SARS-CoV-2 und seine nächsten Verwandten

Durch Genomanalyse von SARS-CoV-2 und seiner Verwandten in anderen Säugetierarten zeichnen Wissenschaftler die Evolution des Virus nach.

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Das malaiische Schuppentier guilt als möglcher Zwischenwirt der Übertragung des Virus auf den Menschen

In der Virologie lässt sich Evolutionstheorie im Kleinen betreiben. Vom Virus SARS-CoV-2 wird vermutet, dass es durch Mutation aus Betacoronaviren entstand, die Fledermäuse befallen. Auch wenn der tatsächliche Ursprung der gegenwärtigen Epidemie noch nicht rekonstruiert werden konnte und gegenwärtig allerlei Versionen dazu im Umlauf sind: Eine Reihe von erhobenen Indizien machen einen bestimmte Hergang plausibel. Mehrere wissenschaftliche Teams haben mittlerweile phylogenetische Stammbäume von SARS-CoV-2 veröffentlich und so seine Verwandtschaft mit Viren in anderen Säugetierarten gezeigt. Eine am 26. März in der Fachzeitschrift Nature erschienene Arbeit, die der australische Virologe Edward Holmes gemeinsam mit chinesischen Forschern verfasst hat, wies beispielsweise nach, dass unter der im Süden Chinas wildlebenden Population malaiischer Schuppentiere ein Coronavirus mit sehr ähnlichem Genom vorkommt. Vor allem diejenigen Sequenzen, die für die Proteindomäne zum Andocken an die Wirtszelle codieren, zeigen große Übereinstimmungen.

Seither ist das Schuppentier, das, obwohl geschützt, in Ostasien als Delikatesse gilt, als „Zwischenwirt“ der Übertragung auf den Menschen im Gespräch. Der Virus könnte also zunächst von Fledermäusen auf Schuppentiere und von diesen dann auf den Menschen übertragen worden sein. Ein Großmarkt in Wuhan, auf dem derartige Wildtiere gehandelt werden, ist zunächst als möglicher Übertragungsgort identifiziert worden, weil viele der ersten in Spitälern der Millionenstadt behandelten Patienten Kontakt zu diesem Markt hatten. Ein am 26. März im Magazin Cell veröffentlichter Artikel wies zudem darauf hin, dass Viren aus Umweltproben von diesem Markt eine hohe phylogenetische Übereinstimmung mit den ersten aus Patienten in Wuhan isolierten SARS-CoV-2-Exemplaren aufweisen. Auf solchen Wildtiermärkten, wie sie in Asien recht häufig sind, würden jedenfalls zahlreiche Tierarten aufeinandertreffen, die sonst keinen direkten Kontakt hätten, so die Experten, was eine Übertragung begünstige.

Andere Forscher weisen auf wesentliche Unterschiede im Genom der bisher bekannten nächsten Verwandten des humanen Virus in Fledermäusen und Schuppentieren hin, sodass beide nicht als direkte Überträger in Frage kämen. Zuletzt hat eine am 14. April in der Zeitschrift „Molecular Biology and Evolution“ von Forschern der University of Ottawa publiziert Arbeit Indizien dafür gesammelt, dass der Verdauungstrakt streunender Hunde als Ursprung des aktuellen Ausbruchs in Frage kommt