Bayer: Gewinnanstieg mit Fragezeichen
Der Grund für die Versechsfachung auf 1,98 Milliarden Euro sind primär verringerte betriebliche Aufwendungen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Konzerns.

Hauptsächlich wegen massiv verringerter sonstiger betrieblicher Aufwendungen versechsfachte sich der Halbjahresgewinn des deutschen Pharma- und Agrochemiekonzerns Bayer gegenüber 2023 auf 1,98 Milliarden Euro. Dem Halbjahresbericht zufolge beliefen sich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen im ersten Halbjahr 2024 auf rund 824 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2023 hatten sie dagegen 3,43 Milliarden Euro ausgemacht, also rund 2,61 Milliarden Euro mehr. Ein erheblicher Teil davon waren offenbar sogenannte „Sondereinflüsse“ im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Konzerns gewesen, vor allem im Agrochemiegeschäft, also dem Geschäftsbereich Crop Sciences. Dort betrug das operative Ergebnis (EBIT) im ersten Halbjahr 2024 rund 1,83 Milliarden Euro, verglichen mit 112 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2023. Die EBIT-wirksamen Sonderaufwendungen in diesem Geschäftsbereich beziffert Bayer mit 138 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 2,65 Milliarden Euro gewesen.
In operativer Hinsicht liefen die Geschäfte uneinheitlich. Im Bereich Crop Sciences sank der Umsatz währungsbereinigt um 1,4 Prozent auf 12,89 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen verringerte sich um 15,5 Prozent auf 3,37 Milliarden Euro. Bayer begründet das mit Preisrückgängen bei den glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln, dem „nachteiligen Produktmix“ und im Vergleich zum Vorjahr höheren Zuführungen „zu Rückstellungen für das konzernweite Short-Term-Incentive-Programm“.
Positiv entwickelte sich der Bereich Pharmaceuticals, also das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Laut dem Halbjahresbericht verzeichnete Bayer in diesem Segment einen währungsbereinigten Umsatzanstieg um 4,2 Prozent auf 8,96 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 1,2 Prozent auf 2,52 Milliarden Euro. Vor allem bei den neuen Präparaten Nubeqa gegen Krebs sowie Kerendia gegen Nierenkrankheiten sowie beim Augenmedikament Eylea wurde eine „positive Entwicklung“ verzeichnet. Erwartungsgemäß rückläufig waren die Umsätze mit dem Gerinnungshemmer Xarelto, bei dem Patente auslaufen.
Für den Bereich Consumer Health (rezeptfreie Präparate) wiederum meldete Bayer einen währungsbereinigen Umsatzanstieg um 1,6 Prozent auf 2,89 Milliarden Euro, aber einen deutlichen Rückgang des EBITDA vor Sondereinflüssen um 9,7 Prozent auf 645 Millionen Euro. „Dies war vor allem zurückzuführen auf gestiegene Kosten, höhere Investitionen in unsere markenstarken Produkte, unter anderem für die Markteinführung von Iberogast in den USA, sowie materielle negative Währungseinflüsse“, heißt es im Halbjahresbericht.
Rechtsstreitigkeiten gehen weiter
Weiter nicht ausgestanden sind die Rechtsstreitigkeiten in den USA wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch das glyphosathältige Pflanzenschutzmittel Roundup sowie wegen behaupteter Umweltschäden durch PCB. Ferner läuft eine Auseinandersetzung mit dem deutschen Chemiekonzern BASF, der 2017 und 2018 Teile des Geschäftsbereichs Crop Sciences erworben hatte und 2019 Schadenersatzansprüche stellte.
Wegen einer „angeblich fehlerhaften Kapitalmarktkommunikation im Zusammenhang mit dem Erwerb von Monsanto´“ wiederum beanspruchen deutsche sowie US-amerikanische Anleger Schadenersatz. In 55 Fällen laufen noch Klagen.
Ausblick unverändert
Bayer-Vorstandschef Bill Anderson zeigte zufrieden. „Beim Kapitalmarkttag haben wir gesagt, dass wir kontinuierlich performen wollen und gleichzeitig die längerfristigen Themen angehen, die auf uns lasten. Die vergangenen 154 Tage seit dem 5. März zeigen recht deutlich, dass wir beides können“´, kommentierte er das Halbjahresergebnis.
Am Ausblick auf das Gesamtjahr hält Bayer weiterhin fest. Um Währungseffekte bereinigt, soll der Umsatz bei 47 Milliarden bis 49 Milliarden Euro liegen, das EBITDA vor Sondereinflüssen bei 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 betrug der Umsatz von Bayer 47,63 Milliarden Euro, das EBITDA vor Sondereinflüssen 11,71 Milliarden Euro.