BASF macht 627 Millionen Euro Verlust

Aus dem 72,7-Prozent-Anteil am Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea ergab sich ein Beteiligungsverlust von rund 4,9 Milliarden Euro. Jetzt wird gespart: Die Kosten „außerhalb der Produktion“ sollen um 500 Millionen Euro pro Jahr sinken. Bis Ende 2024 müssen 2.600 Beschäftigte gehen.
    

Einen Jahresverlust von rund 627 Millionen Euro meldet der deutsche Chemiegigant BASF für das Geschäftsjahr 2022. Geschuldet ist das „Loch“ in der Bilanz nicht zuletzt der Beteiligung von 72,7 Prozent an dem Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea, der seinerseits 2022 Wertberichtigungen von rund 6,3 Milliarden Euro für seine Aktivitäten in Russland vornehmen musste. Dies betraf die dortige Produktion ebenso wie die vollständige Abschreibung der Beteiligung an der Nord Stream AG, die die mittlerweile teilweise zerstörten Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 betrieb. Damit ergab sich für die BASF ein Beteiligungsverlust von rund 4,9 Milliarden Euro, nachdem sie 2021 noch einen Beteiligungsgewinn von 207 Millionen Euro verbuchen konnte. Angesichts dessen wird eisern gespart. Bis Ende 2024 sollen die jährlichen Kosten des Konzerns „außerhalb der Produktion“ um 500 Millionen Euro sinken. Netto baut die BASF rund 2.600 Jobs ab. Zum „Cost-Cutting“ gehört laut Mitteilung der BASF „die konsequente Bündelung von Dienstleistungen in Hubs, die Vereinfachung von Strukturen in der Leitung von Unternehmensbereichen, der bedarfsgerechte Zuschnitt von Business Services sowie die Effizienzsteigerung von F&E-Aktivitäten“. 

Foto: BASF SE
BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller: Sparprogramm nach Verlusten

 

Betroffen von den Maßnahmen ist nicht zuletzt der Hauptstandort Ludwigshafen. Dort müssen bis Ende 2026 rund 700 Personen gehen. Die Caprolactamanlage, eine der beiden Ammoniakanlagen samt der damit verbundenen Düngererzeugung, die TDI-Anlage sowie die Anlagen für die Vorprodukte DNT und TDA werden zugesperrt. Das betrifft auch die Anlagen zur Produktion von Cyclohexanol, Cyclohexanon und Schwersoda. Ferner reduziert die BASF ihre Produktionskapazitäten für Adipinsäure. Damit will die BASF ihre Fixkosten in Ludwigshafen um mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr kappen. Vorstandschef Martin Brudermüller konstatierte, das Konzernmanagement sei „sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können. Wir haben höchstes Interesse, ihre breite Erfahrung für das Unternehmen zu erhalten, ganz besonders angesichts offener Stellen und der steigenden Zahl von Pensionierungen“.
 

Durchwachsenes Geschäft 
 

Auch ohne das Desaster um die Wintershall Dea war das Geschäft der BASF 2022 eher durchwachsen gelaufen. Zwar erhöhte sich ihr Umsatz um rund 11,1 Prozent auf 87,3 Milliarden Euro. Geschuldet war das aber vor allem dem Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise, den der Konzern seinen Kunden weiterverrechnen konnte. Die Absatzmengen gingen dem gegenüber „deutlich“ zurück, vor allem in den Geschäftsbereichen Surface Technologies und Chemicals. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Sondereinflüssen sank um 11,5 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Bedingt war das durch die schlechtere Geschäftsentwicklung in den Bereichen Chemicals und Materials. Sie verzeichneten laut BASF „niedrigere Margen und Mengen sowie höhere Fixkosten“.

 

Wie Brudermüller ausführte, ist nicht mit einer Erholung der gesamtwirtschaftlichen Lage zu rechnen. Daher werde die BASF-Gruppe heuer voraussichtlich rund 84 bis 87 Milliarden Euro Umsatz erzielen, was bestenfalls einer Stagnation gleichkäme. Ferner dürfte das EBIT vor Sondereinflüssen auf 4,8 Milliarden Euro bis 5,4 Milliarden Euro sinken, also um etwa 22 bis 30 Prozent. 

 

Politik gefordert 

 

Im Vorwort zum BASF-Jahresbericht resümierte Brudermüller, auch 2023 werde „große Herausforderungen mit sich bringen. Die hohen Unsicherheiten werden fortbestehen. Es wird keinen Schub mehr aus den Nachholeffekten aus der Corona-Pandemie geben wie zu Beginn des Jahres 2022“. Doch der Konzern sei „ vorbereitet auf das, was vor uns liegt“, und habe „frühzeitig wichtige Weichen gestellt“. Gefordert sei nun die Politik: „Nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine hat deutlich gemacht, dass viele dringend nötige Modernisierungsanstrengungen in Deutschland und Europa zu lange hinausgezögert wurden – von der Digitalisierung über den schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien bis hin zu den notwendigen Investitionen in die Infrastruktur. Wir können es uns nicht mehr leisten, dass Genehmigungsprozesse eine Dekade dauern oder Projekte zerredet werden. Vor allem in Deutschland stehen wir weiterhin zu sehr auf der Bremse. Dabei ist jetzt Vollgas gefragt.“