Adnoc bietet knapp 13 Milliarden Euro für Covestro
Mehr als ein Jahr nach der Bekanntgabe der geplanten Übernahme legt der staatliche Ölkonzern Abu Dhabis ein verbindliches Angebot für das deutsche Spezialchemieunternehmen.

Nach mehr als einem Jahr an Verhandlungen ist es so weit: Die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) legt ein verbindliches Angebot zur Übernahme des deutschen Spezialchemiekonzerns Covestro mit Hauptsitz in Leverkusen. Wie dieser in einer Aussendung mitteilte, will die Adnoc für die Akquisition 62,00 Euro je Aktie bezahlen, was bei 189 Millionen Aktien einen Gesamtpreis von rund 11,72 Milliarden Euro ergibt. Kommt die Transaktion zustande, gibt Covestro 18,9 Millionen neue Aktien aus, die die Adnoc ebenfalls für 62,00 Euro je Stück oder insgesamt 1,17 Milliarden erwirbt. In Summe wendet der staatliche Ölkonzern des Emirats Abu Dhabi somit 12,89 Milliarden Euro für Covestro auf. Als Voraussetzung für die Übernahme gilt, dass die Inhaber von mindestens 50 Prozent plus einer Covestro-Aktie ihr zustimmen und die Wettbewerbsbehörden ihr Placet geben.
„Nach eingehender Prüfung begrüßen und unterstützen Aufsichtsrat und Vorstand von Covestro das angekündigte Übernahmeangebot der Bieterin. Sie werden die Angebotsunterlage nach ihrer Veröffentlichung sorgfältig prüfen und eine begründete Stellungnahme abgeben. Vorbehaltlich der Prüfung der Angebotsunterlage gehen Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro davon aus, dass sie den Aktionären der Gesellschaft die Annahme des Angebots empfehlen werden“, hieß es in einer Aussendung.
„Anerkennung deutscher Betriebsvereinbarungen“
In einer bis Ende 2028 geltenden Investitionsvereinbarung verpflichtet sich die Adnoc, die Covestro bis dahin weiter als Aktiengesellschaft zu führen und „keinen Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrag mit Covestro“ zu schließen. Ferner bekennt sich die Adnoc zur „Anerkennung bestehender deutscher Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und der Rechte der Betriebsräte. Zudem sind im Rahmen der Transaktion keine Veräußerungen, Schließungen oder wesentliche Reduzierungen der Geschäftstätigkeiten von Covestro geplant und Adnoc International verpflichtet sich in der Investitionsvereinbarung, keine der genannten Maßnahmen einzuleiten. Die Investitionsvereinbarung enthält auch ein Bekenntnis zum Schutz der Technologie von Covestro und des geistigen Eigentums“.
„Im besten Interesse“
Covestro-Vorstandschef Markus Steilemann verlautete, die Vereinbarung mit der Adnoc sei „im besten Interesse von Covestro, unseren Mitarbeitenden, unseren Aktionären und allen weiteren Stakeholdern“. Sie sichere dem deutschen Konzern „ein noch stärkeres Fundament für nachhaltiges Wachstum in hochattraktiven Branchen und wir können einen noch größeren Beitrag für die grüne Transformation leisten“.
Covestro hatte in den vergangenen Jahren wirtschaftlich nicht übertrieben erfolgreich agiert. Im vergangenen Jahr musste Konzern einen Verlust von rund 198 Millionen Euro hinnehmen, nachdem er 2022 etwa 272 Millionen Verlust verzeichnet hatte. Am 19. Juni 2023 gaben Covestro und Adnoc die geplante Übernahme bekannt.
Unklar ist, wie sich deren nun eingeleiteter Vollzug auf die Gespräche zwischen der Adnoc und der OMV auswirkt, aus deren Tochtergesellschaften Borealis und Borouge einen Petrochemiekonzern von globaler Bedeutung zu formen. Auch diesbezüglich laufen bekanntlich seit längerer Zeit Verhandlungen. Zu Jahresbeginn war kurzzeitig von einem bevorstehenden Abschluss die Rede gewesen. Dies bewahrheitete sich indessen nicht.