Britische Chemieindustrie mit Inflationsängsten

Etwa 95 Prozent der Unternehmen klagen über diesbezügliche Befürchtungen. Ins Jahr 2021 ist die Branche aber gut gestartet, berichtet die Chemical Industries Association.

Foto: EC Audivisual Service / Etienne Ansotte
Liefern, bitte: Die britische Regierung muss der Chemieindustrie gute Rahmenbedingungen bieten.

 

Rund 50 Prozent der britischen Chemieunternehmen fürchten eine verstärkte Inflation im Gefolge der COVID-19-Pandemie, weitere 45 Prozent machen sich diesbezüglich zumindest leichte Sorgen. Das berichtet der Branchenverband, die Chemical Industries Association (CIA). In einer Aussendung verwies deren Generaldirektor Steve Elliott auf Berechnungen, denen zufolge die Zinsen für britische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren von 0,3 auf 0,8 Prozent gestiegen sind. Das höre sich nicht dramatisch an. Doch müsse Großbritannien heuer und nächstes Jahr Kredite über insgesamt rund 234 Milliarden Pfund Sterling (270 Milliarden Euro) aufnehmen. Daraus ergäben sich milliardenschwere Belastungen für den Zinsendienst. Und die Chemieindustrie befürchte, dass diese nicht zuletzt mit der höheren Besteuerung von Unternehmen bedient werden sollen, warnte Elliott.

 

Das aber wäre ihm zufolge das Letzte, das die Branche brauchen könne. Um nach der Pandemie wieder zu „vollem Wachstum“ zurückzukehren, brauche die Chemieindustrie vielmehr ein britisches Gegenstück zum EU-Chemikalienmanagementsystem REACH, das die Unternehmen besser unterstütze. Ferner benötigt wird laut Elliott eine Klima- und Energiepolitik, die es seiner Klientel ermöglicht, in höchstem Ausmaß zur Senkung der CO2-Emissionen in Großbritannien beizutragen. Dazu gehörten auch Förderungen für den Einsatz einschlägiger Produkte unter anderem in der Auto- und der Ludftfahrt- sowie der Lebensmittelindustrie.

 

Elliott ergänzte, grundsätzlich sei die britische Chemiebranche nicht schlecht ins Jahr 2021 gestartet. Im Vergleich zum 4. Quartal 2020 verzeichneten 80 Prozent der Unternehmen im 1. Quartal 2021 gleichbleibende oder sogar höhere Umsätze. In Großbritannien selbst seien die Umsätze weitgehend stabil geblieben. Zeitweilige Ausfälle bei Exporten in die EU infolge des Brexit hätten durch Ausfuhren in andere Wirtschaftsräume weitgehend kompensiert werden können. Ferner meldeten 40 Prozent der Unternehmen Zuwächse beim Auftragseingang, 34 Prozent konnten ihre Produktion steigern, 32 Prozent die Auslastung ihrer Anlagen erhöhen. Für das 2. Quartal rechneten 90 Prozent der Unternehmen mit gleichbleibenden oder sogar weiter steigenden Umsätzen. Zwei Drittel erwarteten höhere Auftragseingänge sowie Produktionszuwächse.

 

Dies alles bedeutet laut Elliott einen „beeindruckenden Beitrag unserer Branche zur britischen Wirtschaft. Dass wir während der Pandemie gewachsen sind, zeugt von der harten Arbeit unserer Beschäftigten“. Nun liege es an der Politik, Strategien für den weiteren Aufschwung der Wirtschaft zu entwickeln und umzusetzen.