Neugierde zwischen Physik und Theologie

Walter Thirring erhält Paul-Watzlawick-Ehrenring

Der Physiker Walter Thirring wird mit dem <a href=http://www.watzlawickehrenring.at>Paul-Watzlawick-Ehrenring</a> 2013 der Ärztekammer für Wien ausgezeichnet. Thirring sei einer, der die Grenzen seines Fachs ausgelotet habe und nachhaltigen Einfluss auf die Quantenphysik ausübe, so der Vorsitzende der Jury, Hubert Christian Ehalt.

Walter Thirring
Bild: Zentralbibliothek für Physik
Walter Thirring leistete wesentliche Beiträge zur Quantenfeldtheorie

 

Walter Thirring wurde 1927 als Sohn des Physikers Hans Thirring in Wien geboren. Nach der Promotion bei Felix Ehrenhaft arbeitete er unter anderem bei Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli. In den 1950er-Jahren gehörte er zu den Pionieren auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorie, später erweiterte er seinen Wirkungsbereich auf Arbeiten zur Elementarteilchenphysik und zur Stabilität der Materie. Von 1959 bis 1997 war er Professor für Theoretische Physik an der Universität Wien, 1968 bis 1971 zusätzlich Direktor der Abteilung für Theoretische Physik am Kernforschungszentrum CERN.

In populärwissenschaftlichen Werken versuchte er immer wieder, die Grenzen zwischen Physik und Religion zu überwinden. So zeigte er sich in seinem 2004 erschienen Buch „Kosmische Impressionen“ als Anhänger des sogenannten „anthropischen Prinzips“ und vertrat die Ansicht, dass die Feinabstimmung bestimmter Naturkonstanten notwendig für ein Universum, das Leben hervorbringe, und daher ein Hinweis auf die Existenz Gottes sei.

 

Auszeichnung für den Blick über den Tellerrand

Der ehemalige Ärztekammer-Präsident und Kurator des Paul-Watzlawick-Ehrenrings, Walter Dorner, hob denn auch die Tiefe von Thirrings theologischem Ansatz hervor, betonte aber auch die Schärfe seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Thirring sei, so Dorner, ein Diagnostiker, wie er auch für Ärzte ein Vorbild sein könne. Für den Mediziner ist der Ehrenring „Zeichen unseres Engagements für den Dialog zwischen Medizin und Ethik und eine Humanisierung der Medizin“. Die nach dem österreichischen Psychoanalytiker und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick benannte Auszeichnung wird seit 2008 jährlich an Personen vergeben, „die über den Tellerrand der Disziplinen hinaus denken, sich in ihrem Leben für eine humane Gesellschaft einsetzen und Forschung und Wissenschaft einem breiten Publikum vermitteln können.“ Bisherige Preisträger sind der Philosoph und Soziologe Peter L. Berger, die Kulturphilosophin Aleida Assmann, der Autor und Biograph Rüdiger Safranski und der Architekturtheoretiker Friedrich Achleitner. Der Jury unter Vorsitz von Hubert Christian Ehalt gehörten 2013 Karin Gutiérrez-Lobos, Michael Kerbler, Ulrich Körtner, Karin Schaupp, Raoul Schrott, Sabine Seidler, Rudolf Taschner, Albert Wimmer und Paul Zulehner an.