Bayer: Milliardenverlust nach Sondereffekten

Die Rechtsstreitigkeiten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat rissen ein Loch in die Halbjahresbilanz. Operativ war das Geschäft durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Aber gerade der Crop-Sciences-Bereich verzeichnete vor Sondereffekten zweistellige Wachstumsraten.

Foto: Bayer
Negative Sondereffekte: Noch immer ist der Rechtsstreit um Glyphosat ein Kreuz für den Bayer-Konzern.

 

 

Einen Verlust von 8,06 Milliarden Euro meldet der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer für das erste Halbjahr 2020. Bedingt war dieser durch negative Sondereinflüsse von 13,10 Milliarden Euro, insbesondere Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten von 12,45 Milliarden Euro. Wie berichtet, hatte Bayer versucht, einen Vergleich mit der US-amerikanischen Justiz über die Klagen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu schließen. Der zuständige Richter, Vince Chhabria vom U.S. District Court for the Northern District of California, äußerte indessen Bedenken gegen die geplante Sammelklägervereinbarung, weshalb Bayer diese zurückzog. „Bayer setzt sich weiterhin nachdrücklich für eine Lösung ein, die gleichzeitig sowohl die gegenwärtigen Rechtsstreitigkeiten zu vernünftigen Bedingungen beilegt als auch Führung und Beilegung möglicher künftiger Rechtsstreitigkeiten in tragfähiger Weise regelt“, betonte der Konzern anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen. An den Sondereffekten änderte das freilich nichts.

 

Operativ gesehen, war Bayer ebenso wie andere Unternehmen von der COVID-19-Pandemie betroffen. Deshalb liefen die Geschäfte einigermaßen durchwachsen, allerdings keineswegs katastrophal. Im größten Geschäftsbereich etwa, Crop Sciences, war ein leichtes Umsatzplus von 0,3 Prozent auf 11,36 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 18,2 Prozent auf 3,98 Milliarden Euro, das EBIT vor Sondereinflüssen um 20,3 Prozent auf 2,93 Milliarden. Nach den Sondereffekten waren die beiden Kennzahlen indessen deutlich im Minus, das EBITDA mit -6,41 Milliarden Euro, das EBIT mit -8,10 Milliarden Euro.

 

Der Bereich Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Medikamente) verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2,7 Prozent auf 8,54 Milliarden Euro. Bayer führt dies nicht zuletzt darauf zurück, dass bedingt durch die COVID-19-Pandemie andere, nicht dringend notwendige Behandlungen zurückgestellt wurden. Dennoch blieb das EBITDA vor Sondereffekten mit 2,96 Milliarden Euro (- 0,1 Prozent) stabil, das EBIT vor Sondereffekten erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Auch hier sorgten die Sondereinflüsse jedoch für ein kräftiges Minus: Das EBITDA belief sich auf 1,41 Milliarden Euro (- 52,3 Prozent), das EBIT auf 924 Millionen Euro (- 61,5 Prozent)

 

Im Geschäft mit nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Consumer Health) schließlich erwirtschaftete Bayer im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 2,59 Milliarden Euro, um 8,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 555 Millionen Euro um 3,5 Prozent unter dem ersten Halbjahr 2019, das EBIT vor Sondereinflüssen verringerte sich um 3,0 Prozent auf 393 Millionen Euro. In diesem Geschäftsbereich verbesserten die Sondereffekte die Resultate allerdings: Das EBITDA wuchs um 7,2 Prozent auf 533 Millionen Euro. Das EBIT belief sich auf 425 Millionen Euro, nachdem es im ersten Halbjahr 2019 mit -90 Millionen Euro deutlich negativ gewesen war.

 

 

Vorstandschef Werner Baumann stellte in seinem Kommentar zum Halbjahresergebnis die positiven Seiten der Bilanz heraus: „Dank der Zuwächse im Agrargeschäft haben wir das EBITDA vor Sondereinflüssen gesteigert – und das unter schwierigen Rahmenbedingungen.“ Nur schwer einzuschätzen ist dem Bayer-Management zufolge, wie sich die COVID-19-Pandemie auf das Ergebnis des Gesamtjahr auswirken wird. Bis auf Weiteres rechnet die Konzernleitung mit einem Umsatz von 42 bis 43 Milliarden Euro (2019: 43,54 Milliarden Euro) und einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 6,40 und 6,60 Euro (2019: 6,38 Euro).