ALSA 2012 geht an Linzer Bioinformatiker

Wissenschaftspreis in Wien vergeben

Am 6.November wurden im Novomatic Forum in Wien die diesjährigen Preisträger des Austrian Life Science Award (ALSA) 2012 ausgezeichnet. Beim traditionellen Hotspot der heimischen Life Science-Szene begrüßten Gastgeber Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt  und Chemiereport-Herausgeber Josef Brodacz rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Preisvergabe beim ALSA 2012
Bild: Publish Factory/APA Fotoservice/Thomas Preiss
Preisvergabe beim ALSA 2012: Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt, Preisträger Jürgen Ramharter, Julia Kargl und Günter Klambauer, Chemiereport-Herausgeber Josef Brodacz, Moderator Alfons Haider

 

Einblicke in Erfolge und Misserfolge in Forschung und Praxis aus der Sicht eines Unternehmens eröffnete Keynote-Speaker Michael Koncar, Gründer und Geschäftsführer Bereich Innovation der VTU Holding GmbH: „Innovation ist zu sehen, was alle sehen, und dabei zu denken, was sonst keiner denkt“, weiß der erfolgreiche Unternehmer und gab den jungen Wissenschaftlern eine Reihe hilfreicher Tipps und Tricks für ihre Karriere mit auf den Weg. Durch den Abend führte Alfons Haider.

 

Video zur Veranstaltung:

 

 

Der diesjährige ALSA brachte einen neuen Rekord an Einreichungen. 45 wissenschaftliche Arbeiten – Patente, Fachpublikationen in wissenschaftlichen Journalen oder abgeschlossene Dissertationen – aus dem Bereich Life Sciences konkurrierten um den begehrten Wissenschaftspreis. Der Novomatic-Hauptpreis in Höhe von 10.000 Euro ging an Günter Klambauer für seine Publikation „cn.MOPS: mixture of Poissons for discovering Copy Number variations in next-generation sequencing data with a low false discovery rate“. Die Arbeit Klambauers präsentiert eine Methode, die Kopienzahlvariationen im menschlichen Genom basierend auf Daten von “Next-Generation”-DNA-Sequenzierern zu detektieren. Damit könnten Krankheiten, die mit Kopienzahlvariationen in Zusammenhang stehen – etwa Krebs, Autismus, Alzheimer oder Schizophrenie – mit einem automatisierten Verfahren in sehr kurzer Zeit diagnostiziert werden. Die neuen Sequenziertechnologien (“Next-Generation Sequencing”) ermöglichen es, das Genom eines Individuums in wenigen Stunden zu entschlüsseln und werden deshalb bald als Standardverfahren in Kliniken angewendet werden. Klambauer absolviert derzeit sein Doktoratstudium in Bioinformatik an der Johannes Kepler Universität Linz.

Ein Anerkennungspreis in Höhe von 1.000 Euro ging an Julia Kargl für ihre Dissertation „Trafficking and Signaling of the G protein-coupled receptor 55“. Die Arbeit beschäftigt sich mit der zellulären Regulierung von GPR55, des erst kürzlich neu entdeckten G-Protein gekoppelten Rezeptors 55. Kargl arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Graz. Ein weiterer Anerkennungspreis in Höhe von 1.000 Euro ging an Jürgen Ramharter für seine Dissertation „Total Syntheses of Valerenic Acid and Lycoflexine“. Im Mittelpunkt der Dissertation steht der Naturstoff Valerensäure, der als möglicher alternativer Wirkstoff zu herkömmlichen Medikamenten bei Angsterkrankungen identifiziert wird. Ramharter dissertierte 2012 an der Universität Wien und erhielt anschließend ein Erwin-Schrödinger-Stipendium für die Harvard University, USA, wo er bis 2014 forschen wird.

 

Über den ALSA

Mit einer Gesamtdotation von 12.000 Euro zählt der vom Chemiereport initiierte Austrian Life Science Award zu den höchstdotierten Wissenschaftspreisen des Landes. Er wird im Zwei-Jahres-Rhythmus – heuer bereits zum sechsten Mal – vergeben und seit Beginn vom österreichischen Glücksspielunternehmen Novomatic als Hauptsponsor sowie Bayer Austria und ecoplus finanziell unterstützt. Ziel ist es, auf die Exzellenz und Innovationskraft junger Forschung aufmerksam zu machen. Im Sinne einer angewandten Forschung steht bei der Beurteilung der wissenschaftlichen Leistung der eingereichten Arbeiten die Integration der Forschungsergebnisse in das tägliche Leben im Mittelpunkt.

Das Motto des ALSA lautet daher: „Forschung (be-)greifen – Life Science im Spannungsfeld der Gesellschaft“. Neben Arbeiten aus den klassischen Biowissenschaften Medizin, Biomedizin, Biochemie, Molekularbiologie, Biophysik, Bioinformatik oder Biodiversitätsforschung sind daher auch interdisziplinäre Fragestellungen, die einen Blick über den Rand der Life Science wagen, nicht nur zugelassen, sondern ausdrücklich erwünscht. Neben Naturwissenschaften und Medizin können das unter anderem relevante Aspekte aus den Bereichen Recht, Wirtschaft, Technik oder Sozialwissenschaft sein. Zugelassen sind eingereichte Patente, Fachpublikationen in einem wissenschaftlichen Journal oder abgeschlossene Dissertationen. Die Arbeiten müssen zum größten Teil am Forschungsstandort Österreich durchgeführt worden sein. Die Nachwuchswissenschaftler dürfen höchstens 35 Jahre alt sein. Die ALSA 2012-Fachjury setzte sich aus Eva Maria Binder, Forschungsleiterin Erber AG, Otto Doblhoff-Dier, Vizerektor Veterinärmedizinische Universität, Kurt Konopitzky, COO BIRD-C GmbH, Peter Swetly, ehemaliger Forschungsleiter bei Boehringer Ingelheim Österreich und Vizerektor der Veterinärmedizinischen Universität sowie Nikolaus Zacherl, Obmann der Austrian Biotech Industries, zusammen.