BASF macht wieder Gewinn

Nach der „tiefroten“ Jahresbilanz 2022 schrieb der deutsche Chemiekonzern 2023 einen Gewinn von 379 Millionen Euro. Eitel Wonne herrscht dennoch nicht: Vor allem der Stammsitz Ludwigshafen muss der Konzernführung zufolge umgebaut werden.

 

Foto: BASF SE
BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller: letzte Bilanz mit Gewinn

Der deutsche Chemiekonzern BASF erzielte im Jahr 2023 einen Gewinn von rund 379 Millionen Euro, nachdem er 2022 einen Verlust von 391 Millionen Euro hatte hinnehmen müssen. Allerdings sank der Umsatz um 21,1 Prozent auf 68,90 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) fiel um 33,2 Prozent auf 7,18 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) um 65,8 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Dazu kam, dass sich die Quartalsergebnisse im Lauf des Jahres sukzessive verschlechterten: Wies die BASF im ersten Quartal noch einen Gewinn von 1,60 Milliarden Euro aus, so verzeichnete sie im vierten Quartal einen Verlust von 1,57 Milliarden Euro. „Ausschlaggebend für die Umsatzentwicklung waren deutlich niedrigere Preise und Mengen. Insbesondere gesunkene Rohstoffpreise führten zu geringeren Preisen in nahezu allen Segmenten. Der Absatz sank in allen Segmenten infolge einer schwachen Nachfrage aus vielen Abnehmerbranchen“, teilte die BASF mit.

 

Der scheidende Vorstandschef Martin Brudermüller kommentierte seine letzte Jahresbilanz so: „Diese Situation zeigt zum einen, dass die BASF-Gruppe insgesamt unter weltweit schwierigen Bedingungen absolut wettbewerbsfähig und gesund ist. Zum anderen verdeutlicht das negative Ergebnis an unserem Standort Ludwigshafen, dass es dringend notwendig ist, hier weitere entschlossene Maßnahmen zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit vorzunehmen.“ Brudermüller legt seine Funktion bekanntlich mit Ablauf der Hauptversammlung am 24. April zurück. Als sein Nachfolger ist Markus Kamieth vorgesehen, der im Vorstand zurzeit unter anderem für das Asien-Geschäft zuständig ist. Ob Brudermüller wie sein Vorgänger Kurt Bock in einigen Jahren den Aufsichtsratsvorsitz der BASF übernimmt, wurde bis dato nicht kommuniziert.

 

„Sorgenkind“ Ludwigshafen

 

Für Ludwigshafen, den Stammsitz der BASF, initiierten Brudermüller und Finanzvorstand Dirk Elvermann ein weiteres Sparprogramm. Dieses soll die Kosten der dortigen Operationen bis Ende 2026 um etwa eine Milliarden Euro verringern. Laut Brudermann hatte das „deutlich negative Ergebnis“ in Ludwigshafen, dem größten Produktionsstandort der BASF, die Jahresbilanz des Konzerns in Deutschland ins Minus gerissen: „Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe: Das vorübergehend nachfrageschwache Umfeld beeinträchtigt die Mengenentwicklung sowohl im Upstream- als auch im Downstream-Geschäft. Außerdem belasten höhere Produktionskosten aufgrund strukturell höherer Energiepreise vor allem das Upstream-Geschäft von BASF.“

 

Schon bis Ende 2023 wollte die BASF ihre Kosten in Ludwigshafen um rund 600 Millionen pro Jahr senken. Weitere Maßnahmen, die im Oktober 2022 sowie im Feber 2023 angekündigt wurden, sollten zusätzliche etwa 500 Millionen Euro bringen. Mit anderen Worten: In etwa vier Jahren will die BASF die jährlichen Aufwendungen in Ludwigshafen um rund 2,1 Milliarden Euro reduzieren. Betroffen sind laut einer Aussendung sowohl die Produktion als auch die „Bereiche außerhalb der Produktion“. Vorgesehen sind „ Effizienzsteigerungen in den Unternehmensstrukturen“ ebenso wie Verringerungen der Produktionskapazitäten. Laut dem neuen Geschäftsbericht schloss die BASF in Ludwigshafen 2023 die TDI-Anlage, die Anlage für TDI-Vorprodukte, die Ammoniakanlage sowie die Düngelmittelanlage. Bis Ende 2026 werden auch die Caprolactam-Anlage sowie die Anlagen für Cyclohexanol, Cyclohexanon und Schwersoda stillgelegt. „Diese Maßnahmen im Bereich der Produktion werden sich voraussichtlich auf rund 700 Stellen auswirken. BASF erwartet, die Fixkosten so um mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr zu senken“, heißt es im Geschäftsbericht.

 

Für die längerfristige Positionierung des Standortes Ludwigshafen wird bis Herbst ein „Zielbild“ erarbeitet. Der Aussendung zufolge berücksichtigt die BASF darin „sowohl die regulatorischen Rahmenbedingungen als auch die veränderten Marktrealitäten in Europa und Deutschland“. Brudermüller zufolge wird Ludwigshafen „auf die Belieferung des europäischen Markts“ fokussiert: „Zugleich treiben wir unser Geschäft in den Regionen der Welt, die dynamischer wachsen und über attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen verfügen, konsequent voran.“ Mit anderen Worten: Investiert wird offenbar primär außerhalb Deutschlands.

 

Grundsätzlich optimistisch

 

Hinsichtlich des laufenden Geschäftsjahres ist die Konzernführung grundsätzlich optimistisch. Sie rechnet mit einer Steigerung des EBITDA vor Sondereinflüssen auf 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro und damit um 3,9 bis 11,7 Prozent. Zugrunde liegt dem die Erwartung, dass die „globale Chemieproduktion“ heuer um etwa 2,7 Prozent zulegen wird, verglichen mit 1,7 Prozent im vergangenen Jahr. „Dies wird vor allem von dem erwarteten Wachstum der chinesischen Chemieindustrie getragen sein“, hieß es in einer Aussendung.