Regulierung kostet Chemieindustrie zehn Milliarden Euro

Die regulatorischen Kosten für Europas Chemieindustrie belaufen sich auf rund 9,5 Milliarden Euro pro Jahr, was rund zwei Prozent ihres Umsatzes, zwölf Prozent ihrer Wertschöpfung und rund 30 Prozent ihrer Gewinne entspricht. Zu dieser Einschätzung kommt das britische Politikberatungsunternehmen Technopolis Group in einem aktuellen Bericht (Cumulative Cost Assessment, CCA) für die EU-Kommission. Technopolis holte dazu detaillierte Daten von 31 Unternehmen ein, validierte diese mittels einer Online-Umfrage unter weiteren 90 Firmen und rechnete die so erzielten Resultate anschließend auf die gesamte Branche hoch. Zu diesem Zweck wurde der Gesamtumsatz des jeweiligen Subsektors der Chemieindustrie mit den gewichteten regulatorischen Kosten pro Umsatzeinheit, die bei den typischen Unternehmen des jeweiligen Subsektors anfallen, multipliziert. Wie Technopolis einräumt, ist dieses Verfahren weniger exakt als statistische Methoden, lässt sich aber leichter durchführen und liefert eine zumindest einigermaßen tragfähige Grobeinschätzung.

Marco Mensink
Bild: CEFIC
CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink: „Auf Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren“

 

Laut dem Bericht entfallen rund 33 Prozent der regulatorischen Kosten auf Vorschriften bezüglich Emissionen und industrieller Prozesse, weitere 29 Prozent auf spezielle Regelungen für die Chemieindustrie sowie 24 Prozent auf Arbeitssicherheit. Energiepolitische Vorgaben fallen dagegen mit neun Prozent deutlich weniger ins Gewicht, ebenso Normen im Verkehrsbereich (drei Prozent) sowie produktspezifische Bestimmungen (ein Prozent). Für die kommenden Jahre rechnet die Technopolis Group zumindest mit einer gewissen Entlastung. Diese sollte sich daraus ergeben, dass Mitte 2018 die Umsetzung des Chemikalienmanagementsystems REACH ihren Abschluss erreicht.

 

Seitens des Branchenverbandes CEFIC verlautete, die regulatorischen Kosten hätten sich im Zeitraum 2004 bis 2014 nahezu verdoppelt. CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink sprach von einem „klaren Bild: Europa muss sich auf seine Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren. Die regulatorischen Kosten sind dabei ein wichtiger Faktor“. Von einer Entlastung in den kommenden Jahren kann ihm zufolge keine Rede sein. Im Gegenteil dürfte sich die Lage der Branche durch die neuen klimapolitischen Ziele sowie die verstärkten Anstrengungen der EU-Kommission im Bereich Energieeffizienz weiter verschärfen.

 

Die Studie ist unter http://ec.europa.eu/DocsRoom/documents/17784/attachments/1/translations/ verfügbar.