Illegaler Arzneimittelhandel weiter auf hohem Niveau 

Die Behörden beschlagnahmten 2023 knapp 802.000 illegale Sendungen. Gegenüber 2022 ist das zwar ein Rückgang um 40 Prozent, aber die bisher dritthöchste Zahl an Aufgriffen. 

 

Bild: Bundesministerium für Finanzen
Bisher dritthöchste Aufgriffszahl: Die Produktpiraten waren auch 2023 mit vollen Segeln unterwegs. 

„Der illegale Handel mit Arzneimitteln ist weiterhin auf dem Vormarsch. Das Ausmaß ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass wohl nicht alles lückenlos aufgegriffen werden konnte, was illegal nach Österreich geliefert wurde. Jedes gefälschte Arzneimittel, das sich im Umlauf befindet, ist eines zu viel und stellt eine ernstzunehmende Bedrohung für die Bevölkerung dar.“ So kommentiert Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog den kürzlich veröffentlichten Produktpirateriebericht des Finanzministeriums für das Jahr 2023. 

 

Dem Bericht zufolge beschlagnahmten die Behörden im vergangenen Jahr insgesamt 6.734 Sendungen mit 801.863 gefälschten sowie anderen illegalen Medikamenten. Zwar bedeutet dies gegenüber 2022 einen Rückgang der Aufgriffe um mehr als 40 Prozent. Doch handelt es sich um die dritthöchste bis dato verzeichnete Zahl an Aufgriffen und eine der höchsten jemals konfiszierten Mengen an Arzneimitteln. 

 

Spektakuläre Fälle 

 

Ausdrücklich erwähnt werden in dem Bericht zwei besonders spektakuläre Fälle. Im Februar 2023 informierte ein Speditionsunternehmen den Zoll am Flughafen Wien „über eine große Sendung mit Medikamenten. Bei der Beschau der Sendung fiel auf, dass die Arzneiwaren als Postsendungen verpackt waren. Die vorgelegte Packliste stimmte nicht mit den Waren der Sendung überein. Gefunden wurden diverse Potenzmittel und Steroide/Hormone ohne Bewilligungen. In den nächsten Tagen folgten weitere Sendungen mit diversen Arzneiwaren, wieder als Postsendungen verpackt. Als Empfänger wurden dabei jeweils die tschechische und ungarische Post angegeben. Die Arzneiwaren sollten danach angeblich in verschiedene Länder verschickt werden, unter anderem nach Italien, Tschechien, Spanien, Griechenland und in die USA“. Insgesamt konnten die Behörden 244.200 Stück Arzneiwaren aus dem Verkehr ziehen. 

 

Im Herbst wiederum ging den Fahndern ein oberösterreichisches Ehepaar ins Netz, das einer international agierenden Bande illegal tätiger Medikamentenhändler angehörte. Die Angetrauten hatten monatelang Anabolika und Potenzmittel in alle Welt versandt, vor allem in die USA. In Summe beschlagnahmten die Linzer Zollbehörden 129 Postsendungen, die 17.580 Stück Tabletten, 4.654 Milliliter an Injektionen und 180,99 Milligramm Pulver enthielten. Wie es in dem Produktpirateriebericht heißt, dauern die Ermittlungen „in diesem speziellen Fall noch an“. 

 

Wenig Änderungen 

 

Wenig geändert hat sich übrigens grundsätzlich an den illegal in Verkehr gebrachten Präparaten: Weiterhin dominieren laut dem Bericht „Potenzmittel sowie fruchtbarkeitsfördernde Produkte, gefolgt von Schlaf- und Beruhigungsmitteln sowie schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten“. 

 

Der Produktpirateriebericht 2023 ist auf der Website des Finanzministeriums verfügbar.