegeschäft ein CCS-operatives Ergebnis vor Sondereffekten von rund 124 Millionen Euro, verglichen mit 110 Millionen im ersten Halbjahr 2016. Laut dem Halbjahresbericht wurde dieses Ergebnis „von allen Produkten unterstützt, wobei die Butadien-Margen besonders hoch waren“. Der Kunststoff- und Düngelmittel-Konzern Borealis wiederum, an dem die OMV mit 36 Prozent beteiligt ist, erzielte ein „stabiles Ergebnis von EUR 207 Millionen Euro“ (203 Millionen im ersten Halbjahr 2016).

 

Nicht abbringen lässt sich die OMV von dem Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2. Seele betonte, dieses werde weiter verfolgt, ungeachtet des US-amerikanischen Ernächtigungsgesetzes, das Präsident Donald Trump die Möglichkeit gibt, Sanktionen gegen Unternehmen zu verhängen, die das Vorhaben vorantreiben. Laut Seele dient das Gesetz dazu, „US-amerikanisches verflüssigtes Erdgas (LNG) auf den europäischen Markt zu verkaufen und den Import von russischem Gas nach Europa zu erschweren“. Gerade deshalb aber sei die Nord Stream 2 „faktisch unverzichtbar. Wegen der sinkenden Eigenproduktion muss Europa mehr Erdgas importieren. Letztlich wird der Markt zwischen teurem LNG und Pipelinegas entscheiden“.