Wittgenstein- und START-Preisträger bekannt gegeben

Innsbrucker Quantenphysik und Wiener Biowissenschaften als Abräumer

Der FWF gab die diesjährigen Träger der Wittgenstein- und START-Preise bekannt und fordert die Erhöhung der Mittel für die Grundlagenforschung.

Bild: Uni Innsbruck
Zwei Preisträger aus der Innsbrucker Quantenphysik-Schule: Experimentalphysiker Hanns-Christoph Nägerl (links) gewann den Wittgenstein-Preisträger, Theoretiker Wolfgang Lechner einen der START-Preise.

 

Mit dem Wittgenstein-Preis und dem „START“-Programm fördert der österreichische Wissenschaftsfonds FWF seit 1996 jährlich herausragende Leistungen der Grundlagenforschung über alle Disziplinen hinweg. Der mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotierte Wittgenstein-Preis zielt darauf ab, einem auf seinem Fachgebiet bereits anerkannten Wissenschaftler ein Höchstmaß an Freiheit bei der Durchführung der Forschungsarbeiten zu geben, die START-Preise fördern Forscher mit zwei oder mehreren Jahren Erfahrung nach dem Doktorat, um ihre Arbeit langfristig finanziell abzusichern.

Der diesjährige Wittgenstein-Preisträger Hanns-Christoph Nägerl wurde 1967 in Göttingen geboren, wo er auch Physik studierte. Bereits 1996 folgte er seinem Doktorvater Rainer Blatt an die Universität Innsbruck. 2006 konnte er sich hier habilitieren, 2011 wurde er zum Professor für Experimentalphysik berufen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Eigenschaften von Quantengasen in der Nähe des absoluten Nullpunkts. Bei Temperaturen im Nanokelvin-Bereich dominieren Quanteneigenschaften das Verhalten des Teilchenkollektivs und führen zum Auftreten neuartiger Quantenphasen und Phasenübergängen zwischen diesen.

Auch unter den diesjährigen START-Preisträgern sind eine Reihe an Naturwissenschaftlern zu finden: Wolfgang Lechner vom Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck beschäftigt sich mit Paritätsbedingungen als Toolbox für Quantencomputer, Claudine Kraft forscht an den Wiener Max F. Perutz Laboratories über die Funktion des Proteinkomplexes Atg1/ULK1 in der Autophagie. Andrea Pauli vom Institut für Molekulare Pathologie in Wien versucht neue Einblicke in Funktionen weitverbreiteter Translation während der Embryogenese zu gewinnen, während Miriam Unterlass, (Institut für Materialchemie der TU Wien) den hydrothermale Pfad zu funktionellen organischen Gerüststrukturen beschreiten will.

 

FWF fordert Einhaltung von politischen Versprechen

Im Rahmen der Pressekonferenz, bei der die Preisträger präsentiert wurden, wiesen FWF-Präsident Klement Tockner und Artemis Vakianis, die kaufmännische Vizepräsidentin des Fonds, auf die Diskrepanz zwischen der an sich hohen F&E-Quote (Österreich liegt hier EU-weit auf dem erfreulichen zweiten Platz) und dem geringen Grundlagenforschungsanteil hin: Nur eine Fünftel der Forschungsgelder fließen in diesen Bereich. Der FWF fordert angesichts dessen, dass die von der Bundesregierung beschlossene „Forschungsmilliarde“ und die sukzessive Erhöhung des jährlichen FWF-Budgets trotz des vorgezogenen Neuwahltermins ohne Verzögerung umgesetzt werden.