Mayr-Melnhof: „Solide behauptet“

Das betriebliche Ergebnis des Kartonkonzerns stieg im ersten Halbjahr um ein Drittel auf fast 90 Millionen Euro. Für das zweite Halbjahr ist mit einem schwächeren Ergebnis zu rechnen, weil die Nachfrage zurückgeht, die Rohstoffpreise vorerst allerdings nicht. Dennoch wird weiter investiert und, wenn es sinnvoll ist, expandiert. Mayr-Melnhof: „Solide behauptet“ <% image name="Hoermanseder_Web" %> <small><b>Mayr-Melnhof-Chef Wilhelm Hörmanseder:</b> „auf Preisstabilität und Kosteneffizienz setzen“ <i>Foto: Mayr-Melnhof Karton AG</i></small><br> „Trotz sinkender Nachfrage und steigender Rohstoffpreise konnten wir uns sehr solide behaupten.“ So resümiert Wilhelm Hörmanseder, Generaldirektor der <a href=http://www.mayr-melnhof.com target=“_blank“>Mayr-Melnhof Karton AG</a>, bei der heutigen Halbjahres-Bilanzpressekonferenz das erste Halbjahr 2011. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2010 stiegen die Umsatzerlöse um 14,5 Prozent auf 988,2 Millionen Euro. Das betriebliche Ergebnis erhöhte sich um 31,6 Prozent auf 88,8 Millionen Euro, der Periodenüberschuss um 30,9 Prozent auf 64,0 Millionen Euro. Laut Hörmanseder ist dies vor allem auf die „bekannt straffe Preispolitik“ zurückzuführen, die „eine gute Kompensation der erhöhten Kosten“ erlaubte. Wie Hörmanseder erläuterte, sind die Preise für Altpapier, dem wichtigsten Rohstoff für die Kartonerzeugung, seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent gestiegen. Ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich ihm zufolge bislang nicht ab. <p> <b>Schwächere Auftragslage</b><p> Hinsichtlich des angelaufenen zweiten Halbjahres sagte Hörmanseder, schon seit Mitte des zweiten Quartals gebe es eine „Verlangsamung im Ordereingang“. Die Kunden hätten Lagerbestände aufgebaut und nutzten nun eher diese, als neue Kartonmengen zu bestellen. Die verhaltene Nachfrage verschärfe den Wettbewerb, und ein Sinken der Rohstoffpreise sei nicht in Sicht. Mayr-Melnhof setze in dieser Situation auf „bestmögliche Preisstabilität und Kosteneffizienz“. Die Preise für die eigenen Produkte zu senken, habe keinen Sinn: „Damit würden wir keine höheren Verkaufsvolumina erreichen, sondern nur niedrigere Einnahmen.“ <br> Hörmanseder ergänzte, angesichts der Marktlage werde es kaum möglich sein, im zweiten Halbjahr ein ebenso gutes Ergebnis zu erzielen wie im ersten. Die Auslastung der Produktionskapazitäten werde voraussichtlich unter den 99 Prozent des ersten Halbjahres liegen. Für das dritte Quartal sei mit „selektiven Stillständen“ der Kartonerzeugungs-Maschinen zu rechnen. <p> <b>Weiter investieren</b><p> Dennoch will Mayr-Melnhof weiter expandieren, wenn sich die Möglichkeiten dazu bieten, ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen. Mit 300 Millionen Euro an verfügbaren Eigenmitteln und 200 Millionen Euro Kreditzusagen sei Mayr-Melnhof für alle Eventualitäten gerüstet, so Hörmanseder. Gegen Ende des Jahres soll eines der größten Investitionsvorhaben des Unternehmens in den letzten Jahren stattfinden: der Umbau der Kartonmaschine am slowenischen Standort Kolicevo, der mit etwa 40 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Laut Hörmanseder wird das Ergebnis des Umbaus eine sogenannte „Swing-Maschine“ sein, mit der Karton sowohl aus Frischfasern wie auch aus Altpapier erzeugt werden kann. Die Anlage werde die bislang „größte und einzige dieser Art in Europa“ sein. Eine neue Fabrik für Kartonverpackungen wird in Karaman in Zentralanatolien errichtet. Sie soll bereits in den kommenden Wochen in Betrieb gehen. Das Investitionsvolumen bezifferte Hörmanseder mit vorerst etwa sieben Millionen Euro. <b>Frohnleiten nach wie vor auf Eis</b><p> Nach wie vor auf Eis liegt der Plan, in Frohnleiten in der Steiermark eine Anlage zur thermischen Verwertung von Reststoffen zu errichten, bestätigte Hörmanseder dem Chemiereport. Die notwendigen Genehmigungen liegen sämtlich vor und gelten bis 2013. Laut Hörmanseder soll das Projekt realisiert werden, wenn die erforderlichen Reststoffe verfügbar sind. Grundsätzlich wären auch Importe aus dem nahen Ausland denkbar und Experten zufolge sinnvoll, weil die Anlage technisch von höchster Qualität wäre und damit eine die Verwertung der Reststoffe auf ökonomisch wie auch ökologisch sinnvolle Weise garantieren würde. Kommunikativ könnte sich allerdings ein Problem ergeben, sagte Hörmanseder: „Die Schlagzeile 'Mayr-Melnhof importiert Müll' streben wir nicht an.“ <br> Von den jüngsten Ankündigungen der Getränkeindustrie, verstärkt, wenn auch nicht ganz freiwillig, auf Mehrwegverpackungen setzen zu wollen, ist Mayr-Melnhof übrigens nicht betroffen, weil das Unternehmen keine Getränkeverpackungen herstellt. Nicht kommentieren wollte Hörmanseder das neue Ökostromgesetz, das die Ökostromkosten für die Industrie auf 17 Prozent ihrer Stromnetz-Gebühren begrenzt – wenn die EU-Kommission zustimmt: „Ich habe den Eindruck, was immer die Industrie denkt, hat keine Relevanz.“